Natürlich darf hier der Hinweis auf den größten Erfolg der Band aus den Zeiten der lockigen Haarpracht nicht fehlen: „The Final Countdown“ wird bis ans Ende der Tage synonym für die Band aus Schweden stehen. Doch auch schon früher hatten die Jungs um Fronter Joey Tempest viel mehr zu bieten als die opulente Jahreswechselhynme. Doch leider sind Alben wie „Wings of Tomorrow“ oder „Out of this World“ immer etwas im Dunkel geblieben, dabei gibt es hier geniale Hardrocksongs zu hören. Stilistisch konnte man mit den recht düsteren, alternativ angehauchten Alben der Reunionzeit nicht an die Werke der Anfangsjahre anknüpfen. Auf der im letzten Jahr erschienen Livescheibe gab es dann einen ersten Vorgeschmack auf das neue Werk: mit „Doghouse“ hatte man einen ehrlichen Rocker auf der Playlist, der bei mir eine gewisse hoffnungsvolle Vorfreude hervorrief.

Mit Songs wie „Drink and a Smile“ greift man die Atmosphäre früher DAD Alben auf, während der Titeltrack sogar einen Gastauftritt von Gitarrenlegende Joe Bonamassa vorweisen kann. „Mercy You Mercy Me“ verleugnet sicherlich nicht den Stil der letzten Alben, ist aber trotz des recht heftigen Riffings fest im Gesamtkonzept des aktuellen Albums verwurzelt. Ohnehin ist die Atmosphäre des 9. Longplayers abermals recht düster. Bluesdominierte Schwermütigkeit last kaum Platz für die aufgeschäumte Leichtigkeit von Alben wie “The Final Countdown”. Aller musikalischen Statements zum Trotz („Not supposed to sing the Blues“), beweisen Europe mit „Bag of Bones“, dass sie mit der Stadionrockvergangenheit abgeschlossen haben. Entsprechend erwachsen präsentieren sie sich 2012 und doch muss man sagen, dass ihnen der bluesige Einschlag besser zu Gesicht steht als die alternative Härte der Vorgängeralben.

Wer sich auf eine Rückkehr zu alten Stadionrockzeiten gefreut hat, der wird vom Album enttäuscht sein. Wer ein gutklassiges Europe Album hören möchte, der ist mit „Bag of Bones“ gut bedient.