Das ROCK UNTER DEN EICHEN stand viele Jahre immer mal wieder in meinem Fokus aber nie wollte es so wirklich terminlich passen oder aber das Line-Up überzeugte mich am Ende doch nicht. Dann kam Covid. Das kleine Festival in der Altmark zwischen Magdeburg und Stendal überlebte glücklicherweise.
2023 sollte es dann endlich passen. Mit Paradise Lost und Primordial waren nicht nur zwei sehr einflussreiche Bands von den britischen Inseln gebucht, sondern vor allen zwei meiner absoluten Allzeit-Lieblingsbands. Doch die Vorfreude wurde jäh beendet, musste das Festival im vergangenen Jahr relativ kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen komplett gecancelt werden. Es war zunächst nicht klar, ob und wie es weiter gehen konnte. Glücklicherweise fügte sich alles zum Guten. 2024 sollte nach einem Jahr Zwangsabstinenz ein neuer Anlauf genommen werden. Die Grundpfeiler im Billing, insbesondere die Headliner Paradise Lost und Primordial konnten in die aktuelle Ausgabe hinübergerettet werden. Für mich der Grund, es zu einem Ende zu bringen und dem muckeligen, kleinen Open Air unter den Eichen des kleinen Dörfchens Bertingen, am Elbe-Radweg gelegen, einen Besuch abzustatten.
Freitag, 19.06.2024:
Schon früh bin ich unterwegs aus dem Harz an die Elbe. Bereits gegen zehn Uhr am Morgen treffe ich in Bertingen ein, wo ich von Freunden, die bereits am Vorabend angereist sind, erwartet werde. Es gilt die Stellung zu halten, um der dem Großteil unserer Gefährten an diesem Wochenende auf dem Campground beisammen zu halten. Die Sonne brennt bereits zu dieser frühen Stunde unbarmherzig, so dass ich nach dem Abstecken unseres Revieres und dem Aufbau meines Zeltes zum ersten Mal durch bin. Wohl dem, der auf dem offenen Feld des zweiten Campingplatzes in irgendeiner Form Schatten hat und findet.
Nachdem sich der Kern der Truppe endlich zusammengefunden hat, wage ich einen ersten Ausflug in Richtung Festival-Gelände. Der Weg zum Ort des Geschehens vom Ortsrand beträgt knapp zehn Minuten. Und schon findet man sich in einem waldigen, parkähnlichen Idyll wieder. Endlich Schatten. Die Luft steht jedoch trotz deutlich kühlerem Mikroklima. Das Gelände ist klein übersichtlich und wunderschön. Vom Eingang neben der Hauptbühne hügelig und tribünenartig ansteigend und nach hinten wiederum sanft abfallend, wobei in der Senke am anderen Ende des Geländes der Schwarze Bock, die kleine Nebenbühne, aufgebaut ist. Ein Stück weiter befindet sich ein geräumiges Catering-Zelt und im Bereich zwischen Futterraufe und den beiden Bühnen ist ein muckeliger, kleiner Biergarten aufgebaut. Dazu drei Bierstände, Cocktail-Bar und Eiswagen – Herz, was willst Du mehr... Natürlich ein kühles Blondes. Es ist Mittag, ich habe ein Festival-Bändchen - da kann man schon mal kosten. Das erste Blonde ist allerdings mitnichten kalt, die Crew am ersten Bierstand hat noch Probleme mit der Kühlung, nun ja, man muss auch gönnen können...
