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Und tatsächlich, „All Nerve“ katapultiert den Hörer sofort zurück in seine Jugend, zurück in düstere, dunkle, leicht versiffte Kneipen, Clubs oder Discos, die sich durch ihre gute Musik wohltuend von Dance- und Techno-Allerlei abhoben und in denen man sich seinem Liebeskummer, seinem Weltschmerz, seiner Wehmut oder seiner Sehnsucht hingeben konnte, auch noch mit einem oder einem Meter frisch gezapften Brunswiek-Alt.

Denn der Sound ist immer noch kompromisslos ehrlich, authentisch und unprätentiös. Alles Glattgeschliffene, Überproduzierte und Perfektionierte sucht man hier zum Glück vergebens. Man höre nur den Song 'Spacewoman', der pittoresk-zerbrechlich und kraftvoll-intensiv daherkommt, trifft hier doch atmosphärische Eingängigkeit auf eine Schrammeligkeit, wie man sie nur aus den 90er-Jahren kannte. Weltklasse. Dichter, intensiver und auch hymnischer wird es in 'Howl At The Summit', wirklich ein Track mit Hitpotenzial, der seine ganze Kraft, wie auch die anderen Songs, bei hoher Lautstärke entfaltet. Herrlich sind dabei auch die leicht bremsenden und entschleunigten Partien.

Das Zeug zum Klassiker hat natürlich 'Archangel's Thunderbird', der ein wenig auch von der 'Canonball'-Attitüde in sich trägt. Schmutziger, ungeschliffener Rock eben. Eine Powerballade mit Schlaflied-Charakter ist 'Dawn: Making An Effort', wohingegen 'Blues At The Acropolis' durch seine leicht wehmütige Stimmung besticht. Hammer! Schnörkellos und schrammelig gibt sich auch der Opener 'Nervous Mary', 'Wait In The Car' kann durch seine Dynamik im Verein mit der mitreißenden Leadgitarre punkten, der Titeltrack 'All Nerve' ist dann die Liebeserklärung in vollkommen unkitschigem Gewande. Mein Favorite ist aber 'MetaGoth', das auch aufgrund seines treibenden Bass ein unerreichte düstere, niedergedrückte Stimmung zu entfalten vermag.

Fazit: THE BREEDERS, die Band um Kim Deal (ex-PIXIES), finden in alter Besetzung zu neuer Stärke zurück. Denn auf „All Nerve“ zelebrieren sie in eindrucksvoller Manier ihren Alternative-Rock der 90er Jahre, und zwar in seiner kompromisslosen, authentischen, ehrlichen und sehr truen Art. Damit beamen sie den Zuhörer nicht nur in sehnsuchtsbehaftete Welt der 90er Jahre zurück und wirken als Jungbrunnen, sondern zeigen dem flatterhaften und fakigen Zeitgeist dadurch gleichzeitig noch einmal kollektiv den Stinkefinger. Mehr Haltung und Protest kann es in der heutigen Zeit nicht geben. Mehr 90er-Alternative-Rock-Feeling auch nicht!

Kategorie

V.Ö.

02. März 2018

Label

4AD

Spielzeit

Tracklist

01. Nervous Mary
02. Wait In The Car
03. All Nerve
04. MetaGoth
05. Spacewoman
06. Walking With A Killer
07. Howl At The Summit
08. Archangel's Thunderbird
09. Dawn: Making An Effort
10. Skinhead #2
11. Blues At The Acropolis

Line Up

Kelley Deal
Kim Deal
Josephine Wiggs
Jim Macpherson



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