Aber irgendwie hat „The Pale Emperor“ damals wohl nicht für den Oberhammer in den Charts oder den Medien gesorgt. Die Feinheiten wollten wohl viele Fans als auch Radiostationen/Kritiker nicht wirklich erkennen – (Zeit ist das Stichwort). Daher ist der Schritt für das neue Werk „Heaven Upside Down” durchaus nachvollziehbar, wenn der Künstler sich auf seine Wurzeln (wieder) verlässt, um womöglich vielen Gerecht zu werden. So sind zumindest die ersten Songs des Albums zu deuten. Oder?!
Bereits der erste Songs bricht ein, wie eine Bombe! Knallt wie ein metallischer Sturm á la Ministy. Die Wut, ja, Wut des Songwriters und Produzenten ist zu spüren. Erst beim zweiten Track gibt es den typischen „auf-ab-Part“ eines M.M.-Songs, den jeder kennt, ob Fan oder „Normalo“-Radio/YouTube-Hörer. Nicht weniger Wut drin, aber einiges mehr an EBM und Midtempo – im Industrial Crossover-Wave samt Sprechgesangparts. Weiter geht es mit der Videoclip-/Singleauskopplung „WE KNOW WHERE YOU FUCKING LIVE“ – ein typischer M.M., brachialer Industrial Rock mit krassen Riffs und fetten Synths, der nicht vor „ruhigeren“ Passagen halt macht. Ein Song, der sich live sicherlich gut eignen wird, um das Publikum in den Bann zu ziehen. Wie heißt es im Presstext zu diesem Song so schön „…the dark frenetic territory…“ – so ist es, Ministry trifft auf Fear Factory und Nine Inch Nails.
Erst mit „Say10“ kommt die langsamere TripBeat-Art und Weise zum Vorschein, sozusagen schleppend-industrial-Phase, die man von ihm gewohnt ist. Toller Song, reiht sich gut zum Gesamtkonzept des Werkes ein – dürfte auch bald eine Single draus werden.
Bei „Kill4Me“ kommt man das erste Mal daran zu denken, dass es auch einer der Songs sein könnte, der schon vor zwei Jahren auf dem Vorgänger hätte landen können. Der erste Song des Albums, bei dem man spürt, dass M.M. erneut mit dem Produzenten/Songwriter-Filmkomponisten Tyler Bates zusammengearbeitet hat. Und gerade ab „Kill4Me“ wird das Album allgemein etwas „düsterer“, epischer & vielleicht auch trauriger – aber nicht unbedingt weniger rockig. Es hat den Anschein, als ob die pure Wut und Aggression in den ersten Sonsg abgeladen worden wäre und man nun nachdenklicher wird. Eindeutiger wird diese Art mit der düster-doomigen & auch längsten Nummer „Saturnalia” unterstrichen.
Der „Mittelfinger“ wird einmal mehr vom Meister ausgestreckt. Oder sollte man lieber sagen, er hat seine jugendliche Phase in sich wiederentdeckt?! Denn allgemein betrachtet gibt es auf dem zehnten Album, mit einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit mehr EBM und Industrial als in den letzten drei Vorgängerwerken zusammen, also durchaus eine Maße an Wut, Trauer und Frust – die zum Ausdruck gebracht werden. Und ich finde das Werk auch cool, weil es eben kein zweites „The Pale Emperor“ (oder „Mechanical Animals“) geworden ist, denn ein Nonplusultra ist nicht steigerungsfähig.
Marilyn Manson live in Deutschland 2017:
16.11. Hamburg, Sporthalle
18.11. München, Zenith
25.11. Berlin, Velodrom
29.11. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
1. Revelation #12 04:42
2. Tattooed In Reverse 04:24
3. WE KNOW WHERE YOU FUCKING LIVE 04:32
4. SAY10 04:18
5. KILL4ME 03:59
6. Saturnalia 07:58
7. JE$U$ CRI$I$ 03:58
8. Blood Honey 04:10
9. Heaven Upside Down 04:49
10. Threats of Romance 04:37
Line Up
Marilyn Manson