Mittlerweile acht Jahre warten die Fans von VERUCA SALT auf ein neues Lebenszeichen ihrer Lieblingsband, nachdem es 2015 mit „Ghost Notes“ ein Reunion-Album gegeben hatte. Das Warten geht weiter, aber zumindest LOUISE POST, Mitgründerin und All-Time-Member, verkürzt uns die Zeit mit ihrem ersten Soloalbum, das gerade unter dem Titel „Sleepwalker“ erschienen ist.
Nach mindestens zehn Gesamtdurchläufen kann getrost festgehalten werden, dass „Sleepwalker“ ein Album im besten und wahrsten Sinne des Wortes ist. Es funktioniert nämlich als organisches Ganzes und gibt mit jedem weiteren Hören weitere Facetten preis.
Natürlich ist es kein VERUCA-SALT-Album, auch wenn einige Songs die Nähe nicht verbergen können. Dazu gehört ohne Zweifel die erste Veröffentlichung 'Guilty', ein kraftvoll rotziger Song, der in guter alter rockiger Mitreißmanier daherkommt. Der Opener 'Queen Of The Pirates' ist dagegen um einiges sperriger und bluesiger, stilbildend sind hier vor allem die dominierenden Gitarren. 'Killer' besticht dann durch seine rotzige Straightheit, der man sich nicht zu entziehen vermag, auch in 'The Way We Live' spielen verzerrte Gitarren eine große Rolle, doch hier fehlt der eingängige Refrain eben nicht.
In dem Großteil der Songs zeigt sich LOUISE POST allerdings überaus emotional, gefühlvoll und mitunter auch zerbrechlich. Den Anfang macht das sehnsuchtsvolle, nachdenkliche 'What About', das wegen seines monolithischen Charakters eine fast hypnotische Wirkung entfaltet. 'All Messed Up' ist eine musikalische Liebeserklärung an den Geliebten, der nicht nur eine pittoreske Atmosphäre verbreitet, sondern auch direkt unter die Haut geht. 'Hollywood Hills' ist ein zuckersüßer Track, der eine unverwechselbar angegroovte Poppigkeit versprüht, dabei aber auch eine unterschwellige Wehmut sein Eigen nennt.
Mein Favorite ist aber 'Secrets', ein Song mit Hitpotenzial, der durch seine Bläserparts eine ungeahnte Intensität zu bieten hat. Weltklasse! Um einiges ruhiger, aber nicht minder tiefgründig sind das gefühlvolle 'All These Years' und das singer-songwriter-mäßige 'God I Know', wohingegegen das angeloopte 'Don't Give Up' etwas behender daherkommt und mit einem festlich furiosen Finale inklusive Bläser aufwarten kann. Herrlich!
Fazit: LOUISE POST hat mit „Sleepwalker“ ein überaus pittoreskes und gefühlvolles Album erschaffen, das sie in überzeugender und eindrucksvoller Art und Weise von ihrer emotionalen und zerbrechlichen Seite zeigt, auch wenn immer wieder auch die straighte Rotzigkeit von VERUCA SALT durchbricht. Ein tiefgründiges angepopptes Singer-Songwriter-Album mit alternativ rockigen Momenten, eine überaus gut funktionierende und explosive Mischung!