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Und seien wir mal ehrlich, ohne das grandiose selbstbetitelte Debüt und das Zweitwerk „Slave To The Grind“ würde doch heute keine Krähe mehr nach den Amis krähen, auch wenn „Thickskin“ und „Revolutions per Minute“ keine schlechten Alben waren. Sie waren aber eben auch nicht herausragend, so wie die ersten beiden Scheiben. Die ursprünglich als Trilogie angelegte EP-Reihe des letzten Jahrzehnts blieb ebenfalls nach zwei Veröffentlichungen stecken. Und die musikalische Orientierung hin zum eher punkig-alternativen Sound wurde ja bereits auf dem 1995er Album „Subhuman Race“ offenbar, und diese Einflüsse sind auch auf „The Gang’s All Here“ nicht verschwunden. Aber es gibt auch Reminiszenzen an das Frühwerk der Truppe. So versprüht „When The Lights Come On“ unüberhörbaren Frühneunziger-Vibe, in „Not Dead Yet“ holen Sabo und Hill sogar mal das Bottleneck raus und ein fetter Chorus erinnert an die wilde Anfangszeit von SKID ROW. Das titelgebende „The Gang’s All Here“ kombiniert modernen Hardrock mit traditionellen Elementen, so dass man sich gerade im Refrain fast an Grönwalls bisherigen Brötchengeber H.E.A.T. erinnert fühlt. In diesem Song gelingt, was der Band in der Vergangenheit nicht gelungen ist: der Spagat zwischen Her- und Zukunft.
Das groovende „Time Bomb“ ist im Vergleich zu den ersten drei Songs der Scheibe dann doch eher eine Arschbombe und Grönwalls „Tick, tick, tick“ geht mir eher auf den Zeiger. Da skippen wir doch lieber zum gefälligen „Resurrected“ und noch lieber zum riffgewittrigen „Nowhere Fast“, dass auch noch mit einem gelungenen Refrain aufwarten kann.
Und damit kommen wir zum besten Teil der neuen Scheibe, denn am Ende haut der Fünfer nochmal richtig einen raus. Die cleanen Gitarren der obligatorischen Power-Ballade „October’s Song“ erinnern anfangs zwar irgendwie an ANNIHILATOR, doch spätestens zum Chorus kraxelt die Truppe wieder Richtung Hardrock-Olymp und Neuzugang Grönwall glänzt mit seiner Performance, die Bach in nichts nachsteht. „Tear It Down“ ist ein richtiger Stadion-Rock Kracher mit kernigen Riffs und tollen Vocals. Der Song wird vom Bandschmied Rob ordentlich nach vorne getrieben. Als Rausschmeißer gibt es mit „World’s On Fire“ den wohl härtesten Song des Albums, der nicht nur durch gelungene Gitarrenarrangements begeistern kann, sondern auch durch eingängige Vocals. Also, vielleicht sollte man die Scheibe lieber von hinten nach vorne hören.
Klingt komisch, ist aber so: Erik Grönwall ist zu seinem neuen Posten gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Auf einer gemeinsamen Europa-Tour fanden die SKID ROW-Herren angeblich keine Zeit, um mit dem damals bei H.E.A.T. singenden Grönwall mehr als ein „Hi“ auszutauschen, den Vertrag als neuen Sänger bekam Grönwall nach einigen Zoom-Telefonaten und die Tour im Vorprogramm der SCORPIONS nahm man an, ohne vorher jemals gemeinsam gespielt zu haben. Oh Brave New World! Doch das Experiment scheint aufgegangen zu sein: Grönwall passt zu SKID ROW wie der berüchtigte Arsch auf den Eimer und seine Stimme passt sowohl zu moderneren Sounds, als auch zu traditionellem Material. „The Gang’s All Here“ könnte also der Anfang einer neuen transatlantischen Männerfreundschaft sein. Zwar ist auch auf Album Nummer sechs nicht alles Gold, aber momentan würde ich die Scheibe doch als Nummer 3 aufs Treppchen hieven wollen.

SKID ROW live:
09.11.22 Hamburg - Fabrik
10.11.22 Oberhausen – Turbinenhalle
13.11.22 Bruchsal – Rockfabrik
14.11.22 München – Backstage

Kategorie

V.Ö.

14. Oktober 2022

Label

earMusic/ Edel

Spielzeit

42 Min

Tracklist

1. Hell Or High Water
2. The Gang’s All Here
3. Not Dead Yet
4. Time Bomb
5. Resurrected
6. Nowhere Fast
7. When The Lights Come On
8. Tear It Down
9. October’s Song
10. World’s On Fire

Line Up

Erik Grönwall – Gesang
Snake Sabo – Gitarre
Scotti Hill – Gitarre
Rachel Bolan – Bass
Rob Hammersmith – Schlagzeug

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