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Nach einem unvergesslichen RockHarz 2023 und den Vorankündigungen für die 2024er Ausgabe, gab es keine Ausreden für die Twilight-Delegation. Bei diesem Billing war es Pflicht, vom 3.-6. Juli unterhalb der Teufelsmauer die Zelte aufzuschlagen und für diese Tage in die wunderbare Welt des Metal einzutauchen.

Twilight-Cheffe Marcel Hübner und meine Wenigkeit machten sich am frühen Mittwoch Morgen auf den (zum Glück) kurzen und unkomplizierten Weg nach Ballenstedt und konnten bereits um 8 Uhr das erste Begrüßungsbier mit weiteren Twilight-Kollegen und guten Freunden am Check-In öffnen, bevor es dann eine halbe Stunde später auf den Campground ging.

Mittwoch

Mammoth WVH


Der Mittwoch hatte gemäß Runningorder schon einiges zu bieten, sodass der musikalische Reigen um 17:35 Uhr mit Mammoth WVH auf der Rockstage startete. Ein seltsamer Bandname, unter dem sich niemand etwas vorstellen würde, wäre da nicht die Zusatzinformation „WVH“, die für Wolfgang Van Halen steht. Der Sohn des legendären Gitarren-Gottes Eddie Van Halen, der nun an Gitarre und Gesang mit seiner eigenen Band unterwegs ist und super erdigen HardRock spielt. Jedes Mal wenn Wolfgang Van Halen ein Solo spielt tobt die Menge, da es unverkennbar ist, wer sein Lehrer war.

OOMPH

Nach einer kurzen Pause ging es dann mit OOMPH! weiter. Für die meisten Metalheads dürfte dieser Auftritt mit Daniel Schulz eine Premiere sein. „Der Schulz“, bzw. der Ex-Frontmann von Unzucht hatte ja noch nicht allzu viele Gelegenheiten, seine Qualitäten einem solch breitgefächerten Publikum in dieser Band zu präsentieren. Aber wer den sympathischen Sänger kennt, musste sich keine Sorgen machen, dass er sich in seiner neuen Umgebung perfekt zurecht finden würde und wie immer das Publikum mitzieht. Die Songs wurden auch super performt, sodass Herr Schulz seinem Vorgänger Dero in nichts nachstand.

Bruce Dickinson

Die Highlights des Abends folgten nun direkt danach und hintereinander. Zuerst Bruce Dickinson, der mit „The Mandrake Projekt“ sein neues Soloalbum promotet und im Anschluss Dirkschneider. Wo andere Männer bereits in Rente sind, drehen diese beiden Herren nochmal richtig auf. Bruce Dickinson präsentierte sich mit seinen 65 Jahren in gewohnter Manier agil und sympathisch. Musikalisch konnte er aus mehreren seiner Solo-Alben schöpfen. Wenn auch nur drei Songs des neues Werkes präsentiert wurden, hatte einen guten weiteren Mix an Songs zusammengestellt. Dass hier und da die eine oder andere Gesangslinie doch sehr an seine Hauptband erinnert, lässt sich allerdings nicht überhören und auch nicht vermeiden. Es ist halt Bruce Dickinson!
Udo Dirkschneider hat es ebenfalls geschafft, seit mittlerweile über 50 Jahren durchgehend musikalisch aktiv zu bleiben. Und wie bei vielen anderen Bands, scheint auch er die musikalischen Rechte zu besitzen, immer noch alte Accept Songs spielen zu dürfen. Und mal ganz ehrlich: wer will schon „neues Material“ von einem Urgestein des Heavy Metal hören? Ob zu „Metal Heart“, Princess Of The Dawn“, „Fast As A Shark“ oder „Balls To The Wall“, Udos´ Stimme passt immer noch wie damals und die Meute gröhlt alles mit. Auch schön zu sehen, dass aus alten Accept-Zeiten Basser Peter Baltes zurückgekehrt ist und mit Drummer Sven Dirkschneider (dem Sohn von Udo Dirkschneider, der auch schon fast 10 Jahre dabei ist) für den nötigen Wumms sorgt.

