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Als ich vor gut 20 Jahren die Musik von Sonata Arctica kennenlernen durfte, war ich erschlagen von der Art und Weise wie die Jungs Melodic Power Metal interpretierten, von der Geschwindigkeit und der Präzision mit der die Finnen auch Live zu überzeugen wußten und immer noch wissen. Aber wenn man in Nordfinnland lebt und gefühlt ein Dreivierteljahr im Eisschrank wohnt, bleibt einem wohl auch nichts anderes übrig, als sein Instrument bis zur Vollendung zu erlernen und geile Songs zu schreiben.
Knapp drei Jahre nach dem fulminanten Vorgänger "The Ninth Hour", ist es nun wieder so weit, dass die Fangemeinde neue Songs zu hören bekommt.
Es gibt ja dabei jene Bands, die eigentlich immer das gleiche machen, um sich treu zu bleiben oder die, die sich weitererentwickeln und natürlich auch solche Bands, die gerne rumexperimentieren und damit unter Umständen viele Fans vor den Kopf stoßen.
Beim neuen Sonata Arctica Album würde ich sagen, dass die Jungs nach 20 Jahren Bandgeschichte ihre ruhige Seite in geballter Ladung zeigen. Balladen waren zwar schon immer eine Stärke, doch jetzt sind die Midtempo-Songs sehr dominant und es kommen noch mehr Athmosphäre und Melancholie dazu.
Aber wie schon eingangs erwähnt gibt es mit "Message from the sun" als Opener den klassischen Sonata Arctica Bombast-Kracher, der auf diesem Album aber eine Ausnahme darstellt.
Mit "Whirlwind" und "Cold" geht es dann in die Midtempo-Gefilde über, was die Songs aber nicht uninteressant macht. Auch hier sind die Sonata Arctica-Trade Marks vorhanden: Schöne Melodien und klasse Hooklines, und natürlich der unverkennbare Gesang von Tony Kakko. "Storm the Armada" driftet im Mittelteil sogar in die Prog-Ecke ab, was ich so noch nicht von den Jungs gehört habe. Passt aber zum Song. "The Last of Lambs" ist ein sehr melancholischer und langsamer Song. "Who failes the most" läuft als Stampfer mit seinem Intro fast schon in die "HIM"-Ecke, aber was wären Sonata Arctica ohne die opulenten Keyboards und den immer wieder dezent eingesetzten Pianosound. Mit "Ismo´s got good reactors" hat man sich an ein Instrumental herangewagt, das aus einem Mix an orientalischen Klängen und dem Double-Base-Bombast-Sound inklusiver Gitarren-Frickeleien besteht. Nicht schlecht gedacht, aber eine Gesangslinie hätte dem Song sicher nicht geschadet. "A little less understanding" gefällt dann wieder durch die Gesangslinie, die zwar etwas poppig wirkt, aber irgendwie doch einen gewissen Charm hat. Gleiches gilt für das fast 8-minütige "The Raven Still Flies With You". Wobei der Song durch einen kleinen Prog-Mittelteil (...schon wieder...) und eine sehr athmosphärische Überleitung und ein recht langes Outro in die Länge gezogen wird. Mit dem sehr ruhigen und melancholischen "The Garden" endet die "Winternacht".
Fazit: Kein typisches Sonata Arctica-Album mit dem nahezu durchgeheden Bombast-Geballer und den bekannten Melodiebögen. Aber wie heißt es doch so schön im offiziellen Pressfolder:

„Talviyö“ beinhaltet die pure Essenz von SONATA ARCTICA das Herz ihres gesamten kreativen Schaffens: Schönste, verträumte, leicht entrückte Melodiebögen und Klangkaskaden, jene einzigartige atmosphärische, mysteriöse Aura und gleichermaßen diese mitreißende, energetische Dynamik und Spielfreude. Eine virtuose Reise, die Power, ausgefeilte Riffs und opulenten Bombast mit der berühmten finnischen Melancholie und einem nebulösen Hauch von Magie komplettiert.

Möchte ich mal so stehen lassen. Hoffentlich sehen es die eingefleischten Fans ähnlich...

Kategorie

V.Ö.

06. September 2019

Label

Nuclear Blast

Spielzeit

Tracklist

01. Message From The Sun
02. Whirlwind
03. Cold
04. Storm The Armada
05. The Last Of The Lambs
06. Who Failed The Most
07. Ismo’s Got Good Reactors
08. Demon’s Cage
09. A Little Less Understanding
10. The Raven Still Flies With You
11. The Garden

Line Up

Vocals: Tony Kakko
Guitars: Elias Viljanen
Keyboards: Henrik Klingenberg
Bass: Pasi Kauppineni
Drums: Tommy Portimo