Zum Hauptinhalt springen

SANKT HELL Festival 2017

Festival im Winter und das noch kurz vor Silvester, das kann nur in Hamburg, St. Pauli funktionieren! Das haben die Veranstalter des Sankt Hell-Festivals auch bei ihrer dritten Auflage in 2017 einmal mehr unter Beweis gestellt.
Top organisierter Ablauf, buntes, sehr stimmig-passendes Line-Up und obendrein entspannt-coole Stimmung im ausverkauften Gruenspan, in der Nähe der Reeperbahn natürlich. Was will man also mehr?!

Der Donnerstag wurde durch die Dänen HELHORSE, mit ihrem dreckigen Doom-Sludge-Rock eröffnet. Sie präsentierten sich ordentlich, obwohl es kurzfristig (krankheitsbedingt) einen Wechsel an der Gitarre geben musste. Etwas zu kurze Spielzeit, aber für die erste Band durchaus nachvollziehbar. Doch das war nicht die einzige Band des Abend, bei der man das Gefühl hatte, dass man auch mehr vertragen hätte.
Die Belgier von STEAK NUMBER EIGHT haben ihren Mix aus Post-Sludge-Core ebenfalls „verrückt-gut“ in Szene gesetzt. Aber trotz der Tatsache, dass sie nach bereits dem zweiten Song die Meute der ersten Reihe auf ihre Seite ziehen konnten, war die gute halbe Stunde Spielzeit (mit nicht vielen Tracks, aufgrund der Länge jedes einzelnen) hier vollkommen ausreichend. Es schien, als ob die Jungs sich genau auf diese Minuten konzentriert hätten, denn nur der Shouter war die komplette Show über präsent wie gewünscht und wusste das Publikum mit einzubeziehen. Auch wenn vielleicht der ein oder andere Spruch dennoch nicht sonderlich abgefeiert worden ist, hat es die Mucke mit u.a. dem letzten Stück „Return Of The Kolomon“ allemal erledigt.

Kurz vor 20 Uhr durften dann die diesjährigen Dark-Rock-Überflieger DOOL (Niederlande) ihre coolen Songs des aktuellen Albums „Here Now, Here Then“  vorstellen. Und siehe da, die Mischung eines Sankt Hell-Abends wurde einmal mehr deutlich. Anders als die Bands zuvor, dennoch eben passend zum allgemeinen Bild des Festivals. Die Band DOOL wirkte eingespielt wie ein Uhrwerk, die Setlist passte wie die Faust aufs Auge und sie hatten sichtlich Spaß an der Sache. Damit meine ich nicht, dass sie humorvoll über die Bühne stolzierten, sie waren komplett konzentriert und in ihrem Element, mit Leidenschaft. Songs wie „In Her Darkest Hour“, „She Goat“, „Vantablack“ oder eben das obligatorische (Ohrwurm)Stück -zum Ende der Show- „Oweynagat“ sind einfach nur großartig. So wurde auch diese Band abgefeiert und man fühlte sich ebenfalls etwas verladen, warum gerade diese Combo nicht deutlich mehr Spielzeit (als knapp 35 Minuten, inkl. Intro) verdient hätte.

THE PICTUREBOOKS, das deutsche Duo hatte eine gute Dreiviertelstunde Zeit, um ihren bluesinspirierende Singer-/Songwriter-Rock zu zelebrieren und dabei das Publikum ordentlich mit der Liebe zum Detail, dem Guten und Bösen dieser (Medien)Welt und des Musikbusiness zu „bekehren“. „Learn It the Hard Way”, “Zero Fucks Given”, oder auch “Bad Habits Die Hard” haben aufgezeigt, dass die Band eben eine Message hat und nicht nur bloß unterhalten möchte. Sie machen sich Gedanken über das was so passiert und warum sie auch speziell auf der Bühne stehen, um einiges loszuwerden. Die Liebe war das Stichwort!
Dabei wird oft genug an dem Abend vom Shouter erwähnt, dass sie alles selbst managen. Der „Papa“ packt alles ein, steht am Mischpult und man ist eben mit so wenig Leuten wie nur möglich unterwegs, um alles in die Band zu investieren, um für die Fans mehr bieten zu können.

