Nach der letzten Tour hatten viele Besucher wohl eher ein ? als das Wort THERAPY im Kopf. Nachdem es zuvor eine ´Troublegum´ Anniversary Tour gab, verzichtete die Band vollständig auf Songs ihrer Hitplatte und auch sonst immer gespielte Klassiker wie ´Church Of Noise´ oder ´Teeth Grinder´ flogen aus der Setlist. Dafür gab es eher unbekanntes und sperriges Material.

Und nun das neue Album. Schon die ersten Töne von ´Still Hurts´ erinnern unweigerlich an ´Troublegum´. ´Still Hurts´ ist kein blutleerer Abklatsch. Der Track hätte aus der damaligen Aufnahmesession stammen können. Bei dem folgenden ´Tides´ geht es noch melodiöser zu. Andy sagt, dass es ein Track HÜSKER DÜ Manier sein sollte, wenn dann aus der Spätphase oder den Nachfolgern SUGAR. Wie dem auch sei. ´Tides´ ist ein Ohrwurm und gute Laune Macher der Güteklasse A.
´In Yous Shoes´ ist dann ruhiger und düsterer, aber weit von ´Diane´ oder Six Mile Water´ Pathos entfernt. So werden auch in der Folge über die ganze Scheibe unterschiedliche Stimmungen bedient. Einen so unbeschwerten gute Laune Rocker wie ´Torment Sorrow Misery Strife´ gab es von den Iren lange nicht mehr.
Ich will nicht alle Songs durchkauen. THERAPY? liefern ein unglaubliches Spektrum ab. Drummer Neil Cooper spielt einmal wieder sehr dynamisch, gerade die unterschiedlichen Snares werden erneut sehr effektiv eingesetzt. Basser Michael sorgt wieder für Druck und treibt die Songs gut voran, da braucht es oft gar keine Gitarre, die Rhythmussektion macht schon genug Alarm. Andy's Stimme mag ich eh und auch an der Gitarre gibt es wieder alles von noisigen Parts bis zu fetten Riffs (´Vulgar Display Of Powder´). Das schwere Riff vom Rausschmeißer erinnert in Machart und Qualität stark an BLACK SABBATH.

Als ich neulich Fat Mike zum König der intelligenten Wortspiele gekürt habe, sind mir THERAPY? duchgerutscht. Ein Songtitel wie ´Vulgar Display Of Powder´ ist einfach großartig.

Hätten sich THERAPY? nach ´Troublegum´ aufgelöst und wären mit ´Disquiet´ 21 Jahre später wiedergekommen, würden sie wohl Rock am Ring headlinen - zu Recht. Ich bin froh, dass das nicht der Fall ist, denn so gab es viele großartige Scheiben und Clubkonzerte und Rock am Ring meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Die kommende Tour wird ein Fest mit Musikbegeisterten ohne hippe Menschen, die eine Dose Energy Drink in ihrem Ohrläppchen festklemmen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber ich hoffe, dass es viele Songs vom neuen Album auf die Setlist schaffen.

THERAPY? Live:
7. April 2015 - Underground - Köln
8. April 2015 - Bi Nuu - Berlin
9. April 2015 - Knust - Hamburg