Neben den Thüringern von Crown Of Creation waren KAAPORA aus Halle an der Saale für mich DIE Newcomer des letzten Jahres.
Auf ihrem eigenproduzierten und in Eigenregie veröffentlichten Erstling „Distainer" zelebriert das Quartett eine derbe Mixtur aus ungeschliffenem Death Metal mit Crust-, Punk- und Grind-Schlagseite.
Hervorgegangen aus den Trümmern von Korades sind hier hörbar keine Greenhorns, sondern gestandene Undergroundler am Werk. Grund genug, um Gitarrist Nico, der in ihren letzten Stunden die legendären Viu Drakh verstärkte und noch heute nebenbei als Bassist bei den Nossener Death Metal-Veteranen aktiv ist, mal auf den Zahn zu fühlen...
Neben den Thüringern von Crown Of Creation waren KAAPORA aus Halle an der Saale für mich DIE Newcomer des letzten Jahres.
Auf ihrem eigenproduzierten und in Eigenregie veröffentlichten Erstling „Distainer" zelebriert das Quartett eine derbe Mixtur aus ungeschliffenem Death Metal mit Crust-, Punk- und Grind-Schlagseite.
Hervorgegangen aus den Trümmern von Korades sind hier hörbar keine Greenhorns, sondern gestandene Undergroundler am Werk. Grund genug, um Gitarrist Nico, der in ihren letzten Stunden die legendären Viu Drakh verstärkte und noch heute nebenbei als Bassist bei den Nossener Death Metal-Veteranen aktiv ist, mal auf den Zahn zu fühlen...
Hallo Nico, stell uns doch bitte einmal die Band vor. Wer steckt außer Dir noch hinter KAAPORA? Wie und Wann kam es zur Gründung?
Die Anfänge von KAAPORA gehen bis ins Jahr 2010 zurück. Ich lärmte nach dem Ende von Korades in verschiedenen Combos. Unseren Sänger Evandro kannte ich ebenfalls noch von Korades und nachdem wir uns eine Weile aus den Augen verloren hatten, kam die Idee, mal wieder etwas Musikalisches zusammen auf die Beine zu stellen und wir begannen die Fühler nach geeigneten Mitstreitern auszustrecken.
Als diese -ein Drummer fand sich in Gerni und am Bass fungierte mit Torsten zunächst ebenfalls ein ehemaliges Korades-Mitglied - gefunden waren haben wir uns zu den ersten Proben getroffen. Ohne konkretes Ziel, diesen oder jenen Sound zu machen, frei nach dem Motto „mal gucken, was passiert". Evandro hatte gleich Ideen mitgebracht und in der Folge spielten wir uns darauf ein und es entstanden die ersten drei Songs. Als es schließlich fünf waren, resultierte daraus die erste EP bzw. das Demo.
Wie das immer so ist drehte sich in der folgenden „nach"-Gründungsphase das Besetzungskarussel, so waren wir beispielsweise als Quintett mit zwei Klampfen gestartet. Unser damaliger zweiter Gitarrist stieg aus persönlichen Gründen aus und nach dem Demo suchten und fanden wir in Giant unseren heutigen Bassisten.
Evandro - Vocals
Euer Debut „Distainer" hat für eine Eigenproduktion einen kraftvollen, vor allem aber markanten Sound. Wie und wo habt Ihr die Scheibe aufgenommen? Wieviel Zeit habt ihr dafür benötigt?
Sowohl unser Demo, als auch den Longplayer haben wir in Eigenregie bei uns im Proberaum aufgenommen. Wir haben eine recht gute Rollenverteilung in der Band. Evandro und ich schreiben Songs, Gernie kümmert sich ums Internet und das Layout und Giant ist für das Booking zuständig. Letztere sind jedoch auch für den technischen Part bei KAAPORA zuständig und so haben wir die Musik nach den Möglichkeiten, die wir hatten, eingetrümmert. Drummer Gerni hat sogar den Mix übernommen. Sieht man vom Demo einmal ab, war „Distainer" sein erster eigener Mix, davor muss ich an dieser Stelle mal den Hut ziehen.
