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DANIEL TOMPKINS Soloalbum Ruins asphalitierte für mich den Weg zu TESSARACT. Neben den Amerikanern von PERIPHERY sind es die fünf Briten, die für mich das Aushängeschild technisch-progressiven Metals/Djents. Spencer Sotelo (PERIPHERY) und Daniel Tompkins (TESSARACT) agieren sehr ähnlich auf den Alben, fast schon ein wenig Metalcore-mäßig mit zartschmelzenden Gesang und unvermitteltem Wechsel zu brutalen Shouts. Allerdings ist Daniel Tompkins meiner Meinung nach noch affiner zum richtigen Gesang als Spencer Sotelo. Dieser Eindruck wird für mich noch bestärkt durch die Komposition und das Arrangement der Lieder mit Takten ganzer Noten und langem Sustain.

Thematisch geht es bei dem Albumtitel und dem gleichnamigen Lied, so kann man Daniel Tompkins verstehen, um das Freilegen des inneren wahren Kerns. Das klingt sehr yogisch nach dem Sanskritbegriff Atman. Damit meint man das Selbst, also die unzerstörbare, ewige Essenz des Geistes. Die Seele eines jeden Wesens. Er äußert sich wie folgt:
War Of Being is a fight for acceptance, a battle of existence and a resistance against ego. It’s a struggle for control as we cut through the white noise of reality. It’s the need to know and identify with oneself, to accept and understand what we stand for and who we are. There is an urgent need to ‘Tear the mask away’ and reveal your true self.
Er sieht es als zwingende Notwendigkeit an, das wahre eigene Ich nicht zu verbergen. Das erinnert sehr an die Worte meines Tutors auf der Führungsakademie, der uns Lehrgangsteilnehmer eindringlich davor warnte, auf dem (Auswahl-)Lehrgang eine Rolle zu spielen und nicht authentisch zu sein. Wer hier eine Rolle spielt, muss sie ab da für immer spielen, um voranzukommen. Und da kommt obiges Akzeptieren des eigenen ichs und der damit verbundenen Chancen, aber auch Grenzen zum Tragen. 
Die Musik ist stilistisch keinesfalls typisch yogisch mit Sitar und ähnlichem, sondern Prog-Metal/Djent.
Das Album hörte ich zuerst einmal kursorisch mittels Stream, und empfand es zwar als in Ordnung, jedoch nicht als Gassenhauer. Das lag vor allen Dingen am Schlagzeug (Klang sowie typischer Rhythmik).
Kurz vor der VÖ erhielten wir es zusätzlich in Dateiform. Eine lange Autofahrt von weit im Westen nach weit nach Osten erlaubte Verinnerlichung - und Korrektur des ersten Eindrucks. 
Es ist vielschichtig, unstrittig ist der Sound sehr dicht/komprimiert (und damit das Gegenteil vom Sound POPA CHUBBYs Livealbums), aber es sind sehr dynamische, episch wirkende Songs, die zum Beispiel eine Klimax haben (z. B. bei Tender) oder bei denen die Rauhheit/Härte (zum Beispiel durch den Gesangsstil) eine Klammer bildet (z. B. bei Grey). Natural Disaster als Opener startet zwar nicht ganz so unmittelbar aggressiv wie PANTERAs The Great Southern Trendkill, sondern TESSARACT lassen sich ein paar Sekunden Zeit zum Aufbäumen. Der Härtegrad wird etwas zurückgenommen, hier und da streut Daniel Tompkins Shouts rein, die Bridge ab etwa Minute vier ist dann das Gegenteil des Anfangs, nimmt nochmal Energie auf, bleibt dabei aber getragen harmonisch. Sirens ist meiner Wahrnehmung das "ruhigste" Stück der Platte, mit einem rhythmisch sehr interessanten Refrain mit den vier Imperativen "Look Away! Turn Away! Walk Away! Run!"
Und um meinen oben vorgetragenen Eindruck zum Yogischen aufzugreifen, es gibt immer wieder Liedteile, die sehr meditativ-getragen wirken. Meditation zur Reflektion, was das eigene wahre Ich ist.

TESSARACT bleiben weiterhin klasse Komponisten und überzeugen mit War Of Being.

Kategorie

V.Ö.

15. September 2023

Label

Kscope

Spielzeit

60:47 min

Tracklist

01 Natural Disaster
02 Echoes
03 The Grey
04 Legion
05 Tender
06 War Of Being
07 Sirens
08 Burden
09 Sacrifice

Line Up

Daniel Tompkins - Gesang
Acle Kahney - Gitarre
James Monteith - Gitarre
Amos Williams - Bass/Gesang
Jay Postones - Schlagzeug

Bewertung

1