PARADISE LOST sind schon ein Phänomen. Und der Name mitunter auch Programm. Denn als die Mannen um Nick Holmes und Greg Mackintosh vor nunmehr 25 Jahren starteten, hatte man sich noch dem reinen Death Metal verschrieben. Auch wenn man die bahnbrechenden Nachfolger „Gothic“ und „Shades of God“ in diesem Genre noch verorten konnte, so setzte doch eine (für viele Fans der ersten Stunde unheilvolle) musikalische Entwicklung ein, die das Genre des Gothic Metals begründen sollte.
Doch die zeitweiligen Ausflüge in die elektronisch sphärischen Gefilde machten viele der alten Fans nicht mehr mit, die sich dann lieber in ihren „Icon-T-Shirts“ den Erinnerungen an die gute alte Zeit, sozusagen an das „PARADISE LOST“ hingaben.
Die Experimentierfreudigkeit und der Wille, auch einmal unbenutzte Pfade einzuschlagen, taten der Popularität jedoch keinen Abbruch. Und wenn man ehrlich ist, dann haben PARADISE LOST in den letzten Jahren mit „In Requiem“ (2007), „Faith Divides Us, Death Unites Us“ (2009) sowie „Tragic Idol“ (2012) wirklich drei herausragende und außergewöhnliche Alben vorgelegt. Und aus dem Dunstkreis dieser drei Alben sind auch die „Raritäten“, die auf „Tragic Illusion 25“ zu finden sind.
Abgesehen von 'Loneliness remains', 'The last fallen saviour', 'Back on disaster' sowie den Neuaufnahmen von 'Gothic' und 'Our saviour' kannte ich die anderen Raritäten schon von den Deluxe-Editionen. Nichtsdestotrotz muss man feststellen, dass gerade Raritäten und B-Seiten oftmals eine ganz andere Seite einer Band offenbaren. Und so ist es auch bei PARADISE LOST. Man nehme nur den „Country- und Coversong“ 'Never take me alive' im typischen PARADISE-LOST-Sound, das kraftvolle, energetische und hymnische 'Ending through changes' oder das zunächst unscheinbar eintönige, dann aber refrainartig melancholische 'Cardinal Zero'.
Alles auf ihre Weise typische PL-Songs, aber eben nicht so typisch, als dass sie es auf die jeweiligen Longplayer geschafft hätten. Zum Teil könnte das am verlangsamten doomigen Charakter gelegen haben wie bei 'Loneliness remains', 'Cardinal Zero' (wenn auch etwas schneller) oder 'Sons of perdition', oder an zu hoher elektronischer Eingängigkeit und Melodiosität wie bei 'Back on disaster' oder 'Silent heart'. Man weiß es nicht.
Mein absolutes Highlight ist jedenfalls 'The last fallen saviour', kraftvoll, heftig, aggressiv mit einem Hauch an Emotionalität und den typischen bluesigen Gitarrensoli. Interessant dürften auch die beiden Aufnahmen mit dem Prager Orchester sein, die den Stücken eine ungemeine Tiefe verleihen.
Zum Abschluss kann man PARADISE LOST nur gratulieren und sich wünschen, dass sie auch in Zukunft nichts von ihrer Kreativität einbüßen und uns noch mit viele weiteren hervorragenden Alben erfreuen.