Zum musikalischen Auftakt ist man darüber hinaus, im weiteren Verlauf des Wochenendes prickelt der Gerstensaft und hat Trinktemperatur! Passend dazu fahren TERRIBLE SICKNESS aus Hannover als Opener ein amtliches wie beachtliches Brett aus klassischem Death Metal mit grindigen Einschlägen auf. Das hat Struktur, der Sound klingelt fett in den Ohren, die Leads und Soli sorgen für Abwechslung und Sänger Flo ist nicht nur am Mikro ein Tier, sondern auch eine beachtliche Erscheinung die in Erinnerung bleibt. Das geht doch gleich gut los.
terrible sickness
Die Black Metaller STREAMS OF BLOOD können das Niveau anschließend leider nicht halten. Alte Schule, Nieten, viel Make-Up und noch mehr Blut machen zwar visuell was her. Auch musikalisch gibt es eigentlich nichts zu meckern. Trotzdem will der elegische, melodische Schwarzmetall verbunden mit der dem Publikum gegenüber eher introvertierten Performance in der Brüllhitze des Nachmittags bei mir nicht wirklich zünden.
streams of blood
Die Lokalmatadoren von ABROGATION haben es da deutlich einfacher. Die Magdeburger haben schon über 20 Jahre auf dem Buckel und spielen in ihrer eigenen kleinen Dark Metal – Nische die irgendwie aus der Zeitkapsel der Neunziger gefallen scheint. Im melodischen Death Metal verwurzelt mit leichtem Gothic und Pagan Metal – Einflüssen und deutschen Texten ist das zwar gerade auf Tonträger nicht (mehr) meine Baustelle. Live funktioniert die Musik heute richtig gut. Unterstützt wird man zudem noch von einer Sängerin.
epicardiectomy
So rein gar nicht meine Baustelle sind die Slam-Deathgrinder von EPICARDIECTOMY. Da kann der Sound noch so fett und die technische Performance noch so fesch sein: Das berührt mich innerlich null. Insofern nutze ich die Zeit, um einen Nachzügler auf dem Zeltplatz in Empfang zu nehmen. Was gibt es schöneres als hier mit einem eiskalten Wolters aus der Löwenstadt begrüßt zu werden? Mit ATTIC beginnt im Anschluss die Crunchtime des ersten Festival-Tages. Heavy Metal – Maximum. Ich war nie ein großer Fan oder Anhänger von King Diamond oder Mercyful Fate und Falsettgesang muss man darüber hinaus mögen. Bei mir ist das gerade auf Tonträger abhängig von der Tagesform. Live ist das Quintett aus Nordrhein-Westfalen um Meister Cagliostro mit seinem unverkennbaren Organ jedoch immer über jeden Zweifel erhaben. Mit "Darkest Rites" vom jüngsten Output "The Return Of The Witchfinder" bis hin zu "The Headless Horseman" zünden Attic die nächste Stufe auf dem ROCK UNTER DEN EICHEN. Musikalisch, visuell und performancetechnisch bietet der Fünfer ganz großes Kino in Sachen klassischem Heavy Metal, Dramatik und Theatralik.
attic
Kurz zuvor ist auch die Schwarzer Bock – Stage in Betrieb genommen worden. "Leute, die nichts mit Maiden anfangen können, sind mir suspekt!" Hellbutcher (Ex-Nifelheim und Hellbutcher-Protagonist) brachte es kürzlich im Interview bei den Kollegen vom Deaf Forever auf den Punkt. Die Maiden-Tribute-Band POWERSLAVE "überbrückt" seit den Todesstahl-Tschechen für heute die Umbaupausen mit Klassikern der größten Heavy Metal – Band der Welt. Das Schöne an Tribut-Kapellen der allerersten Garde ist doch, dass man bei diesen oft Perlen serviert bekommt, nach denen man sich bei den Originalen gefühlt seit Jahrzehnten sehnt. Insgesamt gibt es bis zum Headliner fünf Mini-Sets. Die Hamburger Jungs sind musikalisch über alle Zweifel erhaben, insbesondere Markus Dickinson, der sich stimmlich keine Blöße gibt und Basser Higgy Harris, der wiederum optisch mehr an Jannik Gers als an Steve erinnert stechen heraus, wobei die Leistung von Drummer Chris und der beiden Gitarristen Martin und Dennis keinesfalls geschmälert werden soll. Das Maiden-Feuerwerk auf Raten funktioniert und dauert insgesamt rund zweieinhalb Stunden an. Da bleibt selbst bei Attic kein Auge trocken die sich zu später Stunde zu den Feiernden vor die Bühne gesellen.