Unterstützend zur Seite stand uns dabei Björn (Korades) und Patrick W. Engel, der die Scheibe ja auch abschließend gemastert hat.
Von den ersten Aufnahmen bis zum Erhalt des Masters haben wir rund fünf Monate benötigt. Die Drums hatten wir bereits im Dezember 2011 eingespielt, meine Gitarre folgte im Februar 2012 und Giant spielte seine Basslinien im März ein. Das Mixing hat dann noch eine Weile gedauert und im Mai bekamen wir dann das fertige Master. Wir haben den Vorteil, ohne Druck daheim im Proberaum aufzunehmen, vollends ausgenutzt.
Giant - Bass
Welche Reaktionen habt Ihr bisher auf Euer Debut „Distainer" von Presse, Fans oder gar Labels erhalten?
Dafür, dass wir unser Debut komplett in Eigenregie abgewickelt haben und weiterhin abwickeln, sind wir mit den bisherigen Reaktionen ganz zufrieden, insbesondere, was die Rezensionen angeht, sowohl im In-, als auch im Ausland. Die Reaktionen auf unsere Live-Darbietungen waren ebenfalls immer positiv. Wir haben es bisher noch nicht geschafft, mit unserer Musik und unserer Darbietung Locations „leerzuspielen".
Ein passendes Label hat sich indes noch nicht gefunden, obwohl wir einen Haufen Promos verschickt haben. Wir harren der Dinge, die da kommen. Aber wir wollen darüber nicht rumjammern. Wenn sich niemand findet, nehmen wir die Dinge auch in Zukunft selbst in die Hand.
Gerni - Drums
Bleiben wir bei „Distainer". Von wem stammt das Cover und in welchem Zusammenhang steht das beklemmende Artwork mit dem Titel oder den Texten?
Die Sache mit dem Coverfoto war Zufall. Es stammt von einem alten Kumpel, den ich wieder traf, als wir gerade nach einem adäquaten Layout Ausschau hielten. Jener Kumpel zückte sein Smartphone, zeigte mir einige Bilder und erzähle mir, dass er sich mit einem Bekannten seit einiger Zeit mit Fotografie und Design befassen würde. Mir gefielen die Aufnahmen und ich fragte ihn, ob er nicht Interesse hätte, für KAAPORA ein Cover anzufertigen. Er wiederum nahm die Möglichkeit, sich auf diesem Feld zu beweisen gerne an. Und so haben wir uns danach nochmal zusammengesetzt und sind dabei dann schließlich auf das Foto gestoßen. Es ist in Halle aufgenommen und zeigt eine der vielen Industrieruinen, die wir bei uns haben. Unser Freund Grindi hat aus dem Foto dann nicht nur das Cover für uns gebastelt, sondern auch gleich das ganze Booklet gestaltet.
Somit war „Distainer" unterm Strich ein super Deal für uns. Bezahlen mussten wir letztendlich nur das Mastering und die Pressung. Aber schließlich gab die Bandkasse auch noch nicht soviel her.
Der Albumtitel selbst ist beim Nachhauseweg von einer Probe auf meinem Mist gewachsen und bezieht sich auf die Medien, insbesondere das Fernsehen und ist sozusagen die Umkehrung des Entertainer-Begriffs. Ich bin nunmal kein großer Fernsehfreund, auch wenn das mittlerweile schon wieder ein Klischee sein mag. Der Titelsong „Distainer" handelt von einer Person, die in ihrer Wohnung sitzt und sich von den belanglosen Informationen im TV zutrichtern lässt, darüber das Reflektieren verlernt und nach und nach in ihrem Sessel verstaubt, innerlich verkümmert und dem Ganzen am Ende durch den Sprung aus dem Fenster ein Ende setzt. Ich finde die Dauerberieselung durch TV-Apparate äußerst problematisch, nicht zuletzt bei Kindern. Bei vielen Kindern hat diese mediale Gleichschaltung das Budenbauen, das Fußballspielen in der Straße oder die gesunden Raufereien ersetzt.
