Zwar hatte man sich auch auf dem 99er Album „Ein Strauß bunter Melodien“ erfolgreich an die ein oder andere Eigenkomposition herangewagt, so richtig hat sich der SODOM Frontmann mit seiner Truppe aber erst in den letzten Jahren als deutscher Festzeltbarde selbstständig gemacht.
Nach „Nunc Est Bibendum“ ist „H.E.L.D.“ (kurz für: „Hart-Ehrlich-Laut-Durstig“) das zweite Album mit vollständig eigenem Songmaterial und mit den 13 Songs im Gepäck macht sich der Onkel nun auf zum Verwandtschaftsbesuch.
Eingeleitet durch frühmorgendliche Flatulenzen stellt ONKEL TOM sofort das Motto des neuen Albums vor: „Prolligkeit ist keine Schande“! Passend dazu ist man musikalisch und textlich einen deutlichen Schritt auf die BÖHSEN ONKELZ zugegangen und in Songs wie „Zu Wahr, um schön zu sein“ oder „Was euch nicht passt“ trifft man dann gerne mal auf die ausgedroschenen Phrasen wie „Ihr dürft gerne andere Götter beschwören“ usw. Dazwischen wird der ein oder andere hochprozentige Trinker-Rumpel-Song eingestreut, z.B. „Im Suff“, „Ein bisschen Alkohol“.
Zwar betont man im Labelinfo, dass sich ONKEL TOM auf dem neuen Album jenseits „geheuchelte Underdog-Prosa“ und „halbseidene Durchhalte-Lyrik“ anderer Deutschrock-Bands bewege, doch so wirklich will mir der Unterschied nicht einleuchten – man höre sich nur mal die abschließende Balalde „Ich bin noch am Leben“ an.
Nun gehöre ich zu den Leuten, bei denen die alljährlichen TV-Festivalberichte über grölende, picklige Metalfans, die außer einem inbrünstigen „Waaaaaaaccckkkkkkkköööööööööönnn!“ nicht mehr viel zustande bringen, regelmäßige Fremdschämanfälle auslösen. Dennoch höre ich mir durchaus ganz gerne mal den ein oder anderen Deutschrocksong an und versuche dabei die oftmals stereotypen und hirnrissigen lyrischen Ergüsse auszublenden. Aber was der gute ONKEL TOM auf „H.E.L.D.“ bietet, geht irgendwie an meinem geistig-musikalischen Horizont vorbei und unterstreicht mal wieder die Vermutung, dass viele Metalfans sich nur dadurch von volltrunkenen Lloret De Mar Urlaubern in lachsfarbenen Poloshirts unterscheiben, dass sie seltener zum Frisör oder unter die Dusche gehen. „H.E.L.D.“ ist sicherlich der passende Soundtrack, um im Getränkelager einer insolventen Trinkhalle ein rauschendes Abschlussfest zu feiern, aber damit hat sich der Unterhaltungswert der Scheibe für mich auch schon erschöpft. Mir haben die ersten ONKEL TOM Scheiben gut gefallen, da ich die Coverversionen deutscher Evergreens witzig fand und auch die ersten Eigenkompositionen wie „Freundschaftsbund“ und „Diebels Alt“ hatten einen gewissen Unterhaltungswert. „H.E.L.D.“ hingegen dürfte sich ebenso schnell verziehen wie die anfangs erwähnten morgendlichen Flatulenzen.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
01 Flatus Antelucanus
02 Prolligkeit Ist keine Schande
03 Zu wahr, um schön zu sein
04 Ein Bisschen Alkohol
05 Am Morgen Danach
06 Was Euch nicht Passt
07 Vom Paradies gen Süden
08 Wer Nach Dem Lied Noch Stehen Kann
09 Der Duft Von Lavendel
10 Im Suff
11 Der Onkel Kommt Zum Hausbesuch
12 Auf Gedeih und Verderb
13 Ich bin Noch Am Leben
Line Up
Tom Angelripper - Vocals
Klaus Nikodem - Guitar
Celli - Guitar
Corny – Drums
Marc - Bass