powerslave
Doch zurück auf die Hauptbühne. Da sind nun ILLDISPOSED an der Reihe. Die Dänen um Subwoover Bo Summer und Jakob Batten haben kürzlich ihr fünfzehntes Album veröffentlicht. Man lässt von Beginn an nichts anbrennen und legt groovend und stampfend los als gäbe es kein Morgen mehr. Das wirkt bei weitem nicht so lustlos und uninspiriert wie noch im vergangenen Jahr auf dem Party.San. Zwischendurch und zum Schluss greift man mit "Psychic Cyclus...", "There´s Something Rotten...", und "Submit" auch mal sehr tief in die Mottenkiste. Warum hat die Band eigentlich kein Merch dabei?
illdisposed
Ebenfalls mit neuem Album am Start sind danach die Thrasher von LEGION OF THE DAMNED, auch wenn "Poison Chalice" schon 2023 veröffentlicht wurde. Die Niederländer liefern einen Thrash-Abriss und fahren einen Breitwand-Sound auf: Double-Bass-Gewitter, Nackenbrecher-Riffing sowie extrem melodiöse Leads und Soli, nicht erst beim Klassiker "Son Of The Jackal" haben sie mich.
legion of the damned
primordial
Was danach zum Finale des Abends auf der Bühne passiert lässt sich schlicht und ergreifend mit einem einzigen Wort zusammenfassen: EPISCH!!! Was man bereits auf dem Ultima Ratio – Fest im Herbst erahnen durfte findet am heutigen Abend in der Headliner-Show auf dem ROCK UNTER DEN EICHEN für mich eine eindrucksvolle Bestätigung: Primordial sind live derzeit unbestritten auf dem Zenit ihres Schaffens angelangt. Nemtheanga, Ciáran, Pól und Simon brennen ein derart intensives Feuerwerk ab. Die Live-Alben "All Empires Fall" und "Gods To The Godless" sind Meilensteine aber nichts im Verlgeich zu dem, was die Band inzwischen auf die Bühne zu bringen in der Lage ist. Da hat zweifelsfrei "How It Ends", welches im letzten Jahr veröffentlicht wurde auch seinen Anteil, von dem der Titeltrack und "Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is An Orphan" zelebriert werden. Der Einstieg erfolgt mit "As Rome Burns", den krönenden Abschluss bildet "Empire Falls". Der Übersong "To Hell Or The Hangman" darf natürlich nicht fehlen, ebensowenig die Klassiker "The Coffin Ships" sowie "No Grave Deep Enough". Primordial machen immer wieder auf´s Neue sprachlos. Möge ihnen dieser Spirit und diese Intensität niemals ausgehen.
Samstag, 20.07.2024:
Ganz kurz und nur ganz früh am Morgen scheint es, als hätte die Sonne am heutigen Tage etwas mehr Erbarmen. Letzteres weicht wiederum spätestens ab um zehn Uhr in der Frühe wiederum einer glühenden Oberhitze aus dem Firmament. Schattenplätze sind einmal mehr gefragt, genauso wie Elektrolyte, obwohl diese idealerweise nicht aus Bier und Eierlikör bestehen sollten. Nach einer Stärkung mit einem Schnitzelbrötchen von der Catering-Crew des F-Hauses Jena geht es auch schon wieder weiter auf der Hauptbühne unter den Eichen. Zum Start in den Samstag gibt es mit CLITCOMMANDER, IN DEMONI und BRUTAL SPHINCTER ein infernalisches Grindcore-Trio.
