Es gibt Tage, die einem die Ruhe und die Zeit bewusster werden lassen. Bei mir im Ort zieht der Herbst ein, auf den Uhren beginnt die etwas dunklere Jahreszeit, und draußen streifen die ersten Stürme die Blätter von den Bäumen.
In diesem Bild habe ich mir „Volume Two“ von Yawning Balch angehört. Dieses drei Lieder beinhaltende Album wird am 3.11.2023 erscheinen. Das klingt im ersten Moment nach nicht viel. Im Gegensatz zu vielen punklastigen Erscheinungen sind hier die Songs nicht kurz und kraftvoll. Yawning Balch beleben dieses Album mit Kraft, die sich aus der Länge und der Atmosphäre heraus speist.
Der erste Track ist „A Moment Expanded (A Form Constant)“.
Ich sitze an meinem Esstisch und tippe diese Zeilen. Dazu wirbeln vor meinem Fenster die besagten Blätter vorbei. Die unglaublich getragene und dennoch abwechslungsreiche Komposition ist fast unheimlich. Unheimlich daher, dass ich den Eindruck habe, der Song wurde genau an dem Platz geschrieben, an dem ich sitze, und genau für diese Zeit. Jemand, der etwas Druckvolles und Schnelles sucht, gar etwas Kurzweiliges, ist hier leider falsch. Das erste Stück entzerrt die Zeit und entschleunigt in großartiger Weise den Moment.
Als zweiter Track ist „Flesh Of The Gods“ zu hören.
Ich spüre die Verbundenheit, die die Musiker empfunden haben müssen. Dieser Song ist praktisch unangetastetes Material aus einer Jamsession. Begonnen, gefühlt und gespürt, dass es passt. „Flesh oft the Gods“ ist einen kleinen Zacken schneller. Nichts, was die Ruhe und die Atmosphäre stören könnte, die der erste Song aufgebaut hat. Er bricht den Stil nicht, er ergänzt ihn mit getragenen, höheren Gitarrensounds. Die Gitarre ist so gespielt, dass sie einen Synthesizer ersetzt. Einen solchen unglaublichen Klangteppich ohne einen Synthesizer zu zaubern, ist wirklich spielerisches Ausnahmetalent.
Das nicht Nutzen eines Synthesizers wird im dritten und letzten Song des Albums aufgebrochen. „Psychic Aloha“ erweitert somit die Palette an Klangfarben noch ein wenig mehr. Das nun 4 Instrument, neben Bass, Schlagzeug und Gitarre, ergänzt das letzte Stück der Platte perfekt. Die psychedelisch wabernden, aber klaren Sounds beleben diesen Track. Nicht störend, nicht aufpeitschend, einfach eine weitere Stimme. Dieses Stück ergibt für mich bezogen auf die angestrebte Musikrichtung Heavy Psych Sound am meisten Sinn. Der Synthesizer füllt den Raum, den diese Platte einnimmt, vollends aus.
Das gesamte Album ist ein sehr entspannender Trip. Man muss kaum Angst haben, Geduld zu brauchen, um dieses Album genießen zu können. Nach wenigen Sekunden breitet sich eine unaufdringliche Ruhe aus und die Musik vertreibt die Zeit. Ich war zugegebener Weise etwas skeptisch, aber das Album hat mich voll überzeugt. An diesem Album ist nichts wirklich radiotauglich. Konsequenterweise erscheint das Album „Volume Two“ in fünf verschiedenen Versionen auf Vinyl. Wobei die Picture Vinyl als Digipak erscheinen wird.
Und zum Abschluss. Es mag sein, dass ich es im Verlauf des Textes nicht wirklich deutlich gemacht habe. Das Album ist in der Tat das Ergebnis einer 5-stündigen Jamsession. Die drei Songs sind ohne ein zuvor geschriebenes Konzept oder Ähnliches entstanden. Was es so unglaublich macht, dieses Werk zu genießen und dabei im Hinterkopf zu haben, dass die Musiker um Bob Balch (Gitarre/Synthesizer) diese Scheibe aus der Situation heraus geschaffen haben. Mit Bob Balch haben das Album „Volume Two“ Gary Arce (Gitarre), Billy Cordell (Bass) und Bill Stinson (Drums) im November 2022, in einem Studio im Joshua Tree Nationalpark, eingespielt.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
2. Flesh Of The Gods
3. Psychic Aloha
Line Up
Bob Balch : Guitar, synth
Billy Cordell – bass
Bill Stinson - drums