Eben nicht nur den Musikbossen die Taschen voll machen oder sich von irgendwelchen „sozialen“-Medien mit „negativen Vibes“ berieseln zu lassen. Richtig so. Die Mucke kommt richtig gut an und auch wenn es eine dieser Bands ist, die vielleicht einigen im Vorfeld nicht zum Festival gepasst hätte, so wurde man eines besseren belehrt. Kraftvoller bluesig-angehauchter Rock, mit der Message für die Massen. Selbstverständlich durften Songs wie „Need That Oooh” oder “The Rabbit and the Wolf“ als auch „Your Kisses Burn Like Fire” nicht fehlen, inklusive Mitsingen durch das Publikum.

Das KARMA TO BURN-Trio aus West Virgina hat mit ihren etlichen „Nummern“ den instrumentalen Stoner-Rock mit wuchtigem Bass zelebriert, wie man es wohl auch erwartet hatte. Einzig und allein der Drummer hat gezeigt, dass er so richtig Spaß dabei hat. Die anderen beiden Mitstreiter ebenfalls voll bei der Sache, aber die Coolness war dennoch wichtiger als Spielfreude. Respekt vor deren Leistung hin oder her als auch der im Endeffekt betrachtet ordentlichen Performance, aber auf Dauer wirken die eben rein instrumentalen Songs  doch zu wiederholend und daher auch durchaus langatmig. Daher würde ich sie nicht als Co-Headliner (mit knapp 55 Min. Spielzeit) einstufen wollen, unabhängig ihrer Herkunft bzw. der langjährigen Erfahrung. Vor allem, weil es eben im Vorfeld Bands wie Dool oder The Picturebooks auf der Bühne zu sehen/hören gab.
Doch andererseits hatte diese genüsslich-„chillige“ Karma-Verschnaufpause etwas Gutes. Denn der Headliner MANTAR -im sozusagen heimischen Wohnzimmer (ok, Bremen ist deren Wohnzimmer, dann Hamburg eben das Spielzimmer), gaben nach dem Intro mit „The Stoning“ Vollgas! Weiter ging es mit den Krachern der beiden Alben wie u.a. „Praise The Plague“, „Into the Golden Abyss“ & „Spit“ – Verschnaufpause oder längere Ansagen, trotz gewissem Heimspiel? Eher Fehlanzeige, mit der Ausnahmen der Ansagen, dass es doch nicht einfach ist in Hamburg zu spielen, da man eben im Vorfeld einige Bierchen mit Freunden zu trinken hätte und natürlich die Reeperbahn ein heißes Pflaster ist, daher wäre es gut, sich im Gruenspann beim Konzert zu treffen.
Es folgten „Cross the Cross”, “Pest Crusade”, “The Berseker´s Path”, “Cult Witness”, “Astral Kannibal”.
Warum allerdings nach und nach einige den Saal verließen lässt sich nicht sagen. Das Duo wurde nämlich von Song zu Song besser, auch das Licht und der Sound wurden heftiger und cooler.
Doch vermutlichem Bierkonsum hin oder her, die Band wirkte auch aufgrund ihres heftigen Tourkalenders von 2017 alles andere als ausgepowert. Von Müdigkeit oder gar Lustlosigkeit oder gewissen Routine keine Spur, eher eingespieltes Team voller Elan, trotz der gewissen freundschaftlichen (hamburgischen!) Jahresabschlussfeier. Ja, sie haben sich rein spielerisch/gesanglich nicht viel anmerken lassen; abgedreht und powerlastig wie eh und je. Hier hätten es auch mehr als knapp 65 Minuten sein dürfen, klar. Diese Band hat in 2017 in so einigen Liveshows begeistert, aber brachialer, eingespielter und agiler als hier auf St. Pauli hätten sie wohl das Jahr nicht ausklingen lassen können; auch wenn sie einen Tag danach den Gig im ausverkauften Bastard Club, Osnabrück vor sich hatten. „The Huntsmen”, “Era Borealis”, “Schwanenstein” und natürlich der Oberhammer zum Schluss “White Nights” durften nicht fehlen.

 

Ausverkauftes Haus an beiden Tagen. Festivalheftchen mit den Spielzeiten und Informationen zu den Bands gab es auch noch. Sound, Licht und die Atmosphäre einfach herrlich und obendrein ein wirklich cooler Mix der Rock/Metal-Szene, das Sankt Hell Festival sollte den Spirit der letzten drei Veranstaltungsjahre mit in 2018 nehmen. Und vielleicht dabei nicht unbedingt größer werden, aber eben weiterhin so bunt, experimentell bleiben!