clitcommander
Den Auftakt machen die Eislebener von Clitcommander, die musikalisch verzichtbar aber trotzdem sehr unterhaltsam sind. Punkiger Grindcore mit zwei Sängern, herrlicher Mansfelder Mundart inkl. Elsterglanz-Humor zwischen Slapstik, Komik und Quatsch. Obendrauf gibt´s bei stehender Luft Wasserbomben zur Erfrischung, Wasserbälle für den Spieltrieb und Hula Hoop Reifen für das Workout. Für die Nachwuchsgewinnung wird dann noch der kleine Malte samt Papa auf die Bühne geholt. Das Publikum frohlockt, huldigt Band und dem Stöpsel. Fazit: Albern aber kurzweilig! In Demoni sind da technisch und musikalisch schon ein ganz anderes Kaliber, spinnen aber thematisch den roten Faden weiter, den eigentlich die Klitoris-Kommandöre vom Namen her versprochen hatten... Technischer Death-Grind bzw. Musik über Sexualorgane – garantiert nicht jugendfrei. Endlich wird der Kunststoff-Phallus in Szene gesetzt, ein Bühnentechniker darf mehrfach wahlweise in einem liebevoll gestaltetem Penis- oder Vulva-Kostüm über die Bühne tanzen. Der beachtlich gebaute Fronthühne Steiner hinterlässt nicht nur stimmlich Eindruck, sondern ist eine Erscheinung bei der ich mich nicht entscheiden möchte, ob ich ihm weniger gern im nächsten Swinger-Club oder des nächtens auf den Straßen Magdeburgs begegnen möchte. Auch bei den Riffmeistern an den Gitarren geht nicht nur musikalisch, sondern auch optisch die Post ab. Besonders die Quietschgelbe Gitarre von Carsten sticht grell ins Auge. Und spielen kann er sie auch noch, während Dennis sein Schlagzeug heute ohne Bassunterstützung verprügeln muss. Ein fettes Brett, wenn auch nicht mein Hoeuvre. Danach wird´s politisch. Brutal Sphincter aus Belgien, die sich dem politischen Gore-Grind verschrieben haben, beziehen gleich zu Beginn ganz unmissverständlich sowohl in deutscher, als auch in englischer Sprache klar und unmissverständlich sinngemäß Stellung: Wenn Du meinst, Dich aus Gründen über andere Menschen stellen zu wollen, dann hast Du an unserer Seite nichts verloren! Sie strecken aber gleichzeitig die versöhnliche Hand an all jene aus, die zur Besinnung kommen mögen... Das hallt nach und bleibt positiv in Erinnerung, während die noisige Grindcore-Breitseite musikalisch weitgehend an mir vorbeirauscht.
in demoni
brutal sphincter
Vor INSANITY ALERT holt mich dann der eine oder andere Longdrink vom Vorabend und die kurze Nacht ein. Um fit für den Abend zu sein, entscheide ich mich für den Verzicht und ein paar kurze Powernaps auf dem Zeltplatz in der gleißenden Sonne. Danach steht auch schon der erste Hochkaräter für heute in der Warteschleife. POSTMORTEM sind nicht nicht nur eine der dienstältesten deutschen Kapellen im Business, sondern auch eine absolute Institution in Sachen Death-Thrash. Und die Berliner liefern wie bestellt einen bunten Strauß Melodien aus rund 30 Jahren Bandgeschichte, in der sich das Quartett stilistisch eine ziemlich einzigartige Nische aus morbidem, schmissigem und thrashigem Todesstahl gehämmert hat. Postmortem sind immer wieder ein Garant für gute Laune und Training für die Nackenmuskulatur. Der Gig erinnert mich daran, die Lücken in der Diskografie der Band daheim zu schließen.
postmortem
Von Berlin geht es nun gen Thüringen. Eisenbergs Finest bzw. DESERTED FEAR verwandeln die präzise Steilvorlage aus der Hauptstadt mit Leichtigkeit und aller Souveränität. Was soll ich über diese Band noch schreiben. Ich kenne niemanden mit einem solchen Status, der Death Metal mit einer solchen Herzlichkeit, soviel Power und auch nach fünf Alben mit soviel unverbrauchter Frische auf der Bühne zelebriert. Die relativ frühe Entscheidung in der Karriere, die Band zwar professionell aber nicht hauptberuflich zu betreiben, dürfte ein nicht unwesentlicher Faktor dafür sein, dass dem Trio um Fabian, Simon und Manuel die Sympathien des Publikums nur so zufliegen. Basser John soll hier natürlich nicht außen vor bleiben, der sich wie seine Vorgänger perfekt integriert hat. Die Band harmoniert perfekt und liefert ein kraftvolles Death Metal – Gewitter in der Abendsonne ab, das mit dem obligatorischen "Bury Your Dead" vom Debut "My Empire" seinen Höhepunkt findet. Jungs, bleibt wie Ihr seid und bewahrt Euch diese Unbeschwertheit und Spielfreude! Wir sehen uns in Braunschweig!!!