Das Schöne dieser Ausgabe des RockHarz ist die Mischung der Bands, deren Stile nicht unterschiedlicher sein können und die durch die Running Order fast immer krasse Stilwechsel bieten. Als absoluten Höhepunkt und krassen Gegensatz zu Udo Dirkschneider darf ich daher die folgende Band bezeichnen:


Amorphis




Immer wieder gerne gesehen und gehört, nie langweilig und meistens zur besten Stunde. In diesem Fall mit einer Spielzeit von einer Stunde. Sänger Tomi Joutsen war wieder einmal in Top-Form und konnte das Publikum mit einem bunten Song-Mix begeistern. Seit 34 Jahren liefern die Finnen nun schon regelmäßig Top-Alben ab und könnten somit Stunden lang nur Hits spielen. Aufgrund der begrenzten Zeit waren es dann dieses Mal Hits wie „Northwards“, „On The Dark Waters“, „Wrong Direction“, „Black Winter Day“ oder „House Of Sleep“. Zum krönenden Abschluss musste (ich hatte es erwartet) der Mega-Hit „The Bee“ kommen.

Was für ein erster Festival-Tag!

Donnerstag

Heldmaschine

Der Donnerstag begann für uns zur Mittagsstunde mit Heldmaschine. Was letztes Jahr noch durch Unzucht auf dem RockHarz dargeboten wurde, wurde heute im ähnlichen Musikstil durch die Heldmaschine zelebriert. Da der Trend vieler Musiker zur Zweit-Band geht (von denen andere Musiker auf diesem Festival sogar 2 Mal auf die Bühne müssen/dürfen), haben sich Sänger Rene Anlauff, Gitarrist Tobias Kaiser und Drummer Dirk Oechsle schon vor einigen Jahren dazu entschlossen, neben ihrem Hauptprojekt namens Völkerball (Rammstein-Cover-Band) in ähnlicher Manier eine neue Band zu gründen, mit der diese Herrschaften immer im Wechsel die Bühnen der Republik bespielen. Auch heute hatte Rene Anlauff wieder eine Menge Spass, das Publikum bei „Flächenbrand“, „Bestie“, „Karl Denke“ oder „Springt!“ mitzureißen. Es gab auch wieder Mitsingparts (z.B. bei dem Song „Auf Allen Vieren“), die dem letzten Metalhead die Restmüdigkeit aus dem Körper gezogen haben dürften.

Nach einem länger andauernden Regenschauer, bei dem The O´Reillys And The Paddyheads und Massive Waggons die Herausforderung hatten, das Publikum bei Laune zu halten, war melodischer Powermetal aus Schweden angesagt.

Dynazty

Dynazty um Sänger Nils Molin enterten die Dark Stage und feuerten ihren Bombast-Metal ab. Was für ein Genuß! Selbst Twilight-Cheffe Hübner war komplett von den Socken, ist er doch sonst nicht so sehr für diesen Musikstil zu begeistern. Aber bei einem Frontmann wie Nils Molin und einer super Songauswahl kann auch ein Liebhaber der ansonsten eher Melodic-Death-Metallenen Klängen nicht widerstehen. Da Dynazty über drei Studio-Alben verfügen, konnte auch hier wieder bunt gemischt werden. Wobei natürlich extrem eingängige Songs wie „Presence Of Mind“, oder das balladeske „Yours“ herausgestochen haben.

