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Binary Domain

Sechste Stunde: Werte und Normen. Ich weiß, jeder will nach Hause, aber wir ziehen das jetzt wie Erwachsene durch. Ohne Gequengel und dumme Sprüche. Denise-Chantal, leg sofort das Klappmesser weg! So, Abtreibung und Todesstrafe sind von gestern; heutzutage nimmt man die künstliche Intelligenz durch. Darf man ein Wesen töten, dass aussieht wie ein Mensch, denkt wie ein Mensch und fühlt wie ein Mensch, obwohl es kein Mensch ist? Wir schlagen die Seite 116, Kapitel BINARY DOMAIN auf.

Die Welt, morgens halb 10 im Jahr 2080; kein Knoppers (merkwürdiger Name eigentlich, wenn man ihn so schreibt), dafür zu Recht verwirrte Personen, die eigentlich gar keine sind. Erst das Abreißen der Haut und Fleischschichten zeigt, mit wem man es zu tun hat. Politiker, Polizisten, Soldaten, wenn nicht sogar Arbeitslose, die Androiden haben die Menschheit unterwandert; und das ohne es überhaupt zu wissen. In Zeiten, in denen die Roboterherstellung eins der wichtigsten Industriefelder darstellt und die anscheinend „Seelenlosen“ die mühsamsten Arbeiten der Menschen übernehmen, war es bisher ausnahmslos untersagt Roboter zu erschaffen, die dem Menschen zu sehr ähneln. Die Rolle des Zinnmanns im „Zauberer von Oz“ scheint also neu definiert werden zu müssen.

Ihr seid als Dan Marshall in Japan unterwegs. Gemeinsam mit eurem Bro „Big Bo“ arbeitet ihr für die internationale Einsatztruppe R.U.S.T. und infiltriert die mechanischen Reihen, auf der Suche nach dem Ursprung dieses Identitätsfiaskos. Der Name des Hauptprotagonisten macht leider schon früh klar: Der Typ ist leider genauso charakterlos wie seine Frisur. Immer einen billigen Spruch auf den Lippen, gibt sich Dan keine Mühe innerhalb dieses interessanten Storysettings herauszustechen und irgendetwas darzustellen, was es leider nicht leicht macht, sich mit ihm zu identifizieren.

Geht es allerdings darum den Blechtypen eins mit der Wumme zu verpassen, ist er ganz vorn dabei. In bekannter Third-Person-Gears-Of-War-manier schießt ihr, meistens aus der Deckung heraus, Gliedmaßen und Schutzhüllen weg, bis eure Feinde höchstens noch auf euch zu krabbeln können. C3PO is not amused!
Das Ausknipsen der digitalen Lichter soll natürlich nicht umsonst sein; ihr bekommt für getötete Gegner Credits, die ihr in Waffenupgrades und ausrüstbare Fähigkeiten für die jeweiligen Teammitglieder stecken könnt.

Diese etwas gefühllos ins Schussfeld laufenden Typen sind die, denen ihr entweder per Quickmenü oder per Spracheingabe mit Headset Befehle erteilen könnt. Letzteres verleiht dem Spiel ein ganz besonderes Flair, denn auch wenn man sich die erste Zeit leicht bescheuert vorkommt, lässt es einen doch tiefer ins Spielgeschehen eintauchen, da man durch die Verwendung von Schlüsselwörtern auch in Gesprächen mit seinen KI-Kollegen antworten kann. Man kann sie natürlich auch die ganze Zeit beleidigen, was allerdings bald in Befehlsverweigerung endet; man stelle sich seinen Chef vor, der einem gegenüber sitzt und fröhlich, aber konsequent ein schlichtes „F*** dick!“ entgegenbringt.
Durch die Sprachkonfiguration im Hauptmenü könnt ihr alles Nötige einstellen und nach den ersten Probe-Sprachläufen funktioniert dann auch größtenteils alles so, wie es soll, auch wenn im Eifer des Gefechts nicht jede Anweisung sofort erkannt wird.

Ist man dann physisch und psychisch soweit, kann man sich in den Kampf gegen die riesig daherkommenden Zwischen- und Endbosse werfen. Diese, sowie diverse Rutsch- und Fahreinlagen, lockern das Spielgeschehen auf und bieten die Abwechslung, ohne die BINARY DOMAIN schnell sehr mittelmäßig hätte werden können. Dem Auge wird eine passable, wie erwartet technisiert, tendenziell eher düster-kalte Welt geboten. In Zwischensequenzen wird das gezeigt, was ingame leider zu sehr fehlt: dynamische, richtig gut animierte Gesichtsregungen und Körperbewegungen, die für Kinofeeling sorgen.

Der Cyber-Taktikshooter lässt euch auch online die Möglichkeit offen zu zeigen, wer der Master Of Abwrackprämie ist. Die möglichen Modi bieten allerdings nicht neues; Deathmatch, Capture The Flag, Invasion (ihr wisst schon, die Sache mit den Gegnerwellen…). Die Maps haben zwar beeindruckt und bieten Spaß und Abwechslung für zwischendurch, der Multiplayer macht insgesamt aber keine Anstalten irgendeine Form von Revolution zu starten.

Oft wurde BINARY DOMAIN schon als Geheimtipp betitelt und auch hier würde der Titel definitiv vergeben werden. Viele positive Ansätze bieten Gelegenheit Sci-Fi-Anhängern eine warme Empfehlung auszusprechen und wer einer Third-Person-Ballerei nur schweren Herzens aus dem Weg gehen kann, brauch sich hier keine Gedanken zu machen und kann zugreifen.

I’ll be back…
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