deserted fear
Apropos Death Metal... Bereits nach Insanity Alert haben SPEARHEAD am Spätnachmittag begonnen, die Nebenbühne sukzessive in Schutt und Asche zu legen. Spätestens seit dem vielumjubelten Auftritt zum Frühschoppen auf dem Party.San im letzten Jahr, ist die Band, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Erbe von Bolt Thrower zu bewahren in vieler Leute Munde und offensichtlich auch sehr gefragt wie aktiv an der Live-Front. Und das völlig zurecht und verdient. Denn die Sympathen aus dem Hannöverschen machen ihre Sache einmal mehr absolut eindrucksvoll. Der Unterschied zwischen einer schnöden Covertruppe und einer Tibute-Kapelle, das wird wie schon am Vorabend bei Powerslave deutlich, ist, dass entsprechende Bands über die handwerklichen Fähigkeiten hinaus in der Lage sind, das Liedgut der Vorbilder so zu zelebrieren, dass live das Feeling der Originale rüber gebracht wird. Und dabei sind Spearhead über jeden Zweifel erhaben. Mit Brechern von "War Master", "lV. Crusade", "For Victory"...", "Mercenary" bis hin zu "Those Once Loyal" hat man es allerdings auch vergleichsweise einfach, jedes halbwegs dankbare Publikum auf seine Seite zu ziehen. Bolt Thrower sind unvergessen und Spearhead machen den Verlust in dieser Art und Weise etwas erträglicher. Selbst wenn sich der eine oder andere Song doppelt in den wiederum fünf Micro-Sets wiederfindet, tut dies der Stimmung keinen Abbruch. Und wann hat man sonst jemals schon einmal mehr als zwei Stunden Bolzenwerfer live erleben dürfen?
spearhead
Auf der Hauptbühne geht´s zwischenzeitlich ans Eingemachte. Mich treibt allerdings schon seit dem Nachmittag die Frage um, ob die selbsternannte "Panzerdivision Marduk" selbigen vor dem Gig auch genutzt hat, um auf dem ehemaligen russischen Armeestützpunkt und heutigen Offroad-Park kurz vor Bertingen die eigene Fahrtauglichkeit zu prüfen. Diverse Kapellen kommen ja regelmäßig mit Motorrädern auf die Bühne, warum nicht mal ein Panzer, allerdings möchte ich Sabaton jetzt nicht auf noch blödere Ideen bringen. Die Schweden um Morgan Håkansson starten nostalgisch mit "On Darkened Wings" vom "Those Of The Unlight"-Klassiker und die Fußtruppen vor der Bühne zeigen sich sofort ergeben. Marduk hinterlassen Song für Song nichts als verbrannte Erde. Die aktuellen Werke wie "Memento Mori" und "Viktoria" werden ebenso berücksichtigt, wobei ich Marduk immer dann am überzeugendsten finde und fand, wenn sie sich nicht dem bloßem Geprügel und der puren Raserei hingegeben, sondern auf Atmosphäre gesetzt haben. Daher bleiben neben dem hoffnungsvollen Opener vor allem "Wartheland" vom großartigen "Frontschwein"-Album und wiederum der Klassiker "Wolfes" nachhaltig in Erinnerung. Und ganz nebenbei fehlt den Schweden irgendwie doch live die zweite Gitarre. Aber beeindruckend ist der Gig allemal. Außerdem bietet er Gelegenheit vor der Bühne nochmal so richtig die Sau raus zu lassen.
