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Nach dem bereits beeindruckenden Debütalbum „Between Me And The Machine“ melden sich die Lyoner von RESOLVE mit ihrem zweiten Langspieler „Human“ zurück. Der zeigt definitiv, wozu die menschliche Kreativität in der Lage sein kann.

Ehrlicherweise muss man sich fragen, wie es RESOLVE geschafft haben, neben den unzähligen Live-Auftritten auf Touren, unter anderem mit LANDMVRKS, CALIBAN oder SIAMESE, auch noch ein Album zu veröffentlichen – und dann auch noch ein solches. War „Between Me And The Machine“ bereits ein Album, bei dem RESOLVE Vielseitigkeit und Experimentierfreudigkeit unter Beweis gestellt haben, zeigt „Human“ die nachvollziehbare Weiterentwicklung daraus.

Dabei beginnt das Album mit dem Titeltrack und dem bereits im Juni erschienenen „Human“, leicht spooky, bevor Frontsänger Anthony Diliberto das erste Mal stimmlich explodiert, gepaart mit dem beißenden Gitarrensound, ein wuchtiger Einstand, der anschließend mit Synthelementen etwas ruhiger wird. Im Chorus zeigt Anthony dann auch, wie exzellent er die sanfteren Töne beherrscht. Gerade als man dann denkt, man hätte das Konzept des Songs durchschaut, folgt der Breakdown. So wünscht man sich das!

Mit „Death Awaits“ geht es weiter. Der bereits im März präsentierte Song kündigt die titelgebende, unumstößliche Wahrheit bereits zu Beginn an, bevor man von einem fast groovig anmutenden Beat durch Shouting daran erinnert wird, dass sich hier jemand mit seinem Schicksal, dem Status Quo und dem weiteren Weg definitiv nicht zufriedengibt. Der melodischere Refrain zeigt wiederum, dass die Selbstzweifel dadurch nicht verschwunden sind.

Damit man nicht glaubt, jetzt hätte man eine Idee, wie RESOLVE so klingen, folgt mit „Older Days“, welches nur wenige Wochen vor Release am 31.08. erschien. Dafür holt man sich einfach mal Aaron Matts von den ebenfalls aus Frankreich stammenden TEN56 sowie Marc „Zelli“ Zellweger der Schweizer Band PALEFACE SWISS mit ins Boot, packt ein paar Hip-Hop-Vibes sowie eine Background-Gitarre, die entfernt Diablo-Soundtrack-Feeling aufkommen lässt, ein und produziert so ein grandioses Zusammenspiel aus den jeweiligen Stimmen. Der gemeinsame Breakdown zum Ende hat es dann noch mal richtig in sich.

Doch das RESOLVE auch ruhig können, haben sie ja schon auf „Between Me And The Machine“ bewiesen. „Continuum“ ist eher Ballade, bevor wir (und auch das kennen wir schon teilweise so von „Between Me And The Machine“) zur Mitte des Songs durch noch harte Riffs und Shouting um die Ohren gehauen werden. Die Auflösung zum Schluss, als Mitte zwischen den Extremen, ist schon fast poppig, passt aber zum Song.

Den Kontrast dazu stellt „Bloodlust“ dar. Hier werden wir direkt in den brutalen, wütenden Rausch hineingezogen und tauchen gelegentlich zum schnappenden Atemholen kurz aus der tosenden Flut auf. Die Phasen unter der Oberfläche haben dabei aber auch kurze Momente der Klarheit. Musikalisch lassen sich hier Djent-Elemente erkennen, auch finden sich kurze Klaviertöne wieder. Nach knapp vier Minuten dürfen wir uns wieder etwas beruhigen, denn dann beginnt der sechste Song des Albums, „In Stone“, und das garantiert wieder ganz anders als erwartet. Es handelt sich hierbei um einen wunderschönen Song über den Tod, der auch aufgrund der wachsenden Intensität emotional berührt. Die Klarheit und Reichweite von Frontmann Anthony Diliberto umarmt dabei die Message des Songs, um sie uns direkt in die Brust zu legen. Mit den Worten „Written in stone, I’ll carry your tales, till the end.“ endet der Song und der ruhige Durchatmer zur Halbzeit.