Pain

Und da sind wir wieder beim musikalischen Gegensatz auf diesem Festival: in direktem Anschluss ging es mit PAIN auf der Rockstage weiter. Peter Tägtgren (ebenfalls noch am Samstag mit Hypocrisy auf der Dark Stage zu sehen) und sein Industrial-Projekt, welches auch zu Hypocrisy einen krassen Gegensatz darstellt. Für diese Show hat sich der Mastermind allerdings eine sehr umfangreiche Bühnenshow ausgedacht. Seien es die Videos auf der großen Leinwand oder das Outfit der Musiker. Hier wurde viel fürs Auge geboten. Aber natürlich war das Angebot der Songs ebenfalls top. Ob „End of The Line“, „Call Me“, „Party In My Head“ oder das country-lastige „Have A Drink On Me“. Da war so einiges aus der Schaffensphase des Peter Tägtgren dabei.

The Halo Effect

The Halo Effect aus Göteborg waren ein guter Übergang zu Pain. Die ehemaligen Musiker einer sehr bekannten Göteborger Death-Metal-Band waren zum ersten Mal auf dem RockHarz und genossen die Atmosphäre sichtlich. Sänger Mikael Stanne ist ja eh immer gut drauf, freut sich immer, bedankt sich immer sehr höflich beim Publikum und ist für jedes kleine Gespräch zu haben. Dabei sollte bei dem Dark Tranquillity-Frontmann eigentlich eine gewisse Routine vorhanden sein. Ebenso bei seinen anderen Mitstreitern. Aber Fehlanzeige. Die Jungs haben noch richtig Bock! Schade nur, dass Jesper Strömblad nach wie vor nicht mit auf der Bühne steht und aus gesundheitlichen Gründen von Patrik Jensen live vertreten wird, der sonst bei The Haunted und auch mal bei At The Gates an der Gitarre steht. Wer die beiden Alben dieser noch recht „jungen“ Formation kennt, durfte sich über „Days Of The Lost“, „The Needless End“, „Feel What I Believe“, „Become Surrender“, „Conditional“, „A Truth Worth Lying For“, „ Last Of Our Kind“, “The Defiant One”, “Gateways” und als krönenden Abschluss „Shadowminds“ erfreuen. „Shadowminds“: der Song, mit dem für die breite Öffentlichkeit und dem dazugehörigen Video Ende 2021 alles begann und beim es unüberhörbar ist, wer früher einmal bei der größten Göteborger Death-Metal-Band für die Gitarren-Riffs verantwortlich war…

Kreator

Damit auch die Thrash-Fraktion nicht zu kurz kommt, gaben sich Kreator ein weiteres Mal die Ehre auf dem RockHarz. Die Essener Thrash-Urgesteine gehören inzwischen fast schon zum Inventar des dieses Festivals. Und dafür haben Mille und seine Jungs richtig aufgefahren. Opulentes Bühnenbild, reichlich Pyros und Qualm und rote und weiße Papier-Luftschlangen, welche aus langen Rohren rechts und links neben der Bühne weit in die Menge abgefeuert wurden. Sänger Mille, der sonst gerne mal in Erzähler-Laune ist, hielt sich dieses Mal zurück und nutzte die Zeit lieber, um Songs zuspielen. So hatte es die Setlist in sich: „Hate Über Alles“, „Enemy Of God“, „666 – World Devided“, „Extreme Aggressions“, „Violent Revolution“ und das abschließende „Pleasure To Kill“. Damit es der Meute nicht langweilig wird, forderte Mille zur Wall Of Death auf, was für nebenstehende schon ein Spektakel gewesen sein muss. Aus der Luft gesehen, dürfte es allerdings bombastisch gewirkt haben.

Freitag

Surgical Strike

Nach einer kurzen Nacht hieß es fit zu sein, da am Freitag bereits um 11:20 Uhr Surgical Strike die Rock Stage entern würden. Die Sympathischen Hildesheimer waren für Defects eingesprungen, die ihre Show absagen mussten. So versammelten sich vor der Bühne zunächst gefühlt nur Freunde und Fans der Band, sodass Sänger Stöpsel viele persönlich begrüßen konnte. Nach anfänglichen technischen Unstimmigkeiten konnten die Thrasher dann leicht verspätet loslegen. Nach wenigen Songs füllte sich dann auch zusehends der Platz vor der Bühne und die Stimmung wurde immer besser. Nebst ein paar heftigen Knack-Geräuschen aus den Boxen (die dann doch etwas schmerzhaft für die Ohren waren) und einem CirclePit hatten Surgical Strike richtig Spass und waren sichtlich zufrieden. Die, in Anbetracht der frühen Stunde, beachtlich angewachsene Crowd konnte mit solch einem Einstieg in den Tag ebenfalls sehr zufrieden sein.

