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Wer hier allerdings Metal-meets-Classic-Kitsch erwartet, in dem ein paar Metalsongs mit Pauke und Streichern verwurstet werden, der liegt falsch. Es ist wirklich ein fast lupenreines Klassikwerk geworden, bei dem die in den letzten Jahren Ulver-typischen Synthies und relativ spärlich auch Gesang hinzugefügt wurden.

Die Uraufführung fand im September 2012 mit 21-köpfigen Orchester in Tromsö statt, eine Wiederholung gab es dann beim letztjährigen Wave-Gotik-Treffen in Leipzig, bevor schlussendlich als Ergebnis diese Platte entstand. Auch diese wurde „live“ eingespielt. Bei den zwei englischsprachigen Texten geht es, wie der Albumtitel schon vorgibt, um christliche Themen.

Mit dem 12-minütigen Introsong „As Syrians pour in, Lebanon grapples with Ghosts of a bloody Past” wird gleich mal ein politisches Statement gesetzt. Soundcollagen erzeugen eine düstere Klangwelt voll mysteriöser Geräusche – es heult und knarzt, bis die klagenden Streicher einsetzen und vom dunklen Kontrabass ergänzt werden. Dezentes Klavier trägt anschließend mit den Streichern die Melodie voran.

Im zweiten Song „Shri Schneider“ dominieren dann die Synthesizer und es geht etwas reger zur Sache. Das wohl „unklassischste“ Stück des Albums. Das Ende von Lied Nummer drei bildet so etwas wie die Klimax der Scheibe. Streicher und Synthies liefern sich ein Duell und stacheln sich gegenseitig an in den Versuchen sich zu übertreffen.

„Son of Man“ ist dann ein eher typischer neuer Ulversong inklusive Gesang, der an späte Opeth-Balladen erinnert, allerdings mit technischen Modifikationen und natürlich wieder inklusive des obligatorischen Streichorchesters. Eine sehr intensive Erfahrung!

Danach folgt wieder ein düsteres Stück mit Gesang- und italienischen Sprachsamples im Stil der 20er Jahre, die auch als BioShock-Soundtrack dienen könnten. Den Abschluss bildet dann wieder ein Stück im Stil von „Son of Man“. Während dort noch der himmlische Vater angerufen wird, wird hier die gnadenreiche Mutter bedacht.


Insgesamt ist „Messe I.X – VI.X“ ein sehr tiefgründiges Album, in dem man sich leicht verlieren kann. Man folgt den verschiedenen Melodien, versucht die Samples zu ergründen und wird dann abrupt wieder in die Realität zurückgeholt. Eine sehr interessante Weiterentwicklung ULVERS, die vor allem ältere Fans jedoch noch weiter von dieser Band entfremden könnte. Dafür können sicherlich neue Hörerschichten erschlossen werden. Die CD sollte sich jeder ohne Scheuklappen mindestens einmal zu Gemüte führen, bevor man ein Urteil fällt.

Kategorie

V.Ö.

01. August 2013

Label

Jester Records

Spielzeit

44:44 min

Tracklist

1.     As Syrians Pour in, Lebanon Grapples with Ghosts of a Bloody Past
2.     Shri Schneider
3.     Glamour Box (Ostinati)
4.     Son of Man
5.     Noche Oscura del Alma
6.     Mother of Mercy

Line Up

Kristoffer Rygg
Tore Ylwizaker
Jørn H. Sværen

+ das Kammerorchester Tromsö

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Bewertung

1

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