Und genauso verhält es sich mit Retrokitsch und Klassikern – auch hier bewegen sich Künstler stets auf einem sehr schmalen Grad. Nun schiebt der ehemalige Niedersachse unter dem unauffälligen Namen „Blood oft he Sun“ also mal wieder ein Best of/Coveralbum mit zweifelhaftem Wert über die Ladentheke. Interessant ist die VÖ zum einen deshalb, weil der Meister der sechs Saiten die Creme de la Creme der Sängergilde für sein Projekt gewinnen konnte. Zum anderen, weil es neben zahlreichen Coverversionen auch neue Aufnahmen aus der Feder des Meisters gibt.
„Out in the Fields“ lassen wir als Hommage an den verblichenen GARY MOORE mal einfach so stehen. Mit „Save Yourself“ hat Schenker einen der besten Songs seiner MSG Zeit nochmal aufgenommen. Damals wie heute stand Robin McAuley am Mikrofon. Es glaubt mir zwar nie jemand, aber die Zusammenarbeit der beiden Herren, die ja dann schließlich in der McAuley Schenker Group gipfelte, war für mich die fruchtbarste in der Solokarriere Schenkers. Und das Solo des Songs bleibt für mich bis in alle Ewigkeit eines der besten Soli überhaupt im Rockgeschäft. Punkt.
Die Version von „Doctor Doctor“ mit JEFF SCOTT SOTO, den ich eigentlich sehr schätze, am Gesang, kann mit der 97er Version des „Walk On Water“ Albums mit Phil Mogg am Mikro nicht mithalten. Und ob man dann eine Instrumentalversion des Songs braucht, muss wohl jeder selbst entscheiden. Von „War Pigs“ braucht man eine solche Version auf jeden Fall nicht. RIPPER OWENS trägt mit seinem Gesangsstil zwar dazu bei, dass sich der Song vom Original abhebt, aber ob dies zu Begeisterungsstürmen führen wird, bleibt fraglich. Da hat mir die Version von SACRED REICH besser gefallen.
Insgesamt unterbreitet Schenker ein solides, kurzweiliges Rockalbum über dessen Sinn man sich sicherlich streiten darf – aber man muss es ja auch nicht kaufen, wenn man nicht möchte. Soundtechnisch präsentiert sich der Saitenhexer aus Sarstedt traditionell und spartanisch, was den Songs aber auch nicht unbedingt schlecht zu Gesicht steht. Ein absolutes Muss ist diese Scheibe sicherlich nur für Die Hard Fans. Für alle anderen gilt mal wieder: Hört rein und entscheidet dann selbst.