Wir schreiben das Jahr 2021 – die ganze Welt befindet sich im Würgegriff von Corona. Die Menschen sitzen alleine zuhause, kaum noch jemand traut sich unter Leute, aus Angst sich mit dem potentiell tödlichen Virus anzustecken.
Doch einer hat einen triftigen Grund zur Freude: Pain-Mastermind Peter Tägtgren ist mit „Party in My Head“ wieder einmal ein grandioser Ohrwurm gelungen, welcher seitdem über 2 Millionen Mal auf YouTube gestreamt wurde und auch auf Spotify immerhin 35 Millionen Aufrufe verzeichnen kann.
Wir drehen die Uhr weiter, es ist Anfang 2024. Das letzte Lebenszeichen von Pain gab es vor 8 Jahren mit dem Album Coming Home.
In der Zwischenzeit widmete sich das musikalische Genie Peter Tägtgren seiner Hauptband Hypocrisy, einem weiteren Sideprojekt (Lindemann) und seiner Arbeit als Produzent.
Es war ihm klar, das jetzt die perfekte Zeit war, um sich wieder voll und ganz auf Pain, und das nächste Album zu konzentrieren. Der Erfolg von „Party in my Head“ sorgte hierbei für einen geradezu explosiven Start.
„I am ist ein, wenn nicht sogar das, vielseitigste Album welches Pain jemals veröffentlicht hat“, so Tägtgren weiter. „Schließlich ging es bei diesem Projekt nie, um musikalische Grenzen, sondern darum die Leute auch einmal komplett zu überraschen.“ Alles kann, nichts muss, so kann man die Herangehensweise gut beschreiben, welche bei der Komposition von Pain Alben typischerweise zum Einsatz kommt.
„Wenn ich dieses Mal ein grosses Ziel hatte, dann war es den Songs Intensität und Kanten zu geben als noch auf Coming Home. Ich wollte mehr Tempo, Agressitivität und eine Atmosphäre, die sich mehr nach Industrial anhört“, so erklärt der Musiker.
Nach gut 40 Minuten ist eines klar – kein Song klingt wie der andere, doch es gibt durchaus einen roten Faden, der sich durch das ganze Album zieht, eigentlich sogar zwei.
- Die düstere Grundstimmung, sei es textlich oder aber musikalisch
- Die gekonnte Verschmelzung von Elektrosounds sowie schweren E-Gitarren.
Der Opener „I Just Dropped By (to say goodbye) folgt dem Erfolgsrezept der letzten Jahre. Elektronische Musik gepaart mit stampfenden Gitarrenriffs. Insgesamt sehr stark eingefärbt durch die Musik der 80er Jahre. Diesen Song, wie auch die bereits ausgekoppelte Single „Party In My Head“ dürften wir in den kommenden Monaten in der einen oder anderen Gothikdisco hören.
Der zweite Song „Don’t Wake The Dead“ birgt gleich die nächste Überraschung. Die Musik für diesen Titel wie auch der des neunten Songs „Revolution“ wurden von Tägtgrens Sohn Sebastian, welcher seit 2016 bei Pain am Schlagzeug sitzt, geschrieben.
Während ersterer durch seine geradezu orchestrale Inszenierung Gänsehautpotential hat, ist „Revolution“ gleich von Anfang an der etwas härteren Gangart zuzuordnen. Hier dominieren die Gitarren, die elektronischen Elemente treten in den Hintergrund.
Bei „Go With The Flow“ fühlt man sich als Hörer direkt in die 80er Jahre zurückversetzt, die Parallelen zu Sister of Mercy sind unverkennbar, zumindest in der ersten Minute.
„Not For Sale“ bedient sich der typischen Pain Stilelemente, beginnt mit einer Mischung aus elektronischen Beats und verzerrten Gitarre und entwickelt sich im Laufe zu einer wahren Hymne.
Der Titeltrack des Albums „I Am“ beginnt mit Klaviermusik und malt ein eher düsteres und dystopisches Bild, bevor wieder einmal die perfekte Verschmelzung von elektronischen Sounds und harten Gitarren zum Einsatz kommt. Sowohl „I Am“ als auch „Fair Game“ lassen sich mit Fug und Recht als Ballade bezeichnen, welche aber immer noch die bekannte Härte mit sich bringen.
„Push The Pusher“ schlägt ähnliche Töne an wie auch „Revolution“, bleibt insgesamt jedoch etwas handzahmer. Stampfende Gitarren, welche durch einzelnen Keyboard Akzente in Szene gesetzt werden. Mit dabei ein sehr eingängiger und leicht mitzusingender Refrain – sicher ein Song den wir auf der anstehenden Tour öfter zu hören bekommen werden.
Bei „The New Norm“ sind beide Stilelemente (verzerrte Gitarren und elektronische Beats) von Anfang an ziemlich gleichauf, auch wenn die Gitarren nach kurzer Zeit die Führung übernehmen. Der Text und die Melodie sind herrlich eingängig, insgesamt hat der Song ein sehr hohes Ohrwurmpotential.
„My Angel“ beginnt mit dem bereits einmal auf dem Album gehörten Klaviersound, bevor durch die Gitarren eine geradezu orchestrale Stimmung aufgebaut wird. Überraschend hier, es handelt sich bei dem Song um ein Duett mit einer Sängerin, welche in den Strophen zwischen Englisch und Französisch wechselt. Doch genau diese Wechsel in der Sprache sowie die beiden Stimmen von Tägtgren und der (aktuell) unbekannten Sängerin machen die herrlich düstere Stimmung des Songs aus.
Mit ihrem langsameren Tempo bildet die Ballade „Fair Game“einen sehr guten Abschluss eines interessanten Albums.
Dem ersten Durchlauf schließt sich schnell ein zweiter und ein dritter an – man hat noch nicht alle Nuancen erhört und hofft auf weitere Überraschungen.
Das neunte Studioalbum macht eindeutig Spass auf mehr und setzt das bekannte Erfolgsrezept der musikalischen Spielwiese von Tägtgren gut um.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
02. Don't Wake The Dead
03. Go With The Flow
04. Not For Sale
05. Party In My Head
06. I Am
07. Push The Pusher
08. The New Norm
09. Revolution
10. My Angel
11. Fair Game
Line Up
Sebastian Tägtgren: Schlagzeug