Kerrang! ernannte NOTHING MORE zu einem der „22 Artists Shaping the Future of Rock”, neben Nine Inch Nails, Twenty One Pilots und Bring Me The Horizon.
Frontmann Jonny Hawkins wurde zudem neben Künstlern wie Billie Joe Armstrong, Dave Grohl und Hayley Williams in die “the English Tastemaker’s Top 50 Greatest Rockstars In The World” Liste aufgenommen.
Dazu noch drei Grammy Nominierungen sowie zwei Goldzertifizierungen. Man sollte also davon ausgehen, dass einen ein Aunahmealbum erwartet, sobald man sich das am 28.06.2024 bei Better Noise Music erscheinende „Carnal“ anhört.
Ich persönlich muss sagen, dass mein erster Kontakt mit „Nothing More“ eher verhalten war. Völlig unbedarft schaute ich mir die Performance von Sänger Jonny Hawkins und seinen drei Mitstreitern an, während Sie versuchten die Menge für den Hauptact des Abends, Electric Callboy, weiter anzuheizen. Verhalten daher, da ich ein wenig irritiert war, dass der Texaner Hawkins Oberkörperfrei und ohne Schuhe anfing sich selbst mit roter und schwarzer Farbe zu beschmieren.
Meine anfängliche Skepsis schwand allerdings, als ich die erste Singleauskopplung „If It Doesn’t Hurt“ das erste Mal im Radio bzw. bei Spotify hörte. Der Song reißt einen direkt mit und gibt einen ersten Ausblick auf die stimmlichen Qualitäten von Hawkins, die er auf dem Album eindrucksvoll zum Besten gibt.
Auch die zweite Single „House On Sand (feat. Eric Vanlerberghe von I Prevail)“ folgt diesem Erfolgsrezept und setzt die Stimmen beider Sänger sehr gut in Szene. Auch die kräftigen, ausdruckstarken Gitarrenriffs tun ihr Übriges. Der Text ist eine innere Abrechnung mit den Fehlern die der Sänger bisher gemacht hat, aber auch die Aussicht darauf noch einmal von vorne anzufangen.
Insgesamt sind alle Songs durch Authentizität und Leidenschaft miteinander verbunden, wurden sie doch in der Zeit des wohl bisher größten Umbruchs im Leben von Jonny Hawkins geschrieben, seinem Umzug von Louisiana nach Tennessee. “My life pretty much went through a full reset,” erklärt er. “Everything got turned upside down.”
Aber noch etwas anderes macht das Album zu etwas ganz Besonderem. Die einzelnen „Kapitel“ werden durch mehrere Zwischenstücke eingeläutet: “| CARNAL |,” “| HEAD |,” “| HEART |,” “| SIGHT |,” und “| SOUND |,”, die die Symbole und psychometrischen Marker widerspiegeln, die Hawkins für seinen SPIRITS TEST verwendet hat.
Den ersten von “| CARNAL |,” und “| HEAD |,” eingerahmten Block bilden die bereits bekannten Vorabauskopplungen „House On Sand (feat. Eric Vanlerberghe von I Prevail)“, „If It Doesn’t Hurt“ die Ballade „Angel Song (feat. David Draiman von Disturbed)“ sowie die beiden neuen Songs „Freefall“ und „Blame It On The Drugs“.
Während die ersten drei Songs noch eine etwas härtere Gangart für das Album vermuten lassen, entwickelt sich „Freefall“ doch eher in Richtung emotionale Achterbahnfahrt und zeigt dem Zuhörer eine weitere Facette des Gesangsrepertoire von Hawkins.
Den Abschluss des Kapitels bildet das geradezu poppige „Blame It On The Drugs“ welches aber definitiv im Refrain zum lauten mitsingen einlädt. Gegen Mitte und Ende des Songs wird die Gitarre noch einmal ein wenig aggressiver und prägnanter.
Block zwei zwischen dem bereits genannten “| HEAD |,” sowie “| HEART |,” ist das mit elektronischen Elementen unterlegte „Existential Dread“ welches den Regler wieder in Richtung härtere Gitarrenmusik verschiebt, ohne Hawkins die Möglichkeit zu nehmen wieder einmal seine Gesangskünste zu beweisen.
Auf “| HEART |,” folgt “| SIGHT |,” und mit den beiden Songs „Down The River“ und „Give It Time“ die meiner Meinung nach schwächsten Songs des Albums. Gerade durch seine harmonische, Singer-Songwriter Art ist „Down The River“ ein großer Kontrast zu den anderen Songs des Albums. Auch „Give It Time“ scheint eher als Ballade angelegt und nehmen ein wenig Tempo aus dem Album.
"Those songs are for anyone who finds themselves in a worn out or beaten down point in their life,” so Hawkins. Er bezeichnet sie auch als unverblümte Botschaften der Hoffnung.
Den letzten Block zwischen “| SIGHT |,” und “| SOUND |,” bilden der nach Aussage von Gitarrist Mark Vollelunga „heaviest song we’ve ever written“ Track „Stuck (feat. Sinizter), für mich neben den Songs zwei und drei einer der besten des ganzen Albums nicht zuletzt wegen der Gesangseinlagen des Phonk Stars Sinizter welcher sich perfekt mit Hawkins ergänzt.
Der „vorletzte“ Song „Run For Your Life“ setzt wieder auf Tempowechsel und interessante Effekte mit Bass und Gitarre. Auch die Stimme von Sänger Hawkins wird wieder auf vielfältige Art eingesetzt. Ein gelungener Abschluss eines guten Albums.
Über die Verwendung der Zwischenstücke lässt sich sicherlich streiten, denn sie machen es schwierig das Album auf Shuffle zu hören. Auf der anderen Seite finde ich allerdings, dass der Hörer durch sie gut auf die einzelnen Songs eingestimmt wird.
Insgesamt hat mir das Album, bis auf die bereits oben genannten Titel sehr gut gefallen und macht wieder einmal Spass auf mehr. Vielleicht sollte ich mir auch den Vorgänger „Spirits“ sowie das selbstbetitelte „Nothing More“ aus 2014 noch einmal zu Gemüte führen, da sich diese drei Werke doch sehr stark ähneln sollen.
“We wanted to go back to our roots a little bit on this one and see what that sounds like in 2024,” erklärt Hawkins. “SPIRITS was an introspective, deep dive. We wanted this one to feel immediate. CARNAL is a bit harder and more guitar-driven. There’s still a lot of depth in the musicality. We maintain the niche, fringe, progressive elements, but we also made sure every chorus is a banger.”
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
2. HOUSE ON SAND (feat. Eric V Of I Prevail)
3. IF IT DOESN’T HURT
4. ANGEL SONG (feat. David Draiman)
5. FREEFALL
6. BLAME IT ON THE DRUGS
7. | HEAD |
8. EXISTENTIAL DREAD
9. | HEART |
10. DOWN THE RIVER
11. GIVE IT TIME
12. | SIGHT |
13. STUCK (feat. Sinizter)
14. RUN FOR YOUR LIFE
15. | SOUND |
Line Up
Mark Vollelunga - Gitarre, Hintergrundgesang
Daniel Oliver (seit 2004) - Bass, Hintergrundgesang
Ben Anderson (seit 2015) - Schlagzeug