„Comfortably Dumb“ zeigt uns nämlich direkt wieder den Mittelfinger. Harte Riffs, eine große „scheiß egal“-Prise in der Stimme und jede Menge Wut, gepaart mit der Beschreibung eines Gemütszustandes, wie ihn nur der Tanz auf der alkoholisierten Rasierklinge hervorbringt. Der wohl härteste Song des Albums.

„Ignite“ hingegen ist weit weniger metalcorelastig und bewegt sich eher im Alternative Metalbereich, der einzige Song, der für mich etwas generisch wirkte, wobei sowohl stimmlich als auch in der Musik der RESOLVE-Sound unverkennbar bleibt.

Es folgt mit „Move to Trash“ die erste Singleauskopplung des Albums. Viel Drive, schwungvolle Wechsel und Beats und ein wirklich dreckiger Breakdown fügen sich hier mit dem unfassbaren Gesangstalent von Anthony zusammen und sorgen für ein absolut eingängiges Gesamtwerk.

Mit 5 Minuten und 44 Sekunden handelt es sich bei „New Colors“ um den längsten Track des Albums. Die im Juli erschienene Single erinnert mich am stärksten an „Between Me And The Machine“. Der langsame Beginn mit seinen dennoch treibenden Gitarrenriffs, die Synthklänge, die den sonst allein auftretenden Gesang so lange unterstützen, bis die Emotionen auf allen Ebenen aus dem Song herausbrechen, das Gefühl, dass man hier Teil einer Geschichte wird, einer Reise – hier zeigen RESOLVE mehr als beeindruckend, zu was sie in der Lage sind. Es sind eben genau diese Songs, wo die Band ihre ganze Expertise zeigen kann. Ob die vielseitigen Gitarrenriffs von Antonin Carré, der treibende Bass von Robin Mariat oder die teils wirklich verrückten Beats aus dem Schlagzeug von Nathan Mariat, hier merkt man, wie sich die Jungs alle mal richtig austoben dürfen.

Der letzte und elfte Song von „Human“ nennt sich „Moonchild“ und entlässt uns etwas ruhiger und mit Zuversicht. Musikalisch, wie bereits „Ignite“, eher im Alternative Metal als im Metalcore angesiedelt, was nicht bedeutet, dass hier absolute Ruhe angesagt ist. Besonders zum Ende hin nimmt die Härte auch hier stark zu.

Was für ein Album! RESOLVE zeigen auf „Human“, dass sie absolut den nächsten Schritt gegangen sind und dabei keinen Wert auf eine Einordnung in ein Genre legen. Viel mehr zeigt das Album, dass sie sich sowohl auf alte Stärken besinnen und es dabei dennoch schaffen, vielseitiger und tiefergreifender zu werden. Das viele Touren hat ihnen augenscheinlich gutgetan, und die steigende Aufmerksamkeit ist mehr als berechtigt.

Wer die Möglichkeit hat, sollte sie auf keinen Fall live verpassen. Gemeinsam mit Headliner RISE OF THE NORTHSTAR sowie den Jungs von ELWOOD STRAY sind sie diesen Herbst auf Tour.

Kategorie

V.Ö.

15. September 2023

Label

Arising Empire

Spielzeit

44:27

Tracklist

Human
Death Awaits
Older Days feat. ten56. & Paleface Swiss
Continuum
Bloodlust
In Stone
Comfortably Dumb
Ignite
Move To Trash
New Colors
Moonchild

Line Up

Anthony Diliberto - Gesang
Antonin Carré - Gitarre
Robin Mariat - Bass
Nathan Mariat - Schlagzeug

Bewertung

1