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Sicher, anno 2007 wird so mancher fragen: „Tulus? Klingt gut! Kann man das essen?“ Banausentum kann man da kaum unterstellen: Die Band hatte sich Mitte der 90er besonders im Osloer und schließlich im gesamten norwegischen Underground einen beachtlichen Ruf erspielt, machte jedoch nie in größerem Stile von sich reden, obwohl man einige Alben veröf-fentlichte. Schließlich legte man Tulus schließlich kurz nach der Jahrtausendwende auf Eis, um sich unter dem Namen Khold den etwas schrofferen und spartanischeren Seiten des Black Metal zu widmen. Doch auch Khold hauchte Ostern 2006 sein un-heiliges Leben aus, als die Band beschloss, zu pausieren. Mittlerweile scheint es Gi-tarrist Sverre und Drummer Bergli wieder gehörig in den Fingern zu jucken. Gemein-sam haben sie Tulus aus dem Wandschrank geholt und veröffentlichen „Biography Obscene“ über das Label Indie Recordings, welches plant, auch die alten Tulus-Alben neu aufzulegen.
Zunächst jedoch bleiben wir bei der obszönen Biografie. Denn die ist – anders als alle anderen Tulus-Alben – deutlich internationaler ausgefallen, denn gesungen wird diesmal durchgehend in englischer Sprache. Das erscheint sinnvoll, ist „Biography Obscene“ doch als Konzeptalbum angelegt. Da mir leider weder Informationen vom Label, noch Liedtexte der Band vorliegen, und da auch Ratespielchen nicht mein Fall sind, bleibt der Inhalt des Albums im sprichwörtlichen Dunkeln. Musikalisch hingegen vereint das Album alles, wofür Tulus bekannt und beliebt waren: Mit dem harten Kon-trast aus Black Metal und klassischen Instrumentalelementen verleihen Tulus ihrem Stil einen Hauch des Avantgardistischen. Rotzige Riffs und Sverres Raspelstimme treffen hier vereinzelt auf Piano, Geigen, Bläsersätze und eine Frauenstimme. Wohl-gemerkt: Alle eben aufgezählten sind keine Keyboard-Samples. Dazu gesellt sich noch eine gehörige Prise Black ’n’ Roll à la Vreid, welche zusammen mit der außergewöhnlichen Instrumentierung dafür sorgt, dass dieses Album deutlich aus dem homogenen Matsch von Einheits-Black Metal-Platten heraussticht. Denn schon Lieder wie „Stories Untold“ oder der Titeltrack „Biography Obscene“ decken eine große Bandbreite an Stimmungen ab, von elegischen und emotionalen Momenten bis zu rumpelnden Rock-Stampfern.
Somit darf man Tulus grundsätzlich gratulieren, was die originelle Instrumentierung angeht. Der viel beschworene Teufel jedoch versteckt sich einmal wieder in Detail. Zum Einen wäre da die sehr spartanische Zeit von nicht einmal 35 Minuten. Wer da-mit leben kann, der lebt damit. Wer es nicht kann, darf sich ärgern. Zum Anderen haben Tulus zwar einen unverwechselbaren Stil, allerdings scheint es damit schon getan zu sein. Selbst nach mehrfachem Hören habe ich Schwierigkeiten, mich an konkrete Liedteile, geschweige denn ganze Lieder zu erinnern. Es kommt dabei ein-fach zu wenig Einprägsames herum, und auch beim Hören langweilen die Lieder mich ein wenig. (Diese oder einer andere Einschätzung bleibt selbstverständlich je-dem Hörer selbst überlassen). „Biography Obscene“ ist sicher ein grundsolides Al-bum. Mangels Abwechslung aber auch nicht mehr.

Kategorie

V.Ö.

01. Juni 2007

Label

Indie Recordings

Spielzeit

Tracklist

Line Up

Tags


Bewertung

1

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