Nach drei Jahren gespannten Wartens erfreuen uns die schwedischen Melodic-Death-Metal-Pioniere von SOILWORK mit einem Opus von geradezu barocken Ausmaßen: zwanzig (sic!) Songs in Spielfilmlänge (fast 90 Minuten). Das gute alte Doppelalbum hat dann auch im digitalen Zeitalter noch nicht ausgedient. Aber kann das auch gutgehen? Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Peter Wichers als Gitarrist und maßgeblicher kreativer und songschreibender Mastermind die Band nun zum zweiten Mal verlassen hat.

Doch dass Unterfangen, Melodic-Death-Metal-Geschichte zu schreiben, kann durchaus als gelungen bezeichnet werden. Denn „The Living Infinite“ besticht durch ein hohes Maß an Kreativität, die eine gelungene Mischung aus traditionell Bewährtem und innovativ Modernem kreiert und die somit das Genre in neue, musikalisch unerschlossene Sphären vorstoßen lässt. Die Melodien wissen mehr als zu überzeugen ('Tongue') und entfalten ihre Wirkungsmächtigkeit gerade im Zusammenspiel mit den aggressive-angry Parts, ohne sich in den verschiedenen Songs zu wiederholen. Die Vocals sind erfrischend vielseitig ('The windswept mercy'), die Gitarrensoli classicmetalwürdig ('Let the first wave rise'), der Sound stark, kräftig und zumeist straight-forward ('Long live the misanthrope') und das Schönste ist, dass man bei jedem Hören etwas Neues entdecken kann. Selbst vor Anspielungen an das Popgenre wird nicht Halt gemacht. Denn 'Antidotes in passing' zum Beispiel klingt stellenweise sehr nach TEARS FOR FEARS und ähnelt songwritingmäßig sehr einen klassischen Popsong im Alternative-Rock-Metal-Gewand.

Fazit: Beim Hören dieser mehr als überzeugenden, sich nie wiederholenden und äußerst abwechslungsreichen Songs verliert man sich wirklich in der musikalisch-gedanklichen Unendlichkeit. Und damit macht das Album seinem Titel „The living Infinite“ unbestreitbar alle Ehre.