Wenn sich einer nicht verbiegen lässt, wenn einer auf festgelegte Schubladen pfeift, wenn einer die Rolle des Widerstandkämpfers gegen die Verschrottisierung der Musik-Industrie übernehmen kann, dann muss das einvernehmliche Urteil einfach lauten: der "Kill-Your-Idols"-Mann himself: PHILLIP BOA. Zusammen mit seinem Voodooclub hält er seit Jahrzehnten die Fahne des Indiependent-Rock hoch.
Nach dem letzten überaus gelungenen Album "Loyalty" steht nun "Bleach House" in den Regalen der analogen und virtuellen Läden, gefüllt mit dreizehn Songs, die meines Erachtens sein bisheriges Schaffen in den Schatten stellt. Denn PHILLIP BOA und sein VOODOOCLUB verstehen es einerseits, die musikalischen Stärken der vergangenen Jahre zu bewahren, aber gleichzeitig die Gegenwart nicht auszuklammern. Und so kommt "Bleach House" überaus frisch, dynamisch und zugleich intensiv emotional daher.
Das liegt zum einen an der nicht unbekannten musikalischen Kreativität und Anders- und somit Einzigartigkeit, zum anderen an dem Facetten- und Variantenreichtum. Denn da gibt es die unglaublich kreativen Drums und Percussions ('The One Who Howls At The Moon'), die hier nicht einfach nur ein notwendiges Accessoire sind, sondern essenzieller und prägender Bestandteil der Songs. Die intensiven und druckvollen Bassläufe ('Chronicles Of The Heartbroken') und die vielseitigen Gitarrensounds ('Down With The Protocols') tun dabei noch das Ihrige. Genial sind darüber hinaus auch die 80er THE-CUREigen Keyboards z.B. in 'The Fear That Falls', erinnern sie doch ein wenig an 'Inbetween Days'. Dass Pia Lund, bisher für die weiblichen Vocals zuständig, nicht mehr dabei ist, merkt man gar nicht. Denn auch die neue Sängerin Pris bietet dem Biest "BOA" mit ihrem ebenso unverwechselbaren Gesang gekonnt Paroli und verleiht so den Liedern in verzaubernder Weise das besondere Etwas.
Überaus markant sind hier zudem bisweilen die mitreißenden, mitunter unter die Haut gehenden Melodien im unberechenbaren Alternative-Gewand, die eben nicht krampfhaft auf Radiotauglichkeit getrimmt werden. Daneben gibt es auch wieder elektronischere Songs mit stampfenden Drums und zerrend sägenden Gitarren ('Baby, Please Go Home'), ebenso wie die Ich-sitze-mit-meiner-Freundin-einsam-am-Strand-und-wir-trinken-ein-kein-Konzernbier-Song ('Are You The One From Heaven'). Der Song, zu dem auch sonst nicht tanzende Jungs ausrasten und grölender Weise mitsingen können, ist das ehrlich authentisch und etwas retro-daherkommende 'Snake Plissken'. Herrlich. Viele Songs wehren sich aber auch einfach gegen die Kategorisierung und lassen sich überhaupt nicht fassen. Weltklasse.
Auf der Habenseite kann "Bleach House" wie gewohnt auch tiefergehende Texte Verbuchen. Wenn BOA von "Kill Wiki, kill Wiki, kill the future", "digital colonialism" oder "I want my life back" singt, kauft man ihm das auch ab!
Fazit: Wer gelaubt hat, dass das Vorgängeralbum "Loyalty" nicht mehr zu toppen sei, der wird mit "Bleach House" eines Besseren belehrt. Denn PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB zeigen sich in Hochform, haben sie sich doch auf alte Stärken besonnen und im Verein mit allerlei neuen Einflüssen ein Album erschaffen, das durch seine Frische, Vielseitigkeit und Unbestechlichkeit mehr als zu überzeugen weiß. INDIEPENDENT ROCK im wahrsten Sinne des Wortes.
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V.Ö.
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