League of Distortion

Nach einem schnellen Frühschoppen war ich sehr gespannt auf League of Distortion, die Cheffe Hübner und ich vor ein paar Wochen auf ihrer Club-Tour mit Cypecore zum ersten Mal sahen. Damals in einem Club in Hannover, wo man als Musiker aufpassen musste, sich nicht den Kopf an der Bühnendecke zu stoßen und einem Bewegungsradius von 1m² pro Musiker, jetzt auf dieser riesigen Bühne. Da hat diese Band erst im Herbst 2022 ihr Debutalbum rausgebracht und steht nun schon auf den ganz großen Festivalbühnen. Aber von Nervosität keine Spur: Frontröhre Anna Brunner hatte sowohl die Rock Stage als auch das Publikum sofort im Griff. Mit einem absolut professionellen Auftreten, eingängigen Songs, die sofort im Ohr bleiben: ob „My Revenge“, „My Hate Will Go On“ oder dem etwas abstrakteren „I´m A Bitch“. Die Songs bleiben im Ohr und haben den bekannten hohen Wiedererkennungswert. Mit diesem Auftritt dürften League of Distortion den einen oder anderen Fan hinzugewonnen haben.
Van Canto sind wie immer Geschmackssache, da die auf Festivals gern geladene A-cappella-Truppe ja bekanntlich (bis auf die Drums) alle Instrumente mit ihren Stimmen imitiert, bzw. erzeugt. Frontfrau Inga Scharf schafft es immer wieder die Menge in ihren Bann zu ziehen und die zahlreichen Coverversionen allseits bekannter Songs ziehen auch immer wieder aufs Neue. Aufgrund der Uhrzeit haben sich inzwischen gefühlt die Hälfte der RockHarz Besucher vor den Bühnen eingefunden und feiern frenetisch mit.

Kissin´Dynamite

Wer mal wieder Bock auf guten alten 80er Jahre Rock´n´Roll hatte (und auf das Fussballspiel verzichten konnte, welches parallel auf einer Großbildleinwand im Biergarten gezeigt wurde), fand sich zur Abendstunde vor der RockStage ein. Dort stand nicht nur ein klassischer oldschool Bühnenaufbau, der mich entfernt an jenen der Scorpions ihrer World-Wide-Live-Tour aus der Mitte der 80er Jahre erinnerte: Kissin´Dynamite baten zu einer musikalischen Reise nach dem Motto „zurück in die guten alten 80er Jahre“. Die Songs machten richtig Spaß und wurden von der Menge mitgesungen und gefeiert. Zu „No One Dies A Virgin“, „I´ve Git The Fire“, „Sex Is War“, „Not The End Of The Road“ oder „Raise Your Glass“ (um nur ein paar Songs zu nennen) gab sich Hannes Braun als perfekter Frontmann, der das Publikum immer mitnahm und sich nicht lumpen ließ, auch mal im blau/gelben Schlauchboot über die Menge zu „fahren“. Hätten die Jungs ein solches Programm bereits vor 40 Jahren abgefahren, würden sie jetzt vermutlich zu den Weltbekannten Größen dieses Genre gehören.

