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Ich erzähle kein Geheimnis, wenn ich verrate, dass die echten Juwelen der Szene vom Rest der Redaktion i. d. R. nicht erkannt werden. So verhält es sich auch im Falle der Amerikaner THEOCRACY, die sich nach fast achten Jahren mit „Mosaic“ zurückmelden.

Ich bin vor etwa 15 Jahren auf die rasanten Prog-Melodic Metaller aufmerksam geworden, als ich mit Schülern auf dem Ijsselmeer schipperte und eine Schülerin plötzlich einige Songs der Band auflegte. Seitdem haben Matt Smith & Co mit „As The World Bleeds” (2011) und “Ghost Ship” (2016) zwei weitere hochklassige Alben vorgelegt. Dann wurde es ruhig um die bekennenden Christen aus Athens, GA und ich war mir gar nicht sicher, dass die band noch aktiv ist. Doch mit „Mosaic“ räumen THEOCRACY nun alle Zweifel aus.
Während die musikalische Einordnung aus dem Labelinfo 8STRATOVARIUS, SONATA ARCTICA, SYMPHONY-X) sicherlich ihre Berechtigung hat, muss man aber doch auch festhalten, dass die Amis auf „Mosaic“ mitunter recht derbe Riffs auf den Plattenteller zaubern, die problemlos als Thrash („Red Sea“) oder Speed Metal („Liar, Fool, Or Messiah“) durchgehen würden. Daneben gibt es auch besinnliche, verletzliche und vor allem viele fesselnde Momente auf „Mosaic“ zu entdecken. Insofern ist der Albumtitel auch eine perfekte Beschreibung der Musik, die sich als Summe ihrer Teile präsentiert. Und diese wollen durch aufmerksames Hören entdeckt und zusammengesetzt werden. Doch keine Angst, THEOCRACY wandern auch 2023 nicht in akademische Prog-Metal Gefilde ab. Aber offensichtliche Smash-Hits wie „Martyr“, „Bethlehem“ oder „The Master Storyteller“ finden sich für mein Dafürhalten auf „Mosaic“ nicht. Die Eingängigkeit entwickeln die Songs erst mit jedem weiteren Hördurchlauf. Letztlich punktet nicht nur die Single „Flicker“ mit geilem Chorus, sondern vor allem auch der titelgebene Track „Mosaic“. „Sinsidious (The Dogs of War)“ setzt den Titel musikalisch um und feuert wahre Riff-Salven auf den Hörer – und wer hier von Zuckerwatte-Metal spricht, der hat den Schuss offenbar nicht gehört, den die Amis liefern hier richtig amtlich ab.
Dass sich das Thema „Tod“ wie ein roter Faden durch das Album zieht, wird vielleicht bei „Return To Dust“ am offensichtlichsten. Als ein weiterer Grower entpuppt sich das abwechslungsreich gestaltete „The Sixth Great Extinction“. Das Opus Magnus der Scheibe ist aber das finale „Red Sea“ mit fast 20 Minuten. Ein Song den Matt bereits in seiner Jugend geschrieben hat und der nun auf den heutigen Standard gebracht und aufpoliert wurde. Vielleicht nicht unbedingt für die Spotify-Hörgewohnheiten der heutigen Gesellschaft geeignet, aber trotzdem natürlich ein absoluter Geniestreich, der verstehe lässt, weshalb Albrecht im DF letztlich über „Mosaic“ urteilt: „Viel besser kann man es nicht machen!“. Da kann man ihm nur zustimmen.
Mit THEOCRACY meldet sich eine jahrelang sträflich unterbewertete Band aus der White Metal Szene mit einem echten Paukenschlag zurück und verweist zahlreiche Mitstreiter auf die Plätze. In einzigartiger Weise kombinieren die Amis metallische Riffs, musikalische Finesse, große Melodien und anspruchsvolle Arrangements mit ihrer christlichen Botschaft und liefern so einen absoluten Pflichtkauf für alle Fans des melodischen Metal ab. Über allem thront Matt Smith mit seiner unverwechselbaren Stimme und lässt mich den Hype um K.K.s Priest vergessen.
„Music with a message“ – besser als THEOCRACY kann man dies nicht umsetzen, zumal sich das Zerbrechliche, das Filigrane und doch Kraftvolle der Musik ebenso im absolut gelungenen Coverartwork widerspiegelt. Hier heißt es, sich eine Auszeit zunehmen und die Musik für sich sprechen zu lassen. Starkes Comeback einer starken Band!

Kategorie

V.Ö.

13. Oktober 2023

Label

Atomic Fire

Spielzeit

67 Min.

Tracklist

01. Flicker
02. Anonymous
03. Mosaic
04. Sinsidious (The Dogs of War)
05. Return To Dust
06. The Sixth Great Extinction
08. The Greatest Hope
09. Liar, Fool, Or Messiah
10. Red Sea

Line Up

Matt Smith | Haupt- und Hintergrundgesang
Jonathan Hinds | Gitarre, Hintergrundgesang
Taylor Washington | Gitarre, Hintergrundgesang
Jared Oldham | Bass, Hintergrundgesang
Ernie Topran | Schlagzeug

Bewertung

1

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