Den Weggang des Sängers zu verkraften, ist für eine Band schon schwierig. Wenn dann aber auch noch ein Gitarrist und der Drummer das Weite suchen, dann ist der Patient eigentlich klinisch fast schon tot. Aber nur eigentlich. Denn die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Patrik Jensen (Gitarre) und Jonas Björler (Bass) konnten kurzerhand Adrian Erlandsson (AT THE GATES, PARADISE LOST, VALLENFYRE) für den Job hinter den Drums gewinnen, der zudem selbigen schon beim Debütalbum von THE HAUTED gemacht hatte. Darüber hinaus nahm Ex-Member Marco Aro wieder seine alte Position hinter dem Mikro ein. Komplettiert wird das Quintett durch Ola Englund (ex-SIX FEET UNDER) an der Gitarre.
Gaben die fünf mit der EP "Eye Of The Storm" zu Beginn des Jahres ein erstes Lebenszeichen von sich, so stellt der Longplayer nun vollends unter Beweis, dass der ehemalige, von vielen totgesagte Patient THE HAUNTED wieder vollkommen genesen ist. Besser. Die drei "Neu-Mitglieder" wirken vielmehr als Jungbrunnen in Sachen Frische, Dynamik und Kraft. Denn überaus überzeugende, frische Riffs treiben den Sound straight nach vorne, immer wieder gekonnt unterbrochen durch groovige Parts ('Cutting Teeth').
Daneben findet sich auch immer wieder hintergründige mitreißende Melodik ('Eye Of The Storm'), die den Tracks jenseits der brachialen Härte auch ungemein viel Tiefgang und Intensität verleiht. Das selbige natürlich auch für Abwechslung und Vielfältigkeit sorgt, versteht sich von selbst. Das ist düsterer thrashiger Metal, wie er sein soll. Daran sollte sich METALLICA mal ein Beispiel nehmen!
Da wäre unter anderem der nur wenig über eine Minute dauernde Song 'The Enemy', in dem in überzeugender Manier der Wut und dem Ärger Lauf gelassen wird. Herrlich! Einen ähnlichen Eindruck bekommt man von 'My Salvation', auch wenn hier auch melodische Accessoires zum Einsatz kommen. Dass Ola Englund wirklich ein Gewinn für die Band ist, zeigen seine intensiven Gitarrensoli, wie zum Beispiel in 'Psychonaut'. Mit 'Kill The Light' bieten uns THE HAUNTED eine berauschende brachiale Düsterhymne, in eine ähnliche Richtung geht der etwas ruhigere Herausschmeißer 'Ghost In The Machine'.
Fazit: Es muss nicht immer etwas ganz Neues sein. Manchmal reicht eine Runderneuerung oder Überholung hin, um die Grundlagen für neue Höchstleistungen zu legen. Das gilt auch für THE HAUNTED, die in neuer Besetzung mit ihrem neuen Album "Exit Wounds" mindestens das Niveau ihrer alten Klassiker erreicht haben! Brachiale Brutalität mit groovigen und melodischen Einschlägen der Extraklasse.