SEETHER sind in meinem kulturellen Gedächtnis fest verankert, war es doch gerade die erste Single 'Fine Again', die damals um die Jahrtausendwende auf dem legendären Radiosender Project 98.0 digital mit den beiden durchgeknallten Moderatoren Amok-Alex und Mad-Dog, die Morgenlatte, in der Heavy Rotation hoch und runter lief. Seitdem hat sich auch bei SEETHER karrieremäßig einiges getan, kann man doch auf 4,5 Millionen verkaufte Alben und elf No. 1 Singles in den Vereinigten Staaten zurückblicken.
Und nun steht mit "Isolate And Medicate" das sechste Studioalbum in den Startlöchern. Und schon der Blick auf die Songtitel lässt erahnen, dass es trotz des Erfolges in vielen Belangen des Lebens nicht zum Besten zu stehen scheint ('See You At The Bottom', My Disaster' oder 'Suffer It All'). Das hört man dem Album auch an. Denn über den ganzen Longplayer verteilt weht dann doch eine steife Brise der Melancholie, die mitunter durchaus verzweifelt daherkommt, wenn auch immer wieder melodischer Optimismus durchzubrechen scheint. Doch dann eher so, als ob man das Licht am Ende des Tunnels schon sehen, selbiges aber nicht erreichen kann. So zu beobachten zum Beispiel in 'My Disaster', südstaatlich, groovig angehauchter Rock mit starkem Hang zum Wehmut.
Gleiches gilt für die Single 'Words As Weapons', zu der es auch ein Video http://vevo.ly/IQEcYt gibt. Typischer SEETHER-Sound, mit melodischer Eingängigkeit, aber so richtig möchte der Frohsinn nicht aufkommen. Ähnlich ist es in der Powerballade 'Crash', ein genialer Track, der dann doch aufgrund seiner harmonisch-refrainmäßigen Ausflüge in den Alternative-Bereich die Welt nicht mehr ganz so grau aussehen lässt. Richtig etwas auf die Ohren gibt es dann mit 'Suffer It All', da wird dann der aufgestauten Aggression, dem zurückgehaltenen Angepisst-Sein und der über die Gebühr strapazierten Geduld freien Lauf gelassen. Am ehesten kommt 'Nobody Praying For Me' an die Stimmung von 'Fine Again' heran. Durchaus ein Kandidat für die zwölfte No.1 Single, auch wenn dies wegen des im Moment herrschenden musikalischen Zeitgeistes eher unwahrscheinlich sein dürfte. Vielleicht kann man das auch für 'Keep The Dogs At Bay' behaupten.
Kurz: SEETHER haben mit 'Isolate And Medicate' ein Album vorgelegt, das zwar wie gewohnt südstaatenangehauchten Alternative Rock mit NIRWANA-mäßigen Grunge-Anleihen bietet. Zugleich liegen über dem Longplayer jedoch (fast schon) ungewohnt dichte Wolken der Traurigkeit, der Melancholie und der Schwermut. Dadurch wird er zu einem Werk, mit dem man durch die schweren Zeiten des Lebens gehen kann und das dadurch das Zeug zum Klassiker hat!
Wer SEETHER live sehen möchte, der hat noch folgende Gelegenheiten:
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V.Ö.
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