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Deserted Fear, Carnation & Hierophant LIVE - Lux, Hannover
| Jens Dunemann | Konzerte
Nach dem jüngst veröffentlichten Brecher "Drowned By Humanity" laden Eisenberg´s Finest zu ihrer ersten Headliner-Tour durch die mitteleuropäischen Clubs. Mit den Franzosen von CARNATION und deren italienischen Labelkollegen von HIEROPHANT fand man ambitionierte Mitstreiter aus dem Season Of The Mist - Stall, die wie im Falle der ersteren im vergangenen Jahr als beachtlicher Opener auf dem In Flammen Open Air aufhorchen ließen, während sich letztere 2018 auf dem Party.San Metal Open Air austoben durften. Und mit so einem abwechslungsreichen Billing macht man auch unter der Woche die Clubs voll.
Somit ist das Lux schon kuschelig gefüllt, als HIEROPHANT sich anschicken, nach einem nicht enden wollenden Ambient-Intro, Hannover das Fürchten zu lehren. Während die eine Hälfte der Anwesenden vom puristischen Sound einer rostigen Kreissäge, die mit Pentagramm-Sägeblatt und stotterndem Motor grobe Wunden schlägt, überfordert ist, huldigt die andere Hälfte den finsteren Gesellen artig bis frenetisch. Während das Trio den Bogen in Sachen Mimik, Pathos und Ambient-Interludien etwas überspannt, geht der rein musikalische Anteil der Show, bei dem der Titel des 2016er Werkes "Mass Grave" Programm ist, mehr als in Ordnung. Und der Ehrenpreis für´s "Böse Gucken" ist ihnen zu solch früher Stunde auch schon nicht mehr zu nehmen.
hierophant
Bei CARNATION wird es im Anschluss noch ein ganzes Stückchen enger vor der Bühne, was davon zeugt, dass der belgische Fünfer in unseren Gefilden mittlerweile schon ein durchaus beachtliches Standing hat. Weniger Mystik, dafür ganz klare Todesstahl-Kante. Die Shirts der Saitenfraktion geben mit Benediction, Dismember und Death das stilistische Fundament vor, auf dem die fette und abwechslungsreiche Symbiose aus amerikanischem und europäischem Death Metal aufbaut. Sänger Simon weiß ebenfalls, sich in Szene zu setzen. Zwar ist sein Organ in der Variabilität etwas limitiert aber nicht minder kehlig und kräftig. Aber er weiß mit dem Publikum umzugehen und es mit oder ohne martialischem Leder- und Ketten-Outfit sowie kunstblutüberströmtem Haemorrhage-Gedächtnisgesicht in seinen Bann zu ziehen. Der Rest der Truppe lässt gemeinsam mit dem Publikum die Matten kreisen und zelebriert das aktuelle Album "Chapel Of Aborrence". Passt.
carnation
Zwar wurden die Locations im Hinblick auf das Headliner-Tourdebut von DESERTED FEAR bewusst vorsichtig ausgewählt, doch zeigt sich im Lux, dass die Jungs mittlerweile eigentlich auf durchweg größeren Events mit entsprechender Bühnengröße unterwegs sind. An das Backdrop ist an diesem Abend nicht zu denken, aber selbst die Bühnenaufsteller sind für die übersichtliche Bühne des Clubs einfach zu groß, so dass man kurzerhand auch hierauf verzichtet. Und ich bin mir sicher, dass es bei der Entwicklung, die diese Band in den letzten Jahren genommen hat, zukünftig äußerst selten sein wird, dass man die Jungs an vergleichbaren Orten zu Gesicht bekommt. Und wer angesichts des noch handwarmen "Drowned By Humanity"-Albums glaubt, dass man dieses im Rahmen der Tour einfach runter spielt, der irrt gewaltigt. Deserted Fear legen nach dem Intro einen fulminanten Querschnitt bzw. ein Best Of ihrer vier Alben hin, dass man so nicht unbedingt erwarten konnte. Mahne, Fabian, Simon & Co. sind einmal mehr gut drauf und zeigen nach wie vor keine Abnutzungserscheinungen. Sie haben ganz offensichtlich Spaß mit ihrer Musik und dem Publikum, welches der Band mit "Battalions Of Insanities" gleich von Beginn an aus der Hand frisst. Ein Highlight ist der Mittelblock mit "Welcome To Reality", "Face Your Destiny" und "The Final Chapter", wobei bis auf "Reflect The Storm" vom aktuellen Album eigentlich keine Wünsche offen bleiben, sei es vom Debut, von "Kingdom Of Worms" oder auch von "Dead Shores Rising", wobei das obligatorische und immer noch phänomenale "Bury Your Dead" wiederum den finalen Höhepunkt setzt.
Fazit. Gelungener Abend nach dem klar ist, dass Deserted Fear also auch Headliner-Tour können!
deserted fear