Ein Sketch über eine Flasche Pommes avancierte zum Kultlacher. Nonstop Nonsens hinterließ die Elterngeneration mit Kopfschütteln und die Jugend mit Lachmuskelkater. Und Filme wie „Didi – Der Doppelgänger“ wurden sogar so kult, dass sie in anderen Kultfilmen wie „Bang Boom Bang“ auftauchten.
Zum 80. Geburtstag des Blödelbarden und erfolgreichen Kabarettisten erscheinen nun seine bekannten und unbekannteren Filme in umfangreichen Sondereditionen. Jede Zusammenstellung enthält neben zahlreicher Filme und Filmchen auch umfangreiches Bonus-Material, wie z.B. Audiokommentare, einen Blick hinter die Kulissen und Szenen verschiedener TV-Auftritte. Doch das Hauptaugenmerk liegt doch auf den Spielfilmen.
Edition 1 enthält den Kultklassiker „Didi – Der Doppelgänger“ in dem der Kneipier Bruno Koob die Firmenleitung des Immer-Imperiums übernehmen soll. Nach einem kurzen Briefing und einem Schmierzettel mit Notfall-Phrasen entwickelt sich aus der Verwechslungskomödie ein unterhaltsamer Gangsterfilm. Didi alias Bruno Koob empfiehlt sich hier fast als Winterkorn-Nachfolger bei VW. Mehr Chaos als der Mega-Manager könnte der chaotische Kneipier auch nicht anrichten.
Passend dazu gibt es „Der Experte“. Abermals schlüpft der Mann von der Straße bzw. aus der KFZ Werkstatt unfreiwillig in die Rolle eines anderen. In diesem Fall ist es der amerikanische Wahlkampfexperte Willy Schneider. Nach einem Gedächtnisverlust mischt Willi Schulze die Politikszene mit knackigen Slogans aus der KFZ-Szene mächtig auf. Würde uns heute vielleicht auch besser tun als das ewige Gerede von Transparenz und Gerechtigkeit.
Mit „Mein Gott, Willi“ und „Darf ich Sie zur Mutter machen“ gibt es zwei weitere Filme, wobei vor allem Letzterer eher unbekannt sein dürfte.
Edition 2 fährt mit dem Meisterwerk „Didi – Und die Rache der Enterbten“ gleich ganz schwere Geschütze ins Feld. Die urkomische Schlacht um Millionen-Erbe des verstorbenen Böllemann gehört sicherlich zu Hallervordens Paraderollen – immerhin tritt er gleich in sieben Rollen ins Scheinwerferlicht. Zu Recht avancierte der Film Mitte der 80er zu den erfolgreichsten deutschen Komödien. Nicht weniger komisch ist „Bei mir liegen sie richtig“, in dem der Nachtwächter Willy Kritz zum Halbgott in Weiß wird. Doch es ist nicht der Ruhm, der ihn antreibt. Vielmehr wollte sich der Krankenhausnachtwächter nach der Wende ein paar Mark dazu verdienen und so schmuggelte er im Bärenkostüm Organe aus dem Krankenhaus. Als er auffliegt, muss er gezwungenermaßen in die Rolle des Dr. Tetzlaff schlüpfen. Wer, wo wie ich, schon einmal für drei Stunden vom Arzt in der Notaufnahme vergessen wurde, der kommt nicht umhin zu glauben, dass es da draußen mehr Tetzlaffe gibt als man gemeinhin annimmt.
Mit „Auch du lieber Harry“ gibt es noch einen chaotischen Agentenfilm. Und mit „Mit dem Gesicht“ zeigt Hallervorden zudem, dass er auch ein unterhaltsamer Kabarettist ist und sein Theater in Berlin zu Recht seit Jahren erfolgreich läuft. Immer wieder sehenswert.
In Edition 3 nimmt uns Didi mit auf die Überholspur. In „Didi – Auf vollen Touren“ versprüht der gebürtige Dessauer abermals viel Witz mit Kultsprüchen wie "Versucht der Truck nach links zu schwenken, da hilft nur eines: Gegenlenken". Eine rasante Komödie rund um einen Giftmüllskandal. Erstaunlich, dass auch dieses Thema heute aktueller ist denn je – man denke nur an die Giftmüllentsorgung der „alten A7“ in die Vorgärten ahnungsloser Niedersachsen.
In „Der Schnüffler“ gerät Taxifahrer Böckmann zwischen die Fronten des kalten Krieges. In typischer Didi-Manier versetzt er ganz Berlin ins Chaos.
Was tun wenn man einen Auftragskiller bestellt hat und ihn nicht mehr abbestellen kann? Schlimm genug. Schlimmer noch, wenn man den Mann auf sich selber angesetzt hat. Der erfolglose Erfinder Leo Bergert durchlebt in diesem Streifen von 1981 alle Höhen und Tiefen des Daseins. Doch wer hier einen schwermütigen Leidensfilm erwartet liegt natürlich falsch. Es gibt jede Menge Witz und Unterhaltung.
Mit „Eine Nervensäge gegen alle“ reicht diese 3. Edition bis in die späten 60er zurück. Warum der Film nicht so bekannt ist wie etwa „Didi – Der Doppelgänger“? Ganz einfach. Weil er nicht so gut ist. Oft als harmloser Schwank bezeichnet hat er jedoch einen gewissen Unterhaltungswert.
Zwar gab es zum 75. Geburtstag Hallervordens schon einmal eine Sammeledition der sehenswertesten Filme des Komikers. Fünf Jahre später gibt es nun eine noch umfangreichere, in „Einzelteile“ zerlegte Sonderedition zum Preis von jeweils um die 20 Euro. Wer auf der Suche nach den Hallervorden-Klassikern ist und bislang noch keine umfangreiche Filmothek angelegt hat, der sollte nun zugreifen. Wer ohnehin schon die meisten Filme besitzt, sollte sich genau anschauen welche Bonusangebote für ihn interessant sein könnten.
So oder so bleibt eines klar: Nicht alles was Didi über die Jahre angeschoben hat wurde zum Erfolg, doch die Filme der 80er gehören zum großen Kino der sinnlosen Unterhaltung. Immer wieder gern gesehen!