Mit solch einer Metal-Power, die einen unweigerlich mit sich fortreißt und gegen die kein Kraut gewachsen zu sein scheint, habe ich auch als Fan nicht gerechnet. Auf jeden Fall wird das Debüt "A Fragile King" noch getoppt. Die Ingredienzien des Sounds bleiben die alten, neu ist allerdings in vielen Songs das beschleunigte Tempo.
Kommt der Opener 'Scabs' zunächst, vor allem wegen seiner leidenden melodiösen Leadgitarreparts, sehr PARADISE-LOST-artig daher, wird nach kurzer Zeit riffmäßig und mit Tempo alles weggeschrotet, was im Weg ist, allerdings immer mit doomigen entschleunigten Verschnaufpausen. Herrlich ist auch wieder das übelst tiefe Gegrowle von Greg Mackintosh, seines Zeichens Mastermind des verlorenen Paradises. Nahezu ohne merklichen Übergang beginnt mit 'Bereft' ein über sieben Minuten langes doomiges Leiden mit MY-DYING-BRIDE-mäßigen Streicherarrangements. Verlangsamte, immer wiederkehrende Riffs im Verein mit dosiert kettenmäßig-kreischenden Gitarren (-Soli) verbreiten eine äußert düstere, niederschmetternde Atmosphäre, ohne alledings gänzlich auf mögliche Hoffnungsschimmer zu verzichten. Echt episch!
Im Eineinhalb-Minüter 'Instinct Slaughter' muss Adrian Erlandsson an den Drums richtig ackern. Viel länger hält man die Double-Bass-Orgie wahrscheinlich auch nicht aus.
Dass die vier Briten, die wahrscheinlich sowieso den Blues haben, manchmal auch den Goove bekommen, zeigt das multitemporale, grimmig und dreckige 'Odious Bliss', das zudem ähnlich wie 'Savage Arise' durch seine old-schoolige Attitüde und seine zeitgemäße Motivation unter Beweis stellt, dass ursprünglicher, authentischer Death Metal kein "Post", "Modern" oder "Core" braucht.
Gefühlt sind (trotz ihrer Unterschiedlichkeit) die beiden Tracks 'Aghast' und 'The Wolves Of Sin' eine Einheit, obwohl ersterer eher ein doomiges, zweiterer eher ein deathiges Biest ist. Das zeigt, dass das Album wirklich aus einem Guss gemacht ist. Kein Stückwerk, sondern eine organische Einheit. Wem die Spielfreude, die Energie, die Kreativität entgangen sein solle, dem seien 'Cattle' oder 'Dragged To Gehenna' empfohlen. Ein wahrer Splatter- und Killer-Song begegnet uns sprechender Weise mit 'Thirst For Extinction', bevor uns der titelgebende Track fast wie auf dem letzten Album 'The Grim Irony' ein wenig nachdenklicher und hymnischer, aber nicht weniger energiegeladen in die eisige und einsame Stille entlässt.
Fazit: Dieses Opus ist ein wahres Fanal und ein Weckruf an die Death- und Doom-Metalgemeinde. Denn die Liste der 25 besten Death-Metal-Alben aller Zeiten hat einen neuen Anwärter für Platz 1!
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
Line Up
Greg Mackintosh (PARADISE LOST) - Vocals und Leadgitarre
Hamish Glencross (MY DYING BRIDE) – Rhythmus - und Leadgitarre
Scoot (DOOM, EXTINCTION OF MANKIND) - Bass
Adrian Erlandsson (AT THE GATES, PARADISE LOST, THE HAUNTED) – Drums