Für mich gehören THUNDER zu den wenigen Bands deren Sänger man nach wenigen Sekunden aus der Masse von Frontmännern heraushören kann. Aber es ist nicht nur Danny Bowes einzigartiges Organ, das die Band so unverwechselbar macht, sondern auch das eingängige Songwriting. Eigentlich hatten sie sich ja schon vor Jahren von der Bühne verabschiedet, doch offenbar wurde die Band auch vom Joe Cocker-Syndrom ergriffen und aus einer Abschiedstour wurden mehrere Studioalben und dazugehörige Touren – die SCORPIONS lassen grüßen. Nun, mir soll es Recht sein.
Optisch mag die Band nicht mehr den Scharm der 90er versprühen, doch musikalisch haben Evergreens wie „River of Pain“, „Backstreet Symphony“, „Higher Ground“, das geniale „Love Walked In“ oder „Dirty Love“ nichts von ihrer Qualität eingebüßt. Doch die Playlist wurde in den letzten knapp 30 Jahren um weitere Gassenhauer erweitert: Das rockige „The Thing I Want“ vom „Wonder Days“ Album passt ebenso perfekt in die Playlist wie das einfühlsame „Right From The Start“ vom aktuellen Longplayer „Rip It Up“. „In Another Life“ zeigt, dass sich die Mitglieder der Band keineswegs nur im Hard Rock Bereich tummeln. Doch auch wenn die Herren „I love you more than Rock N Roll“ besingen, so wird doch schnell klar, dass genau dort ihre Liebe liegt. Und spätestens mit „Dirty Love“ dürfte diese Liebe auch auf den letzten Zuschauer übergesprungen sein.
Bei 31 Livealben stellt sich natürlich die Frage, ob es eines weiteren Mitschnitts der Briten bedurft hat. Diese Frage kann aber mal wieder nur jeder Fan entscheiden, denn die Playlist ist stark und die Band sprüht vor Spielfreude. Zudem gibt es das Konzert nicht nur als Audio-Mitschnitt, sondern auch als visuelle Version und außerdem in verschiedenster Ausstattung. Die Qual der Wahl liegt also mal wieder beim Fan. Ob ich mir die Scheibe gekauft hätte, weiß ich nicht. Doch so viel ist klar: THUNDER beweisen einmal mehr, dass ihre Songs zeitlos sind.