Gegründet 1992, liefern die vier Mannen (Steven Wilson, Colin Edwin, Richard Barbieri und Gavin Harrison) mit THE INCIDENT im September 2009 ihr nunmehr zehntes Studioalbum ab. Die Idee zum Albumtitel kam Frontmann Wilson, als er an einem schlimmen Verkehrsunfall vorbeifahren und dabei zusehen musste, dass seine schaulustigen Mitbürger gaffender Weise immer langsamer fuhren, um sich sensationsgeil am Leid und der Not anderer Menschen zu erfreuen. Von diesem Erlebnis ausgehend werden folgerichtig weitere „INCIDENTS“ (z.B. die Rettung eines Teenagermädchens aus den Fängen von religiösen Fundamentalisten, Gartenzaunterror unter Nachbarn oder (CSI lässt grüßen) die beim Angeln vorbeitreibende Leiche) thematisiert, und zwar immer in der ersten Person, um die Traumata und den Schmerz, den die distanzierte Berichterstattung der Medien über diese Ereignisse massiv abmildert, persönlich erlebbar zu machen. Diese doch nicht sehr leicht zu verdauende Thematik hinterlässt natürlich ihre Spuren in den 14 Songs. Das Album startet mit dem langsamen „Occam's Razor“, um dann mit „The Blind House“, „Drawing The Line“ kurzzeitig an Fahrt und Intensität zu gewinnen, bis allerdings das Leiden, die Trauer und die Emotionen in den Songs die Oberhand gewinnen, indem sich für meinen Geschmack zu ruhige, emotionale, melodiöse, ja nahezu psychodelische Passagen, Phasen und Kurztracks abwechseln. Insgesamt ein überaus experimentelles, verspieltes und vielleicht innovatives Werk, das sicherlich seinesgleichen sucht, auf das man sich aber einlassen muss und deshalb nicht jedermanns Sache ist. Zumindest die Fans von Pink Floyd werden aber voll auf ihre Kosten kommen!