Nichtsdestotrotz: Wenn man vollkommen unvoreingenommen und ohne bestimmte Erwartungen getreu dem Motto „Erwarten sie nichts, dann werden sie auch nicht enttäuscht“ an das Opus herangeht, kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Man muss sich nur ein paar Sekunden an die fröhlichen klassischen Metal-Elemente gewöhnen ('Destroyer'), die immer mal wieder das Regiment übernehmen und den riffgetriebenen Grooves und griffigen, anklagenden Raugesängen Verschnaufspausen verschaffen und mit gröligen Choralgesängen einen erfrischenden Hauch von Melodik verleihen.
Entgegen den Verlautbarungen anderer Musikmagazine kommt der Sound meines Erachtens bisweilen durchaus druckvoll und aggressiv daher ('Crushed') und auch die Melodik ist nicht über die Gebühr aufdringlich und zuckergußmäßig, eher leicht melancholisch nachdenklich ('Factures') mit einer gelungenen Prise punkiger, eingängiger Power. Auch ein hohes Maß an Abwechslung kann man den Songs nicht absprechen, wie zum Beispiel 'Writings On The Wall' unter Beweis stellt, der drumsmäßig wohl 'We Will Rock You' von QUEEN Konkurrenz machen soll. Das wird ja auch Zeit, wird der ein oder die andere sagen. Und in der Tat besticht der Song durch seine nu-metallige Attitüde und seine Potenzialentfaltung aufgrund des gemäßigteren Tempos.
Richtig mitreißend wird es dann mit 'Bottom Feeder', eine hammermäßige Groove--Hymne, die sich mehr als hören lassen kann. Mit 'The Sound Of Violence' wird dann dem Albumtitel, der übersetzt so viel heißt wie Grimm (also nicht die Gebrüder mit den Märchen), alle Ehre gemacht: angepisste, groovige Brutalität! Gleiches gilt für 'Vicious' und 'Dedicated' mit einem gelungenen Riffgewitter.
Fazit: Die Australier von PARKWAY DRIBE haben mit „Ire“ ein durchaus überzeugendes Album vorgelegt, das gekonnt den Spagat zwischen klassischem, melodischem Metal und nu-metallischer Groovigkeit bewältigt. Eine Kombi, die es in dieser Gestalt nicht so oft zu hören gibt.