Virgin Steele gehören zu den ganz beständigen Bands im Bereich des waschechten Metal. Selbst wenn Arbeitstier David DeFeis auch schon mal gerne in den Gefilden der Oper lustwandelt, so ist Heavy Metal doch stehts sein Begleiter.
Nun hat der Mythenfreund aus den USA endlich wieder ein neues Album am Start. Klar, dass er dazu auch einige Dinge zu sagen hatte.
Du hast einmal gesagt, dass die Veröffentlichung des aktuellen Albums vor allem aufgrund geschäftlicher Gründe länger auf sich warten ließ. Inwiefern hätte “The Black Light Bacchanalia“ denn anders geklungen, wenn die Scheibe früher erschienen wäre?
Die Labels bei denen wir bislang waren, sind Pleite gegangen. Daher war es unmöglich die Scheibe früher auf den Markt zu bringen – zunächst musste ein funktionierendes Label gefunden werden. Mit Spv ist das nun der Fall und alles ist gut. Es ist schwer zu sagen, welche Unterschiede es bei einem früheren Release gegeben hätte. Einiges des Materials war bereits geschrieben, so dass es dort Übereinstimmungen gegeben hätte. Allerdings entwickeln Aufnahmen eine eigene Welt, wenn man erstmal damit anfängt. Letztlich spielen der Monat, die Mondphase und was weiß ich noch eine Rolle für das Endergebnis.
„The Black Light Bacchanalia“ ist ein Album über das Leben geworden – natürlich verpackt in mystische Geschichten. Beziehst du dich dennoch auch auf gegenwärtige Situationen in deinen Texten?
Ja, natürlich. Es geht immer um das Leben, wie ich es kenne. Es handelt alles vom gegenwärtigen Zustand der Welt und es geht ebenfalls um die Vergangenheit und die Zukunft. Ich liebe zeitlose Ideen.
Du hast allerdings in einem anderen Interview auch gesagt, dass das Album von Rebellion handelt, vom Widerstand gegen Regierungen, Autoritäten und Religion. Kannst du etwas genauer erklären, was du damit meinst?
Es ist ein offenes Ende – das was die Hörer daraus machen. Die Texte enthalten Munition, mit der du dich gegen alles rüsten kannst, was dich unterdrückt. Es ist ein Konzeptalbum und führt die Geschichte weiter, die ich auf dem „Visions of Eden“ Album begonnen habe. Es bringt die Ideen zu einem Ende, wenn Lilith stirbt („To Crown them with Halos“) und Gott schließlich all den Schaden beklagt, den er angerichtet hat („Eternal Regret“). Ich setzte Lilith mit Hypatia und Joan of Arc. Ich führe die Diskussion um den Tod des Paganismus und der Auslöschung der weiblichen Gottheit Principle durch den Aufstieg des Gott Vaters fort. Aber ich gehe noch weiter, indem ich den Aufstieg der organisierten Religion und deren Einfluss auf den Paganismus diskutiere – und darauf folgend das Kommen des Mittelalters. Wo ich das jetzt gesagt habe, muss ich zugeben, dass ich eigentlich das heutige Mittelalter diskutiere und den Aufstieg des Fundamentalismus in allen Lebensbereichen nicht nur in der Religion, sondern auch in der Politik und überall. Und schließlich handelt das Album auch von Rebellion. Rebellion gegen Autoritäten, Gott, die Regierung, egal was. Dies wird in Songs wie „The Orpheus Taboo“ deutlich. Orpheus trotzt Hades und sieht zurück, bevor er die obere Welt betritt und so verliert er seine Frau. Adam und Eva verlieren den Garten, wenn sie den Apfel essen. Aber – am Ende gewinnen sie etwas. Dieses Etwas kennt nur ein Individuum. Ich glaube nicht, dass irgendjemand anderen sagen sollte, was sie tun oder lassen sollen. Wir sollten aus dem Instinkt heraus wissen, was wir tun. Ich sage „Fuck You“ zu allem autoritären Quatsch.
Wo wir gerade beim Thema Politik sind: was hältst du denn von der aktuellen Tea Party Bewegung?
Nonsens...
Und damit kommen wir auch schon wieder zurück zur Musik. Virgin Steele wird nach wie vor mit Manowar verglichen. Es wurde sogar schon als „ewigwährende Rivalität“ bezeichnet. Was ist denn deiner Meinung nach der Unterschied zu Manowar?
Wenn irgendjemand wirklich denkt, dass wir ähnlich klingen, dann hört er nicht richtig hin. Wir klingen nicht gleich. Sie haben ihre eigene Identität und wir haben unsere. Kann irgendjemand „To Crown…“ anhören und wirklich behaupten, dass es wie Manowar klingt? Was wir gemeinsam haben, ist die Kraft und eine bombastische, großartige Art der Präsentation – sowohl auf Platte, als auch auf der Bühne. Das sagt viel über unseren Mut, den Individualismus und die Furchtlosigkeit aus. Wir tun was wir wollen.
Ich habe gelesen, dass ihr für eure ersten Aufnahmen viel Fanpost bekommen habt. Unter anderem von Leuten, die dann später in Bands wie Queensryche und Metallica groß wurden. Was denkst du über den kommerziellen Erfolg dieser Bands und warum hat es bei Virgin Steele nicht so funktioniert?
Ich denke nicht darüber nach. Es hat mich nie interessiert. Virgin Steele wurde erschaffen, um zeitlose Musik zu machen, die in 200 Jahren noch relevant sein wird. Das war und ist noch immer mein Ziel, nicht die berühmteste Band auf der Welt zu werden und schon gar nicht der letzte Trend. Es ist eine Lebenseinstellung, nicht eine Karriere. So haben wir es gewollt und damit sind wir erfolgreich.
Du warst ja auch durchaus erfolgreich mit deiner Oper. Wird es mehr davon geben?
Natürlich. Warum denn nicht?
Wurde die Oper eigentlich nur in Deutschland gezeigt? Soweit ich weiß, hat dein Vater ja auch ein Theater in New York. Gab es jemals Überlegungen, die Oper dort aufzuführen? Was hält er denn überhaupt von deinen Werken?
Wir haben die Oper nur in Deutschland gezeigt. Irgendwann werden wir sie wohl auch mal anderswo aufführen, es gibt immer noch so viel zu tun. Mein Vater hat alles gesehen und es sehr genossen. Er ist ein großer Fan und glaubt an die Musik, die ich erschaffen habe. Er bekommt bei jeder Show Tränen in die Augen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute.
Sehr gerne. Cheers and all the best!