Unleash The Archers

Powermetal der alten Schule: Bombast Keyboards, der Urschrei am Anfang und das entsprechende Guitar-Riffing. So in etwa begannen Unleash The Archers mit „Abyss“ unter Volldampf ihr Set. Das Tempo danach mit „Through Stars“ wieder rausgenommen und mit „Soulbound“ dann wieder knackig angezogen.Sängerin Britney Hayes präsentierte sich in Höchstform und gab mit ihrer Band einen musikalischen Einblick in das Schaffen von 4 Studioalben. Mit den weiteren Songs „Ghosts In The Mist“, „Awakening“ oder „Tonight We Ride“, gab es eine bunte Auswahl, die sich (auch durch die Growls der beiden Gitarristen) hören ließ. Mal ganz abgesehen von den virtuosen Gitarrensoli. Es muss also nicht immer Melodischer Metal aus Nordeuropa sein. In Kanada kann man das auch;-)
Einzig der Sound ließ etwas zu wünschen übrig, was aber (wie immer) die Fans nicht erschüttern konnte. Die Band bekommt davon (zum Glück) nie etwas mit und kann sich daher nur auf den Bühnen-Sound konzentrieren.

Suicidal Tendencies

Was wäre es für eine Sensation gewesen, wenn die Suicidal Tendencies ihren ehemaligen Bassisten als Gast mit auf die Bühne gebracht hätten. Man darf ja noch Träume haben… Da Robert Trujillo aber mit Metallica zur Zeit sehr beschäftigt ist, sollte es ein Wunschtraum bleiben. Aber dafür wirbelte ein Junger Mann am Bass über die Bühne, dass die „alten“ Herren (Mike Muir hat bereits die 60 geknackt) eher „alt“ aussahen, obwohl sich Mike ebenfalls alle Mühe gab und sehr agil war. Der junge Mann war Robert Trujillos Sohn Tye! Und der stand keine Minute still und wirbelte über die Bretter, als hätte er mit seinen 19 Jahren nie etwas anderes gemacht. Manchmal tut frischer Wind auch einer eingefleischten Band gut. Dem Publikum hat es jedenfalls gefallen und wird damit belohnt dass Mike von der Bühne klettert und als quasi „Musiker zum Anfassen“ in den vorderen Reihen Hände schüttelt und hochgehoben wird.

Amaranthe

Was hab ich mich auf Amaranthe gefreut, die mit Sänger Nils Molin einen jener Musiker mit am Start haben, die in mehreren Bands unterwegs sind und in diesem Fall auch gleich zwei Mal auf diesem RockHarz spielen können (siehe Peter Tägtgren bei Pain und Hypocrisy). So hatten Amaranthe eine volle Stunde Spielzeit, um ihre Hits aus der Kiste zu holen. Ob Evergreens wie „Amaranthine“, „The Nexus“, „Fearless“, Archangel“ oder brandneue Songs vom aktuellen „Catalyst“-Album „The Catalyst“, Damnation Flame“ oder „Re-Vision“, es blieben keine Wünsche offen. Eine klasse Setlist, die mit „Drop Dead Cynical“ beendet wurde.

Alestorm

Der fast vollständig gefüllte Platz vor der Rockstage verlagerte sich umgehend leicht nach links zur Darkstage, wo man während der Show von Amaranthe schon ein buntes Treiben beobachten konnte. Hier auf dem RockHarz wurde die jeweils andere Bühne nicht mit einem großen Frontbanner abgehängt, sondern die Umbauarbeiten waren immer zu sehen. Wo bei den meisten Bands das Drumkit in der Mitte der Bühne platziert wird, stand nun eine riesige gelbe Ente, Keyboard und Drums rechts und links daneben, plus eine weitere kleinere Ente und ein in grün-schwarzen Streifen gehaltener Hintergrund. Alestorm stürmten zur Prime-Time die Dark Stage und feuerten ihr „Spaß-Gewitter“ ab. Die Schotten hatten alles aufgefahren und konnten ebenfalls einen schönen Mix ihrer Party- und Sauf-Lieder auf die Meute loslassen. Es wurde alles abgefeiert und was eine Band wie Helloween mit aufgeblasenen Kürbissen macht, machen Alestorm mit entsprechenden Enten, die ins Publikum geworfen werden und dort auf Reisen gehen.

