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Das damalige zweite 1997er-Album war eine Katastrophe. Im direkt Vergleich mit deren Demo/Minialbum „Nothing…“ (1992 – inkl. Coversong „Eternal“) und dem Debütalbum „Prayer to…“ (1993) wahrlich eine Ohrfeige an die Fans. Doch es schien damals nach dem erfolgreichen Debüt, der neue Weg zu sein, weil sich die Band auch neu formierte. Für mich sah es eher danach aus, als ob sie ausschließlich den damaligen Zug des Gothic-Rock noch erreichen wollten und daher dem Doom-Death komplett den Rücken gekehrt haben – und dabei eben versagten.
Dennoch, gerade „Nothing…“ und „Prayer to…“ sind bis heute unerreicht, was eine Zusammenkunft von Death/Doom-Metal und Gothic-Ambient-Progressive-Rock anbelangt. Das Songwriting von diesen beiden Veröffentlichungen hatte wahrlich Potenzial und stand im Nichts nach, was vergleichbare Konsorten aus dem restlichen Europa anbelangt, wie u.a. Paradise Lost, Anathema & My Dying Bride – anno 1991/92 wohlbemerkt!
Leider hatten die Polen es aber nie geschafft so richtig durchzustarten, außerhalb ihrer Heimat, was sicherlich auch mehrere Gründe haben mag (Stichwort: 1990er Jahre, Polen, Labels, fehlende Tourneen usw.) und dies trotz einiger Veröffentlichung weltweit der Alben mit verschiedenen Distributoren als auch gar unterschiedlichen Coverartworks. In Polen waren die Alben jedoch damals schnell vergriffen. Was eine Wiederveröffentlichung in der heutigen Zeit nach sich zog.
Auch die komplett überarbeitete Wiederveröffentlichung dieser beiden Kultwerke im Jahre 2016 hat nicht viel mehr für Aufsehen sorgen können –bis dato. Aber seitdem gab es zumindest in der Szene einen Anstoß, um sich der Band (erneut) zu widmen, zumal sie seit 2014 wieder offiziell aktiv ist. Mit zwei neuen im Team am Bass und Schlagzeug, aber immerhin mit vier Gründungsmitgliedern – also eine ordentliche Reunion!

MORDOR „Darkness...“ erscheint nun am 20.04.18 via Pagan Records.
Und für die Fans der ersten Stunde wird es am Anfang schwer sein sich mit den Songs anzufreunden. Wer nämlich weiterhin den 1990er Jahren nachtrauert und eben „Nothing/Prayer to“ erwartet, wird zunächst skeptisch sein, nicht nur aufgrund des komplett anders wirkenden Gesangsstile von Pawel. Doch keine Sorge, den Fehler von „The Earth“ wiederholen sie nicht. Eher im Gegenteil, MORDOR präsentieren sich aggressiver, melancholischer und düsterer denn je.
„Darkness Falls“ beginnt mystisch, mit schwerem Riff & cleanen Vocals, um mit der Zeit doch noch auszubrechen. Doom/Death Metal in seiner reinsten Form, selbstverständlich mit folgend fiesen Growls. Im Mittelteil wird es dann für zweieinhalb Minuten wieder ruhig, Electro-Ambientklänge, die eher wie eine Pause oder gar Intro zum eigentlichen Song wirken, um zum Ende hin wieder Vollgas zu geben. Der zweite Track ist überraschend schnell, ganz anders als der Titeltrack. Aber „L.U.C.I.F.E.R.” liefert erstmal eine Minute lang ein ruhiges Intro, geht dann in die Vollen & bringt mit der Zeit erneut mystische, melancholische Sphären mit sich. Dieser Track, mit seinen Black Metal-Anleihen ebnet den gewissen Hauptcharakter dieses Albums. Denn auch „Melancholy“ geht voll ab, mit Blastbeats und melancholischen Gitarrenklängen sowie eben fiesen Growls ohne dabei den gewissen Prog-Doom-Sound komplett aus den Augen zu verlieren. „Eleven“ (mit einigen Fields-Anleihen als auch fiesen Keyboard-Sounds!) und die letzten beiden Tracks lassen es jedoch nicht ausschließlich krachen und unterstreichen den Abwechslungsreichtum dieser Band einmal mehr.
Schlussendlich stellt man fest, MORDOR haben sich anno 2018 auch dem Genre des (Post) Black Metal zugewandt und erschaffen so eine Symbiose aus guten alten Doom/Death-Sphären und dem Dark/Black Metal. Vor allem der Black Metal scheint eine komplett neue Erkenntnis für die Herren zu sein, aber es steht ihnen gut zu Gesicht. Sicherlich mag das Black-metallische auch ein Verdienst des Produzenten sein, der kein Geringer als M von der Band Mgła ist und bereits die Wiederveröffentlichungen MORDORs remastered hatte, aber auf diese dark-metallische Weise treffen MORDOR den Nerv der heutigen Underground-Zeit. Aber man muss dem Werk seine Zeit geben. Jeder Song bewegt sich im achtminütigen Rahmen, was die Sache nicht einfacher, aber umso spannender gestaltet.

Fazit: DARKNESS METAL – mehr geht nicht!!!
MORDOR sind wieder da und das so richtig fies, interessant und abwechslungsreich.

MORDOR blicken nicht (wirklich) zurück, wirken eher wie eine neue Band, für die wieder aufblühende Szene. Dennoch leugnen sie nicht komplett ihre Wurzeln. Denn, „Darkness…“ mag auf den ersten Blick den Eindruck erwecken ein rein ordentliches, normales Old-School-Death/Doom-Album zu sein, aber die wuchtige Produktion und die ordentliche Portion an Dark/Black/Ambient-Metal lassen es doch moderner/frischer und interessanter erscheinen.


Kategorie

V.Ö.

20. April 2018

Label

Pagan Rec.

Spielzeit

46:51

Tracklist

Darkness Falls
L.U.C.I.F.E.R.
Melancholy
Eleven
Incalculable Sadness
Dark Room

Line Up


Paweł Zieliński - vocal
Jacek Woszczyna - guitar
Paweł Midera - guitar
Dariusz Boral - keyboards
Bartosz Żyngiel - bass
Paweł Pietrzak - drums