Nun sollte man sich zunächst darüber verständigen was überhaupt unter Punk zu verstehen ist. In diesem Falle gilt – wie ohnehin bei der Serie –, dass es sich eher um Punk im Sinne von Post-Hardcore. Metalcore usw. handelt. Also lustige Jungs mit Tunneln und den neuesten Klamotten aus dem Hip Hop Bekleidungsgeschäft. Warum schreibt der Zwingelberg denn plötzlich über solche Bands, werden sich nun einige Leser fragen, denn bekanntlich sorgt diese ganze Szene ja bei mir für inneren und äußeren Hautausschlag.
Stimmt auch nach wie vor. Nun würde ich zwar gerne von mir behaupten, dass mich der Geist der Weihnacht dazu bewogen hätte auch den musikalisch Bedürftigen die Hand zur Versöhnung und einen Teller Zimtgebäck zu reichen. Doch auch hier muss ich leider passen. Der Grund weshalb die Scheibe hier von mir besprochen wird ist weitaus simpler: Ex-GO RADIO Sänger und Gitarrist Jason Lancaster hat mir mit seiner Weihnachtsballade „All I Can Give You“ Lust auf mehr gemacht.
Und während es vorm Fenster eher herbstlich als weihnachtlich zugeht, rotieren die 12 Songs der Weihnachtspunker in meinem Player. Tatsächlich sollte man auch feststellen, dass keiner der Songs wirklich etwas mit Punk Rock der alten Schule zu tun hat, sondern dass sich alle Songs im Bereich des Pop-Emo-Post-Punk Bereichs befinden. Und richtiger Weise haben die Kollegen eines amerikanischen Magazines die vorliegende Zusammenstellung wie folgt auf den Punkt gebracht: „Some good, some bad, some average.“ Neben wirklich guten Songs wie besagtes „All I Can Give You“ oder „Nothing For Christmas“ von NEW FOUND GLORY, das abwechslungsreiche „This Christmas“ (SET IT OFF) oder dem High School Movie-punkige „Father Christmas“ von MAN OVERBOARD, muss man auch Bands wie THE SUMMER SET und CROWN THE EMPIRE über sich ergehen lassen. Die ISSUES fassen dann zusammen, welche Zutaten in der Metalcore Weihnachtsbäckerei benötigt werden.
Unter Strich bietet „Punk Goes Christmas“ für alle die Eltern ein perfektes Weihnachtsgeschenk, deren 12jährige Töchter sich gerade für Punkrocker halten, die aber eigentlich doch lieber die Bravo Hits Weihnachts-CD gehabt hätten. Letztlich klangen die Bravo Allstars der 90er Jahre dann auch nicht wesentlich anders als THE READY SET oder THE SUMMER SET – auf jeden Fall waren sie nicht merklich unpunkiger als einige der hier beteiligten Bands. Aber schon beim Schreiben dieser Zeilen sehe ich Chef Hübi und den gestromten Zosse als zornige Geister der Weihnacht mit Irokesenschnitt um meinen Kopf schwirren, um mich dazu zu bewegen vom Pfad der musikalischen Sünde abzuweichen.
Trotzdem, ich bleibe dabei: PUNK GOES CHRISTMAS kann mit einigen wirklich schönen Songs (allen voran JASON LANCASTERS Beitrag) aufwarten, die allerdings rein gar nichts mit Punkrock zutun haben, sondern eher auf einem ONE TREE HILL Soundtrack ihren Platz finden dürften – in Sachen räudiger Punkrock und Weihnachten bietet „Cashing In On Christmas Vol. 5“ wohl eher das gesuchte vorweihnachtliche Glockengeläut.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
“Nothing For Christmas” – New Found Glory
“Fool’s Holiday” – All Time Low
“I Had A Heart” – Real Friends
“Father Christmas” – Man Overboard
“This Christmas” – The Summer Set
“There Will Be No Christmas” – Crown The Empire
“Christmas Lights” – Yellowcard
“Merry Christmas, Happy Holidays” – Issues
“All I Can Give You” – Jason Lancaster
“I Don’t Wanna Spend Another Christmas Without You” – The Ready Set
“This Christmas (I’ll Burn It To The Ground)” – Set It Off
“Do You Hear What I Hear?” – William Beckett