Samstag

Mystic Prophecy

Der Samstag wurde sehr beschaulich angegangen. Nach langer Zeit konnte ich wieder einmal Mystic Prophecy anschauen, die zur immer mehr verschwindenden Mittagssonne die Darkstage betraten. Sänger Lia fackelte nicht lange und legte mit seinen Mannen sofort mächtig los. Songs vom aktuellen Album und auch einige ältere Nummern wurden von der Menge mitgesungen. Das obligatische Mitsing-Spiel mit der Menge zu „Kill Hammer“ durfte natürlich auch nicht fehlen.

Eigentlich sollte im Anschluss Nestor spielen, wozu es aber nicht kam. Ein komplett dunkler Himmel und zuckende Blitze nötigten den Veranstalter das Infield komplett zu räumen und den Bühnenbetrieb vorerst zu unterbrechen. Hier stellte es sich einmal mehr heraus, dass Metalheads ordentlich Menschen sind und die Gefahrenlage ohne großes Murren akzeptieren. Der Aufforderung, dass sich bitte alle zu ihren Autos begeben mögen, sich am besten in die Autos setzen und abwarten wurde sofort Folge geleistet. Das Infield war in kürzester Zeit lehrgefegt, alle Buden geschlossen, leichte Bauteile waren verzurrt. Nach knapp 1,5 Stunden gab es dann Entwarnung über die entsprechenden Kanäle und der Bühnenbetrieb wurde wieder aufgenommen. Leider mussten Nestor, Draconian und Avatarium unverrichteter Dinge wieder abreisen. Sollen aber für das RockHarz 2025 bereits gesetzt sein.

Orden Ogan

Somit konnten Orden Ogan planmäßig ihre Show beginnen. Das riesen Backdrop mit dem Motiv des aktuellen Longplayers „The Order Of Fear“und auch ein sonst auf das neue Album ausgerichtetes restliches Bühnenbild strahlten sofort ihre Wirkung aus. Dazu ein gut aufgelegter Seeb Levermann, der nicht nur mit seinen Ansagen das Publikum zum Schmunzeln brachte (und wahrscheinlich zum x-ten Mal die Bedeutung des Bandnamens erklärte), sondern sehr beharrlich dabei war, als es bei „Moon Fire“ darum ging, alles aus der schreienden Meute rauszuholen. Auch hier funktionierte das alte Spielchen mit abwechselnden Gesangsparts nach dem Motto: „Die rechte Seite singt Moon, die linke Seite singt Fire“ (oder war es anders herum?). Der Titelsong „The Order Of Fear“ durfte natürlich nicht fehlen, „Conquest“ und Ohrwürmer wie „Come With Me To The Other Side“ oder “Gun Man” machten die Auswahl perfekt.

Soilwork

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Soilwork - Rockharz 2024

Seit vielen Jahren versuche ich den perfekten Gig der Schweden zu erwischen. Sei es bei Festivals oder in der Halle. Es will mir einfach nicht gelingen. An der spielerischen Perfektion liegt es sicherlich nicht, da die Herrschaften perfekt eingespielt sind und ihr Handwerk sowieso verstehen. Auch Björn Strid ist fast immer auf der Höhe. Auch bei dieser Ausgabe des RockHarz passte eigentlich alles zusammen. Die Songauswahl stimmte, das Wetter ebenso und die Fans hatten richtig Bock.
Der vermutliche Suizid des langjährigen Gitarristen und Freundes David Andersson im September 2022 scheinen die Jungs soweit verarbeitet zu haben, dass man unter dem Motto „The Show Must Go On“ unter Volldampf wieder die Bühnen der Welt bespielen kann und auch am heutigen eine gute Show abliefern konnte. Mit dem etwas älteren Hit „Stabbing The Drama“ wurde das Feuer entfacht, Songs wie „Sworn To A Great Divide“ oder „Death Deviner“ luden weiterhin zum Mitgröhlen ein.
Dennoch hatte ich wieder einmal den Eindruck, dass irgendetwas nicht so richtig passte. Sind nahezu alle Songs von Soilwork auf Tonträger ein Genuss, so scheinen diese für Life einfach zu komplex und schnell zu sein. Man muss schon sehr genau hinhören, um im teilweise Soundbrei herauszuhören, was da grade läuft.

