Sie braucht Gefühl und Zuwendung. Das Verständnis von Stimmung und Transport eben dieser. Erst dann wird es vom guten zum sehr guten Produkt. Zu etwas, dass man in Gänze aufnehmen und genießen kann, um darin zu versinken und neue Welten zu entdecken. SÓLSTAFIR sind Meister im produzieren und veredeln solcher Kost. Den Black Metal Schuhen entwachsen, legen sie mit „Ótta” ein neues Album vor, welches sich wieder einmal von seinen Vorgängern abhebt, ohne fremd zu klingen. „Ótta“, eine alt isländische Einteilung des Tages in acht Segmente, birgt passenderweise acht Titel voller isländischer Stimmung, welche zwar im Titel die einzelnen Tagesabschnitte ankündigen, sich textlich aber mit anderen Themen beschäftigen. Und wie beschreibt man jetzt eine Platte, die es in einer fast vollkommenen Art und Weise in mein Gehör geschafft hat? Eigentlich ist es nicht möglich ein Album, welches von der Atmosphäre lebt, in einzelnen Liedern zu beschreiben. Zwar ist jedes Stück für sich schon ein Genuss, aber erst am Ende der Platte weiß man zu schätzen, wie gut das Erlebte wirklich ist und für mich stellt sich immer wieder die Frage, ab wann wird Handwerk zur Kunst und Kunst dann wieder zugänglich. Viel zu oft verlieren sich Künstler im eigenen Rausch und Wahn, produzieren einen nicht nachvollziehbaren Ritt durch das was sie als verständlich empfinden. „Köld“ und „Svartir Sandar“, die beiden Vorgänger wenn man die Black Metal Zeit weglässt, waren auf einem vergleichbar hohen Niveau. Auch hier war Island hörbar. Um es aber wenigstens zu versuchen, gibt es hier in ein paar kurzen Sätzen einen Einblick in die CD beziehungsweise in ein einzelnes Stück. Der erste Track „Lágnætti“, die Mitternacht, beginnt ruhig und mit ungewohnt viel Klavier. Begleitet wird das ganze vom klaren Gesang Aðalbjörns. Mit den einsetzenden Streichern entsteht das gefühl der perfekten Mitternacht, mit all ihren ruhigen und auch aktiveren Phasen. Gefühl und Musik bäumen sich auf, spielen sich in Rage und fallen am Ende wieder zurück, um die Nacht nicht völlig ausufern zu lassen.
Man kann die CD noch auf tausend andere Arten beschreiben. Man könnte auf die Technik eingehen, auf die Ausdrucksweisen und auf so vieles Andere noch. Aber eigentlich brauchts das gar nicht. „Ótta“ ist ein verdammt gutes, wenn nicht sogar eines der besten Alben in diesem Jahr und hat ohne wenn und aber ein Recht darauf gehört zu werden. Album kaufen, hinsetzen, anhören und genießen. Island ist damit ein ganzes Stück näher, als man glauben mag.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
1. Lágnætti
2.Ótta
3. Rismál
4. Dagmál
5. Miðdegi
6. Nón
7. Miðaftann
8. Náttmál
Line Up
Gesang, Gitarre: Aðalbjörn Tryggvason
Gitarre: Sæþór Maríus Sæþórsson (seit 2002)
Schlagzeug: Guðmundur Óli Pálmason
Bass: Svavar Austman (seit 2002)