Das war im Jahre 1996 und mit dem nächsten Longplay "The Proximity Effect" (1998) war es mit dem Plattenvertrag und der Herrlichkeit zumindest in den USA wieder vorbei und so mussten sich die Mannen um Matthew Caws neu erfinden. Die rotzige, ungestüme, jugendliche Alternative-Rock-Attitüde war leider dahin, so dass das Debütalbum "High/ Low" trotz seiner Genialität im bandeigenen Ranking nur den sechsten von sieben Plätzen einnimmt (http://www.noisey.vice.com/blog/rank-your-records-nada-surf-matthew-caws).
Doch auch der "Post-Beatles-Rock", der textlich und musikalisch Glücksgefühle und Traurigkeit miteinander kombiniert und dem sich die mittlerweile erwachsen gewordenen NADA SURF jetzt verschrieben haben, kann sich mehr als hören lassen, zumal das Vorgängeralbum "The Stars Are Indifferent To Astronomy" ein kleiner Knüller war und die Jungs auch live eine Macht waren, wie ihr letztes Konzert in der nicht mehr existierenden Meiers Music-Hall in Braunschweig unter Beweis stellen konnte.
Nun fast vier Jahre später steht das Opus "You Know Who You Are" in den Startlöchern, das opulent mit dem leicht nachdenklichen, aber zugleich auch sehr enthusiastischen Track 'Cold To See Clear' startet. Aufrüttelnde, nicht verzagende Melancholie begegnet einem in 'Believe You're Mine', und zwar in einer Form wehmütiger Leichtigkeit, dass man meinen könnte, dass alles schon nicht so schlimm sei. Mehr Wehmut, weniger Leichtigkeit, dafür aber auch Stromgitarrensoli gibt es in 'Friend Hospital', ein Track, der dazu geeignet ist, sich einmal wieder richtig der Schwermut und dem Trübsinn hinzugeben.
Ein wirklicher Kracher ist dann der Song 'New Bird', der an die sehnsüchtige Dynamik alter Tage anknüpft und bisweilen angeloopte, schaurige Düsternis verbreitet. Hier sprießt der Alternative Rock aus jeder Pore! Im Kontrast dazu steht das gemächliche, angeschrammelte 'Out Of The Dark', dessen Alleinstellungsmerkmal eindeutig die Bläserarrangements sind. Ein typischer NADA-SURF-Song, den man so ähnlich auch schon auf den anderen Alben gehört hat. Ähnlich verhält es sich mit 'Rushing', das durchaus Potenzial hat, das sich aber wahrscheinlich erst nach dem fünften Hören so richtig offenbart. 'Animal' kommt dagegen im Stile einer schlechten ROLLING-STONES-Ballade daher: dahinplätschernd, nichtssagend, schmalzig, triefend, abgründig. Der Titeltrack macht dann vieles wieder gut, zumal er phasenweise überaus gute Laune verbreitet und hier wieder alternative gerockt wird. Bei 'Gold Sounds' habe ich im ersten Moment gedacht, die guten alten SMASHING PUMPKINS wären wieder mit '1979' am Start. Weltklasse! Und auch der Rausschmeißer 'Victory's Yours stimmt wieder versöhnlich, auch wenn hier phasenweise etwas zu viel BEATLESscher Bombast durchscheint.
FAZIT: Auch auf ihrem neuen Longplayer ist es NADA SURF gelungen, einige Klassiker des melancholischen Alternative Rocks zu komponieren. Insgesamt kommt "You Know Who You Are" aber nicht ganz an das Vorgängeralbum heran, da ihr Euphorie und Melancholie miteinander verbindender "Post-Beatles-Rock" bisweilen zu zuckersüß daherkommt.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
Line Up
Matthew Caws (Gesang, Gitarre)
Daniel Lorca (Bass)
Ira Elliot (Schlagzeug)
Doug Gillard (Gitarre)