marduk
Denn nicht nur der Abend, sondern auch das ROCK UNTER DEN EICHEN 2024 neigt sich dem Ende entgegen. PARADISE LOST schlagen zumindest im Vergleich zu Marduk sanftere Töne an, wobei dies keinesfalls ein Widerspruch ist, denn mehr Platz bietet sich bei den britischen Urgesteinen des Death- und Doom Metals sowie Pionieren des Gothic Metals mitnichen. Die Band legt standesgemäß mit "Enchantment" los, setzt mit "Pity The Sadness" danach gleich noch einen drauf und spielt sich danach durch einen illustren Querschnitt der Bandhistorie. Eine Setlist, fast zum Niederknien, darunter neben "Gothic", "As I Die" sogar "Eternal". Selbst das "Small Town Boy"-Cover tut der Stimmung neben "One Second", "Say Just Words" oder "The Last Time" keinen Abbruch. "No Hope Insight" kommt neben "Hallowed Land" auch richtig gut, als Zugabe gibt´s neben "Embers Fire" dann noch "Ghosts" vom aktuellen Album "Obsidian". Grundsätzlich werde ich Paradise Lost auf immer und ewig lieben. Dieser Auftritt ist musikalisch nicht nur aufgrund der Setlist deutlich besser, als beim Ultima Ratio – Fest in Hannover im vergangenen Jahr. Aber obwohl ich ohne große Erwartungen an diesen Abend heran gegangen bin, so beschließe ich doch, mir Paradise Lost zukünftig nicht mehr oder nur noch anzuschauen, wenn sie zufällig auf einem Festival spielen, auf dem ich sowieso anwesend bin. Nick scheint zwar deutlich mehr Elan zu haben und auch gesanglich ist seine Leistung okay. Dennoch erschließt es sich mir nicht, wieso er bei einigen Songs die hohen und tiefen Stimmlagen z. B. Bei "Faith Devides Us – Death Unites Us" oder "Say Just Words" zusätzlich vom Band holen muss oder einen Klassiker vom Schlage "As I Die" mal wieder "zersingt". Greg bleibt heute in seiner Performance absolut blass aber immerhin nicht spielerisch und Basser Steve war darüber hinaus noch nie eine Rampensau. Einzig Riffmeister Aaron Aedy merkt man an, dass der wie eigentlich immer richtig Bock hat. Und dann wäre da noch "Neu-Drummer" Guido. Der passt sowohl mit seiner straighten Spielweise, als auch mit dem abgespeckten Drum-Kit immer noch nicht zu Paradise Lost. Es nimmt gerade den alten Klassikern dermaßen das essenzielle Feeling, dass ich mir einen Tudds zurückwünsche. Nun, ich bin gespannt, wie sich das auf zukünftige Platten auswirkt.
paradise lost
So sehr mich Paradise Lost allerdings auch herausfordern, ich freue mich dennoch wie ein Schneekönig, als ich am darauffolgenden Morgen bei einem kurzen Kaffeestopp an der Tanke in Wolmirstedt zufälligerweise ausgerechnet auf die Band treffe und ein megaentspannter, herzlicher und freundlicher Aaron meinem total verdatterten 16-jährigen Ich die Möglichkeit zu einem Selfie mit seinem Jugendidol gewährt. Und ja, Paradise Lost und vor allem Aaron sind irgendwie immer noch meine Idole. Was für ein Zeichen, nachdem das Festival längst vorbei ist...
Fazit:
Danke für ein mega-entspanntes, gut organisiertes und in jeder Hinsicht stressfreies Festivalwochenende auf einem traumhaften Gelände samt kurzen Wegen! Gute, abwechslungsreiche Bands gab´s oben drauf!
Das sollte nicht mein letzter Besuch an der Elbe gewesen sein!!!
Headliner
Besucher
Ort
Line Up
PRIMORDIAL
MARDUK
LEGION OF THE DAMNED
ILLDISPOSED
DESERTED FEAR
ATTIC
ABROGATION
POSTMORTEM
INSANITY ALERT
STREAMS OF BLOOD
EPICARDIECTOMY
TRAIL OF BLOOD
POWERSLAVE
SPEARHEAD
TERRIBLE SICKNESS