Judas Priest

Und endlich war es dann soweit: DER Metal-Gott erschien auf der Rockstage. Rob Halford und Judas Priest, das Highlight vieler Fans auf diesem RockHarz. Der inzwischen 72 jährige Brite zeigte sich von seiner besten Seite. Sowohl stimmlich wieder auf der Höhe, als auch von der Performance auf der Bühne blieben keine Wünsche offen. Da könne sich viele andere in diesem Alter einen Scheibe von abschneiden! Wie es sich zu einem solch ehrwürdigen Headliner gehört, ist das Infield proppen voll und die Menge singt einen Hit nach dem anderen mit. Ob zu „Turbo Lover“, „Painkiller“ oder Breaking The Law“, die Menge tobt. Auch ohne die Urgesteine K.K. Downing und Glenn Tipton an den Gitarren, kommt man sich vor wie in den 80er Jahren. Andy Sneap (nebenbei noch ein sehr erfolgreicher Produzent von Bands wie Accept, Arch Enemy, Amon Amarth, Megadeth usw.) und Richie Faulkner machen einen perfekten Job, als hätten sie nie was anderes gemacht. Die 1,5 Stunden Spielzeit erlauben Judas Priest natürlich ein paar extra Showelemente einzubauen. Ob nun die klassischen Mitsing-Arien oder Rob Halfords Fahrt mit einer Harley auf die Bühne zu „Hell Bent For Leather“. Ein denkwürdiger Auftritt, der vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Hypocrisy

Während Judas Priest noch in vollem Gange waren, kündigt sich auf der Darkstage schon das nächste Schwergewicht an. Cheffe und Perfektionist Peter Tägtgren überzeugte sich noch mal selber vom Aufbau und gab der Crew letzte Anweisungen, damit bei seiner Show mit Hypocrisy auch alles funktionieren würde. Ein seltenes Bild, dass solch ein Mastermind kurz vor seinem Auftritt nochmal alles kontrolliert und bei den letzten Handgriffen an der Verkleidung zum Drum-Riser zur Seite steht. Aber Zeit muss sein. Für seine Hauptband entfällt ja dann auch das Schminken, welches am Donnerstag noch für sein Industrial Projekt Pain dazugehörte. Ganz so voll wie bei den Priests war es zwar vor der Bühne nicht mehr, aber wer den Melodic Death Metal der Schweden zu würdigen wußte, konnte zu Songs wie „Adjusting The Sun“, „Chemical Whore“, „Don´t Judge Me“, „Children Of The Gray“ und natürlich dem Abschließenden „Roswell 47“ bis zur Besinnungslosigkeit die Matte schütteln.
Fazit: Ein weiteres RockHarz Festival, das vermutlich den meisten Besuchern in positiver Erinnerung bleiben wird. Lassen wir uns überraschen, welche Scene-Größen Thorsten „Buddy“ Kohlrausch und sein Team für 2025 noch so ins Boot holen. Den Traum, Judas Priest in den Harz zu holen, hat er sich jedenfalls dieses Jahr erfüllt, wie er bei seiner alljährlichen Dankesrede anklingen ließ. Ein weiteres Mal dankte er allen für das Vertrauen und die reibungslose Mitarbeit, als das Gelände wegen der Unwetterwarnung geräumt werden musste. Das obligatorische Foto der Crew auf der Bühne durfte natürlich auch nicht fehlen.

Während diese Zeilen fertiggestellt werden, ist das RockHarz 2025 bereits ausverkauft. Wenn das nix is…

Kategorie

Headliner

Judas Priest

Besucher

25.000

Ort

Ballenstedt

Line Up

Redakteure
Burkhard Becker
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