Wir verarbeiten in den Texten unsere persönlichen Erfahrungen . „Dogmas Cage" handelt beispielsweise von der Auseinandersetzung Evandro´s mit seiner streng katholischen Erziehung und dem schweren Prozess, sich von den, Dogmen, die ihm als Kind eingetrichtert wurden, zu lösen. „servi contenti non sunt" oder für nicht Lateiner „Die Sklaven sind unzufrieden" hat ebenfalls einen sehr persönlichen Hintergrund und handelt von der Erfahrung, als Akademiker aufgrund fehlender Anerkennung der Qualifikation formell überqualifiziert im Lohndumping-Sektor bzw. in dessen einschlägigen Branchen festzuhängen.
Nico - Guitar
In einem Gespräch hast Du kürzlich erwähnt, dass Du musikalisch eher im Punk als im Metal verwurzelt bist, was man Eurer Musik ja auch durchaus anhört. Mit welchen Bands bist Du groß geworden und wie und durch welche Bands wurdest Du dann schließlich im Metal „sozialisiert"?
Mit Rockmusik bin ich schon früh in Kontakt bekommen. In meiner Kindheit waren es Sachen wie Pink Floyd oder Alphaville aus der Plattensammlung meines Vaters. In der Jugend haben mich AC/DC und Guns N Roses beeindruckt. Nach und nach bin ich dann durch Bands wie wie Slime, OHL, Razzia, den Skeptikern, The Exploited oder auch Ton Steine Scherben mehr und mehr dem Punk verfallen. Richtig mit Metal habe ich mich erst durch meine Engagements bei Viu Drakh und Purgatory auseinander gesetzt. Da waren am Anfang Driller Killer, Candlemass, jüngere Entombed, Hellacopters-Zeug oder Metallica aber auch heftigere Dinge wie Napalm Death. Meine ersten eigenen musikalischen Gehversuche waren auch reine Punk-Sachen. Richtig los ging´s dann in der Musik mit dem Einstieg bei Viu Drakh.
Euer Bandname ist durchaus ungewöhnlich und am Anfang nicht unbedingt leicht zu merken aber trotzdem sehr einprägsam. Wie seid ihr zu KAAPORA gekommen und welche Bedeutung steckt dahinter?
Wir haben am Anfang eine ganze Reihe von Vorschlägen diskutiert und letztlich hat KAAPORA das Rennen gemacht. Das ursprüngliche Wort Caipora stammt aus der tupi-guarani-Sprache eines Brasilianischen Indianerstammes: Etwas, was im Wald lebt. Evandro ist ja Brasilianer und er hat den Namen quasi in die Band gebracht. Caipora ist eine Sagengestalt aus der Brasilianischen Folklore. Sie stammt aus den indianischen Bevölkerungen, noch vor der Entdeckung Brasiliens durch die Portugiesen. Caipora ist danach eine Kreatur, die im Wald wohnt und die Pflanzen, Bäumen und vor allem Tiere vor den Jägern schützen soll. Sie verhindert, dass zu viele Tiere durch die Jagd getötet werden und macht das Leben der Jäger im Wald schwerer. Caipora sabotiert die Wege durch den Wald, wodurch die Jäger sich verlaufen und erschreckt die Menschen mit gruseligen Geräuschen. Wenn man Caipora im Wald trifft, bedeutet dies Pech. Um Caipora zu bestechen, geben ihm die Menschen Tabak aber das funktioniert nicht immer.
Caipora wird sehr unterschiedlich beschrieben. Da es eine alte Legende ist, gibt es kein einheitliches Bild dieser Figur. Manche behaupten sie ist eine Frau, die nur ein Bein hat und durch den Wald springt. Andere sagen, es wäre ein Kind mit einem riesigen Kopf. Die verbreitetste Variante spricht von einer kleinen Kreatur, die ein Wildschwein reitet.
Ihr seid aus Halle an der Saale, was man mit so traditionsreichen Clubs wie der Easy Schorre oder dem legendären VL früher durchaus als Underground-Metropole bezeichnen konnte. Wie sieht es diesbezüglich heute aus und wie schwer ist es im Allgemeinen für eine Band wie Euch, an Gigs zu kommen?
