Er vereint 30 Werke in der eigenen Diskografie, 20 Charteinträge in Deutschland, 18 Gastgesangsauftritte für Bands wie Hämatom, Lord of the Lost, Atrocity und Crematory, unzählige Konzerte in Amerika, Mexiko, China, Japan, Kolumbien und ganz Europa und Festivals wie das weltbekannte Wacken Open Air, Hellfest, Graspop Festival und Summerbreeze. Die Rede ist von Robert-Martin Dahn, oder auch besser bekannt als „Robse“, ehemals Frontmann und Partygarant der Epic-Metal-Band Equilibrium.
Seit der Trennung im Oktober 2022, nach immerhin 12 ½ Jahre bei Equilibrium, war der Vollblutmusiker allerdings nicht untätig, was nach fast 30 Jahren Bühnenpräsenz auch ein wenig merkwürdig erscheinen würde. Herausgekommen ist ein wahrhaft gewaltiges Feuerwerk an Energie und bombastischen Songs.
Bei der Auswahl seiner Weggefährten für "ROBSE" galt dieselbe sorgfältige Selektion wie bei der Entscheidung für seine Plattenfirma Reaper Entertainment – es kamen nur die Besten und Treuesten der Szene in Frage: Die Besetzung umfasst die Gitarren-Profis Dennis "Blaze" Baron und Oliver Hey von Final Depravity, den Orkan-schnellen Drummer Marius Berendsen von Mallevs Maleficarvm, und den fiesen Bass von Marco Paulzen von ONCE sowie Alina Lesnik, die die Band mit Keyboard und ihrer powervollen Stimme komplettiert.
Hört man zuerst in das „Intro“ „Sonata Arlecchino“ kommt kurz das Gefühl auf, dass die Zeiten des Viking und Pagan Metal nun endgültig vorbei sind, und Robse einen Schlussstrich unter seine alten Tugenden gezogen hat.
Doch weit gefehlt: Das titelgebende „Harlekin und Krieger“ holt uns schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Stampfende Rhythmen, mitreißende Gitarren, eingängige Deutsche Texte, die sich mit dem Kriegertum befassen. Für mich ein sehr guter Einstieg.
„Hey Sturm“ lädt zum Mitgrölen ein, ist aber bei weitem nicht so mitreißend wie noch der erste richtige Titel, bietet jedoch Gelegenheit, sich auf das mystisch anmutende „Amenthes“ vorzubereiten.
Geradezu im Amon Amarth Stil entführt, uns „Robse“ hier in das altägyptische Totenreich Duat. Bei den ersten Riffs möchte man sich unwillkürlich auf den Boden setzen und anfangen zu rudern. In dem Song geht es schnörkellos um den Tod, sowie die Tatsache, dass man nichts mit ins Jenseits mitnehmen kann. Im Vergleich zu den anderen, doch eher im Melodic-Metal sowie Pagan-Metal anzusiedelnden Songs, eine richtige Death-Metal-Walze.
Weiter geht es mit „Aus dem Gleichgewicht“. Nach einem eher gemächliche Anfang wird die Geschwindigkeit wieder angezogen. Inhaltlich beschäftigt sich Robse mit der Vergangenheit, verarbeitet hier die Trennung von seinen ehemaligen Bandkollegen von Equilibrium, welche nicht freiwillig vollzogen wurde, wie er in einem Interview mit den Kollegen der Metalfactory (www.metalfactory.ch) bekannt gab. Interessant hier auch, dass Robse einige Zeilen des Textes absolut Clean zum Besten gibt.
Nach der Vergangenheitsbewältigung wird das Ruder schnell wieder rumgerissen. Mit „Von der Schenke zur Taverne“ präsentiert uns Robse ein typische Sauflied, wie es bereits hunderte gibt. Dennoch tut es dem ganzen keinen Abbruch, und lenkt die Gedanken wieder in andere Bahnen. Vielleicht auch um den kommenden Song vorzubereiten. Eine Kollaboration mit der wohl keiner vorher gerechnet haben dürfte.
Als Gastsänger für „Kleine weiße Friedenstaube“ gelang es Robse niemand anderen als Stumpen, Leadsänger der Meisten Band der Welt Knorkator, zu gewinnen. Hierbei handelt es sich mitnichten um eine Komposition von Stumpen oder Robse selbst, nein, es ist eine Neuinterpretation des DDR-Kinderliedes welches 1949 von der Kindergärtnerin Erika Schirmer komponiert und getextet wurde. Mit dabei auch die kleine weiße Friedenstaube welche Ihr typisches „Gurr“ beisteuern durfte.
Mit „Lied der Nacht“ hat es auch eine Ballade auf das Erstlingswerk geschafft. Der Gesang wird hauptsächlich durch Keyboarderin Alina Lesnik vorgetragen, Robse steigt nur im letzten Drittel in das Duett ein, und verleiht dem Song dadurch durchaus Lacuna Coil Vibes. Insgesamt eine von zwei großen Überraschungen des Albums.
Für „Nostalgia“ kommt noch einmal Ex-Bandkollege Dom R. Crey (Equilibrium, Nothgard“) zum Einsatz, welcher das zweite Duett mit Alina Lesnik einspielt. Diesmal allerdings nicht auf Deutsch, sondern ziemlich untypisch für das Album, diesmal auf Englisch. Auch hier fühlt man sich an die frühen Lacuna Coil erinnert, wobei die Musik einen deutlich stärkeren Einschlag in Richtung Black/Death Metal hat.
Mit „Flamme der Revolution“ holt Robse den Zuhörer wieder zurück ins Kampfgeschehen und richtet den Fokus wieder auf stampfende Rhythmen und deutsche Texte. Auch am Einsatz der Doublebass wird, wie auch in den anderen Songs, nicht gespart.
„Viva la Caida“ (Es lebe der Herbst) bildet den Abschluss des Albums. Herauszustellen sind hier die erstaunlich klaren und melodiösen Gitarrenparts, die einen Großteil des Songs ausmachen, sowie die erneute gesangliche Zusammenarbeit mit Keyboarderin Alina Lesnik, welche einige englische Textpassagen beisteuert.
Wenn jemand erwartet haben sollte, dass sich „Robse“ komplett neu erfindet, wird er sicherlich enttäuscht. Ich als „Neuling“ jedoch freue mich über diese „Neuentdeckung“ und hoffe auf das baldige Erscheinen eines zweiten Album.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
2 Harlekin und Krieger
3 Hey Sturm
4 Amenthes
5 Aus dem Gleichgewicht
6 Von der Schenke zur Taverne
7 Kleine weiße Friedenstaube
8 Lied der Nacht
9 Nostalgia
10 Flamme der Revolution
11 Viva la Caida
Line Up
Robert-Martin "Robse" Dahn - Gesang
Alina Lesnik - Keyboard und Gesang
Dennis "Blaze" Baron - Gitarre
Oliver Hey - Gitarre
Marius Berendsen - Schlagzeug
Marco Paulzen - Bass