über dem nahem See liegt noch eine feine Nebelschicht und auch die schilfbewachsenen Ufer sind von feinem, grauen Dunst umhüllt. Die Tautropfen an blattlosen Zweigen sind zu kleinen Eiskristallen gefroren und glitzern im noch jungen und schwachen Tageslicht. Der dunkle Wald, welcher an manchen Stellen bis zum Ufer reicht wirkt trotz der zunehmenden Helligkeit noch immer düster und bedrohlich und der vereinzelte Schrei eines Raben ist das einzige Geräusch, welches man vernimmt. Noch liegt die Natur in tiefem Schlummer und eine märchenhafte Ruhe liegt über der Szenerie, doch bald beginnt der Tag... Eigentlich würde obenstehende Passage schon ausreichen, um das neue TENHI Album zu umschreiben, welches mit „Väre“ betitelt ist und nach dem 99-er Meisterwerk „Kauan“ das zweite Full Length Album der finnischen Formation ist. Und auch in diesem Falle gilt wieder der althergebrachte Grundsatz „Fortschritt statt Stagnation“ aber dennoch (und das ist das wirklich herausragende an dieser Formation) weiß man zu jeder Sekunde des neuen Albums, um welche Band es sich handelt. Den Finnen gelingt der Balanceakt auf diesem schmalen Grat meisterhaft und so wird sich bestimmt kein Fan erster Stunde vor den Kopf gestoßen fühlen, denn die hier dargebotene Musik ist zu jeder zeit TENHI und nichts anderes! Drangen auf der letztjährigen Mini CD „airut:ciwi“ noch etwas fremdartig anmutende Klänge an mein Gehör, hat man sich auf „Väre“ wieder etwas mehr „traditionell“ ausgerichtetem Songmaterial zugewandt. Dieser Umstand rückt das neue Album wieder etwas mehr in Richtung „Kauan“, was angesichts der Brillanz dieses Albums beileibe kein Fehler ist! Grundlegende Veränderungen hat es bei TENHI noch nie gegeben und so verhält es sich auch mit dieser CD, der bandeigene und sehr markante Stil wurde lediglich um einige Nuancen erweitert und verfeinert: Zum Einen wurde das Instrumentarium um einige weitere folkloristische Instrumente aufgestockt und zum Anderen wurde der charismatische und wunderschöne Gesang etwas lauter abgemischt und mit ein wenig Hall unterlegt, was der Stimme einen beschwörenden Unterton verleiht, welcher der Musik TENHIs ausgesprochen gut zu Gesicht steht! Ansonsten nehmen sich TENHI wie auch schon auf ihren letzten Veröffentlichungen sehr viel Zeit und lassen ihre Kompositionen in aller Ruhe auf den Hörer wirken. Alleine der Opener „Vastakaiun“ verzaubert den Hörer vom ersten Ton an und versetzt ihn in einen tranceartigen Zustand. Ein Gefühl endloser Weite und grenzenloser Ruhe entfaltet sich im Hörer und lässt einen regelrecht davon schweben. Doch auch der Rest des Albums strahlt eine Gelassenheit und Ruhe aus, daß man sich unweigerlich entspannt, einfach nur den anmutigen Klängen TENHIs lauschen will und sich treiben lässt...hinfort in das faszinierende Land der tausend Seen...hinfort zu endlosen Wäldern, riesigen Seen, reißenden Flüssen und schneebedeckten Ebenen...