Im VL proben wir nach wie vor. Hier finden noch regelmäßig Underground-Konzerte und andere Veranstaltungen aus dem Kunstbereich statt. Dann wäre da noch das Gig, auch ein altes, ehemaliges besetztes Haus. Da gibt's heute Abend z.B. auch ein Deutschpunk-Konzert. Die Rockstation, in der wir kürzlich unsere Releaseparty gemacht haben, hat jetzt gerade in der Hafenstraße die Pforten geschlossen und bisher ist unklar, ob, wo und wann es den Laden wieder gibt. Was die Schorre angeht, so ist mir gerade nicht bewusst, ob da überhaupt noch Konzerte stattfinden. Größere Konzerte gibt es in Halle aber schon lange nicht mehr. Im Steintor waren zwar mal Tito & Tarantula aber normalerweise machen die eher andere Geschichten wie Comedy à la Cindy aus Marzahn.
Was die eigenen Konzerte angeht, so ist das nicht ganz so einfach. Wenn Du ein Noname bist, dann kannst Du in der Regel noch so viele Mails schreiben und schießt doch immer ins Leere. Ein wenig hat sich das aber gebessert, seitdem Giant als Bassist bei uns ist . Dieser organisiert Konzerte im R78, ebenfalls Club in unserer Heimatstadt, den ich noch vergessen hatte. Dadurch hat er natürlich einen guten Draht zu diversen Bands, die dort durchreisen, spielen und somit haben wir zumindest eine Art Rückkopplung, was Austauschgigs angeht. So sind wir unter anderem an jeweils zwei Konzerte in Holland und Österreich gekommen, die wir demnächst absolvieren dürfen.
Generell ist es aber schwierig. Selbst hier in der Umgebung, wo man uns kennt ist es nahezu unmöglich, bei den Bookern irgendwo als Support Berücksichtigung zu finden.
Wie sieht die Zukunft von KAAPORA aus? Sind schon neue Schandtaten am Horizont zu vermelden?
Erstmal stehen jetzt einige Live-Gigs und wir sind natürlich bestrebt, „Distainer" möglichst oft live vorzustellen, nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Diesbezüglich bearbeiten wir unsere Kontakte zu potentiellen Veranstaltern derzeit sehr angestrengt.
Wenn es die Finanzlage zulässt, gibt es bestimmt noch ein Vinyl von „Distainer". Eine neue Scheibe wird es dann frühestens nächstes Jahr geben. Wir haben zwar schon einige neue Ideen aber der Fokus liegt derzeit ganz klar darauf, unser Debut mit den bescheidenen Mitteln unseres „Wanderzirkus´" zu promoten.
Das Jahr 2013 ist noch relativ frisch. Zeit für ein musikalisches Resümee 2012. Wie sieht Deine Jahresbilanz aus? Welche Album- oder Song-Highlights haben Dich im vergangenen Jahr nachhaltig beeindruckt?
Da ich nicht der klassische „Scheiben-Kaufen-und-Sammeln"-Vertreter bin und ich darüber hinaus im vergangenen Jahr recht wenig Zeit hatte, mich neben der eigenen mit weiterer Musik auseinander zu setzen, gibt es da nicht ganz so viel zu vermelden. Beeindruckt haben mich aber COFFINS aus Japan, die ich auf der Portugal-Tour mit Purgatory entdeckt hab. Ansonsten wären da noch NECROS CHRISTOS aus Berlin oder „Utilitarian" von NAPALM DEATH und die aktuelle TOXIC HOLOCAUST – Scheibe.
Letzte Worte:
Take it or leave it! Gebt „Distainer" eine Chance und hört es Euch an, kommt zu unseren Live-Gigs, habt Spaß und bildet Euch ein eigenes Urteil.
Infos
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Erstellt am
26. Februar 2013 -
Line Up
Evandro (Vocals)
Nico (Guitar)
Gerni (Drums)
Giant (Bass) -
Redakteur
Jens Dunemann -
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