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Sie stammen aus der Nachbarschaft von Jon Bon Jovi, reicherten den harten US-Rock mit einer ordentlichen Portion Rotz an und stürmten als die jungen Wilden 1989 mit ihrem Debüt die Charts und die Herzen der Fans. 35 Jahre später steht nun das erste Live-Album der Band in den Regalen.

Mit ihrem letzten Studioalbum „The Gang’s All Here“ gelang es den Rockern aus New Jersey erstmals seit „Slave To The Grind“ zumindest teilweise an ihre frühen Großtaten anzuknüpfen. Dass die Setlist des Livealbums, welches am 24. Oktober 2022 im Londoner O2 Forum Kentish Town mitgeschnitten wurde, vor allem Hits des Debüts, ausgewählte Stücke der beiden Nachfolger sowie einige Titel des letzten Albums enthält verwundert nicht.
Während das erste Livealbum der Bandgeschichte in pre-digitaler Zeit sicherlich für noch mehr Aufregung unter den Fans gesorgt hätte, muss man anno 2024 natürlich anmerken, dass es natürlich einige geile Livekostproben im Internet gibt. Weshalb der Mitschnitt aus dem Budokan von der 92er „Slave To The Grind“ Tour nie weltweit als Livealbum veröffentlicht wurde, bleibt beispielsweise ein Rätsel. Aber auch die Käufer der remasterten Jubiläumsauflage des Debüts haben 2019 einen Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1989 bekommen. Darüber hinaus hat es sich der geschasste Frontmann Sebastian Bach ebenfalls nicht nehmen lassen, bei diversen Gelegenheiten Livematerial auf Tonträger zu veröffentlichen. Insofern gibt es durchaus auch gutes Vergleichsmaterial an dem sich „Live in London“ messen lassen muss.
Mit dem ehemaligen H.E.A.T. Sänger Erik Grönwall hatten SKID ROW den wohl stärksten Sänger seit Bach in ihren Reihen. Und das Grönwall die Shows mit SKID ROW genossen hat, merkt man dem Schweden, der „18 and Life“ bereits 2009 bei „Swedish Idol“ performte, hörbar an. Und doch muss man auch festhalten, dass der Sänger am besten klingt, wenn er live die Songs der letzten Scheibe darbietet. An einen Sebastian Bach reicht er zwar stellenweise ganz gut heran, aber ersetzen kann er den Kanadier nicht. Möglich, dass Grönwall der technisch bessere Sänger ist, die genuine Wildheit Bachs kann er jedoch nicht immer gesanglich umsetzen, dafür klingt Bach einfach zu rotzig. Besonders deutlich wird das in der Gänsehautballade „I Remember You“, bei der Grönwall verschiedentlich ins Hardrockende abdriftet, während man Sebastian Bach selbst dann nicht den Schwiegereltern vorstellen würde, wenn der die Ballade schmettert. Der Junge klingt einfach immer nach Kneipenschlägerei. Auch bei einem Song wie „Big Guns“ klingt Grönwall stellenweise etwas dünn. Im Verlauf des Konzerts klingt der Schwede jedoch zunehmend kraftvoll.
Mit „Tear It Down“ haben SKID ROW in London auch ihren wohl stärksten neuen Song im Gepäck, der sich zwischen dem schnellen „Riot Act“ und dem groovenden „Monkey Business“ hervorragend in die Setlist integriert. Letztlich liegt der Schwerpunkt der Setlist aber auf den ersten beiden Alben und die Fans feiern Knaller wie das harte „Slave To The Grind“, welches eindrucksvoll manifestiert, weshalb SKID ROW nicht in die Hair Metal Schublade passen wollen, die Powerballade „In A Darkened Room“ oder das punkige „Psycho Therapy“ ordentlich ab. Die Höhepunkte sind aber natürlich die Songs des Debüts: „Big Guns“, „Piece of Me“ oder das geile „Makin‘ A Mess“. Mit ihren Evergreens „18 and Life“ und „Youth Gone Wild“ haben SKID ROW Geschichte geschrieben und die Klassiker sind wunderbar gealtert und hauen heute ebenso rein wie vor 35 Jahren.
Erik Grönwall passt gut zu SKID ROW und deren Mucke und liefert auf „Live in London“ auch einen guten Job ab. Doch über eins kann er nicht hinwegtäuschen: Sollte sich die Band doch irgendwann nochmal mit Sebastian Bach auf Tour begeben, werden die Amis nicht in Venues mit 2300 Plätzen spielen, sondern Stadien füllen.
SKID ROW liefern mit „Live In London” endlich ein offizielles Livealbum ab und zeigen beim Schreiben der Setlist genügend Fingerspitzengefühl, um ihr musikalisches Erbe in ausreichendem Maße ins rechte Licht zu rücken. Wer 1989 mit dem SKID ROW Virus infiziert wurde, den lässt die Band auch 2024 nicht los und die Songs der Band bleiben für immer in meiner musikalischen DNA. Insofern muss man „Live In London“ auf jeden Fall im Schrank stehen haben.

Kategorie

V.Ö.

20. September 2024

Label

earMUSIC/ Edel

Spielzeit

ca. 74 Minuten

Tracklist

1. Slave To The Grind
2. The Threat
3. Big Guns
4. 18 And Life
5. Piece Of Me
6. Livin’ On A Chain Gang
7. Psycho Therapy
8. In A Darkened Room
9. Makin’ A Mess
10. The Gang’s All Here
11. Riot Act
12. Tear It Down
13. Monkey Business
14. I Remember You
15. Time Bomb
16. Youth Gone Wild

Line Up

Rachel Bolan – bass, vocals (1986–present)
Dave "The Snake" Sabo – guitar, backing vocals (1986–present)
Scotti Hill – guitar, backing vocals (1987–present)
Rob Hammersmith – drums (2010–present)
Erik Grönwall – vocals (2022–2024)


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